Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
recherchiert hat.«
»Haben Sie ihm die Namen gegeben?«
»Äh … ja. Hätte ich das nicht tun sollen?«
Dühnfort hatte nicht vor, Skiba einen Vortrag zum Thema Datenschutz zu halten. Das war nicht sein Job. »Wollte er mehr wissen als nur die Namen?«
»Das war ein netter Kerl, wir haben uns ein bisschen unterhalten. Auch über das Foto, das der Samariter an die Zeitung geschickt hat. Ziemlich schräg. Er meinte, es muss ja nicht vom Mörder stammen. Es könnte auch der Notarzt oder einer der Rettungssanitäter gemacht haben, also rein hypothetisch.«
»Und was haben Sie darauf geantwortet?«
»Wenn schon, habe ich gesagt, dann der Friebe. Der fotografiert, wo er geht und steht. Aber eine Tote sicher nicht.«
»Warum haben Sie diesen Anruf nicht bei uns gemeldet?«
»Das war doch nur ein Journalist.«
»Hat er seinen Namen genannt?«
»Äh … ja. Glaub schon. Schneider oder Schuster. So ein Allerweltsname.«
Und garantiert ein falscher. Dühnfort verabschiedete sich und rief Meo an. Wieder einmal war ein Beschluss nötig. Auch wenn er nicht glaubte, dass der Anrufer von einem registrierten Handy oder Festnetzanschluss angerufen hatte. Dennoch sollte Meo das prüfen.
Er kehrte ins Büro zurück und ließ Friebe bringen. Unsicher nahm er hinter dem Schreibtisch Platz. »Der Mücke hat das doch bestätigt, oder nicht? Also, dass ich für die Maren Kruse eingesprungen bin. Hat er doch?«
Der Kerl konnte ruhig noch ein wenig schmoren. »Wurde in letzter Zeit bei Ihnen eingebrochen?«
»Wieso fragen Sie das?«
»Wurde eingebrochen?«
Mit einer fahrigen Geste fuhr Friebe sich durchs Haar. »Es ist komisch, dass Sie das fragen. In der vorletzten Oktoberwoche, da bin ich abends mal heimgekommen und hatte die Idee, dass jemand in der Wohnung war. Es fehlte zwar nichts, aber nicht alle Sachen waren an ihrem Platz. Jemand hatte in der Fotomappe geblättert. Im Bad lag das Deo auf dem Boden, und der Deckel des Schmutzwäschebehälters war nicht richtig zu. Ich bin in solchen Dingen pingelig. Schubladen, Schranktüren, Deckel müssen zu sein.«
»Es gab keine Einbruchsspuren?«
»Ich ziehe die Wohnungstür meistens nur zu. Bei mir gibt es nichts zu holen. Doch seither sperre ich auch ab.«
Dühnfort rief die Kollegen. Sie sollten Friebe zurück in die Zelle bringen. Bis Mitternacht konnten sie ihn noch hierbehalten. Keine Sekunde früher würde er diesen verdammten Wichtigtuer gehen lassen.
Pünktlich um zwei betrat er den Soko-Raum. Die schlechte Nachricht hatte sich offenbar schon herumgesprochen. Alle sahen mürrisch und frustriert aus.
Dühnfort setzte sich zu den anderen an den Tisch. »Friebe kann nicht unser Mann sein. Er hat für den Fall Brettschneider ein Alibi. Er ist für eine Kollegin eingesprungen und war zur Tatzeit in einem Altenheim im Einsatz. Fünf Leute bestätigen das.«
»Das ist unmöglich. Seine DNA ist an allen Tatorten«, sagte Alois.
»Jemand hat uns gelinkt.« Dühnfort erklärte, wie der Täter auf Friebe gekommen war. »Er musste nur in der Seitzstraße auf ihn warten und ihm zur Wohnung folgen.«
»Woher wusste er, wie Friebe aussieht?« Diese Frage kam von Kirsten.
»Ein Blick auf die Homepage des BRK genügt. Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Bei ihm wurde tatsächlich eingebrochen.«
Ein Schnauben kam von Russo. »Behauptet er das nur, oder hat er die Polizei gerufen?«
»Nein. Es fehlte ja nichts. Bis auf ein paar Haare aus dem Kamm, nehme ich an. Damit hat unser Täter die falsche DNA -Spur gelegt. Friebe hat ihm als Samariter in die Hände gespielt. Dieser verdammte Idiot.«
Stahl schüttelte den Kopf. »Das ist eine hanebüchene Geschichte.«
»Wenn es Friebe nicht war, warum haben wir dann keine Täter- DNA an den Tatorten gefunden?«, fragte Kirsten.
Buchholz sah in die Runde. »Dafür gibt es nur eine Erklärung. Er hat sich vermummt. Overall, Latexhandschuhe, Mundschutz. Bekommst du alles im Baumarkt in der Heimwerkerecke.«
»Das ist alles eine einzige große Scheiße.«
72
Im Stillen pflichtete Dühnfort Alois bei. Es war eine einzige große Scheiße. Sie waren einem Wichtigtuer aufgesessen und hatten wertvolle Zeit verloren. Möglich, dass der Doppelmord in der Sedanstraße zu verhindern gewesen wäre. Ein Gedanke, der sich wie Blei in seinen Magen legte.
»Wir stehen also wieder ganz am Anfang. Worum geht es überhaupt bei dieser Mordserie? Sexualverbrechen können wir ausschließen. Doch Eigentumsdelikte auch? Bisher sind wir davon ausgegangen,
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