Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
stieg aus und betrat die Ladenstraße. Das Handy vibrierte. Eine SMS von Gina. Bin da. Wo bist du?
Hier , simste er zurück und betrat den türkischen Imbiss. Gina saß auf einer Holzbank, das Handy in der Hand. Er gab ihr einen Kuss.
»Ach, hier ist hier «, meinte sie mit dem schelmischen Grinsen, das er so an ihr liebte. Ein guter Teil seines Ärgers verflog.
»Natürlich ist hier hier, sonst wäre es ja dort .«
»Aha. Verstehe … Ne, eigentlich nicht.« Sie schob eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr und lachte. »Das war jetzt fast valentinesk.«
Während sie auf das Essen warteten, fragte Gina, ob der Buschfunk denn richtig funkte.
Dühnfort erklärte ihr die vermaledeite Situation, einschließlich des unerfreulichen Gesprächs mit Potthoff.
»Hört sich eigentlich nicht so neutral an, wie er sagt«, meinte sie. »Offenbar hat er gar nicht die Absicht, sich im Krankenhaus umzuhören, ob Gerstner die Behringer nach deinem angeblichen Übergriff ausgefragt hat. Denn so dämlich wird er ja nicht gewesen sein, sich offen mit ihr abzusprechen. Er wird sie zu dem Vorfall befragt haben, ganz besorgter Retter und Polizist, und hat sich ihre Version zu eigen gemacht.«
»Vermutlich. Doch wie soll ich das beweisen? Mir gegenüber wird sich die Behringer dazu nicht äußern.«
Gina schob einen Bissen in den Mund. »Dir gegenüber vielleicht nicht. Aber einer einfühlsamen Polizistin wird sie ihr Herz schon ausschütten.«
»Vor allem, wenn diese Altfälle bearbeitet«, entgegnete Dühnfort schmunzelnd.
»Woher soll sie das denn wissen?«
9
Als Clara am nächsten Tag das Krankenhaus betrat, lag eine unruhige Nacht hinter ihr. Sie hatte kaum geschlafen. Ihre Wohnung erschien ihr besudelt, und das Bedürfnis, gründlich zu putzen, ihre gesamte Wäsche zu waschen und so die Anwesenheit des Einbrechers zu tilgen, wurde beinahe übermächtig. Vielleicht hätte sie doch die Polizei rufen sollen? Aber es fehlte ja nichts. Und nun war es dafür zu spät.
Mit dem Lift fuhr sie zur Station. Ihr Vater hatte leichtes Fieber und bekam ein Antibiotikum. Vermutlich doch eine Lungenentzündung. Er würde noch ein paar Tage bleiben müssen, erklärte Dr. Wernicke.
Beim Sozialdienst holte Clara sich Informationsmaterial über Agenturen, die Pflegekräfte vermittelten, und sah dann nach Paps. Als sie die Sprache auf die Pflegerin brachte, die sie für ihn engagieren wollte, reagierte er verwirrt. »Wieso? Wir sind ja nicht alt und hilflos. Wir kommen noch gut alleine zurecht. Also vergiss diese dumme Idee. Elli wird das auch nicht gefallen. Wo ist sie überhaupt? Warum kommt sie mich nicht besuchen? Wir müssen über die Kreuzfahrt sprechen. Wenn wir nicht bald buchen, gibt es nur noch Innenkabinen.«
Drei Jahre war Mutter nun schon tot. Clara brachte es nicht übers Herz, ihn daran zu erinnern. »Sie kommt später.«
Sie legte ihm seine Zeitungen hin, die er noch immer jeden Tag las, obwohl er nichts mehr behielt und vieles auch nicht mehr verstand. Es war sein Ritual. Gemeinsam lösten sie das Kreuzworträtsel. Bis sie ging, hatte Paps Mutter und die Kreuzfahrt schon wieder vergessen.
Auf dem Heimweg besuchte Clara Franzi in ihrem Café in der Kirchenstraße. Beinahe alle Tische waren besetzt. Es duftete nach Kaffee und Gebäck. Leise Musik lief im Hintergrund. Ihre Schwester stand an der dampfenden Espressomaschine und hob die Hand zum Gruß. Clara fand einen Platz am Fenster. Fünf Minuten später erschien Franzi. Mit dem Handrücken wischte sie sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. Ein Bluterguss über der Stirn wurde sichtbar. »Magst du einen Cappuccino?«
»War das Klaus?«, fragte Clara erschrocken.
»Soll ich sagen, ich wäre die Treppe hinuntergefallen? Natürlich war er das. Aber ich schwöre dir: zum letzten Mal. Ich ziehe aus und nehme die Kinder mit. Das erfährt er allerdings erst, wenn ich weg bin. Also sag bloß nichts zu ihm.«
»Natürlich nicht. Wie käme ich dazu? Außerdem sehe ich ihn eh so gut wie nie.«
»Wie wäre es nun mit einem Cappuccino?« Es klang genervt. Vermutlich hatte Franzi weder Zeit noch Lust, sich mit der Suche nach einer Pflegekraft zu befassen.
»Lieber ein Glas Wasser.«
Franzi holte zwei und setzte sich zu ihr an den Tisch. »Gibt es Neuigkeiten?«
»Ich habe mich beim Sozialdienst im Krankenhaus informiert. Wenn wir eine Pflegerin für Paps engagieren, kostet das weniger als ein Heim, in das er ja ohnehin nicht will. Außerdem läuft alles nach seinen Wünschen.
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