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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Wochen später auffiel und sie gar nicht erst verdächtigt wurde. Elena doch nicht. Sie hat sogar das Geld abgegeben, das sie hinter der Kommode gefunden hat.
    Sie bezog das Bett frisch, stopfte die Schmutzwäsche in die Maschine und schaltete sie ein. Dann holte sie das Kuvert aus der Schachtel mit der Heizdecke. Es lag noch genau so darin, wie sie es bei ihrem letzten Besuch platziert hatte: mit dem Aufdruck nach unten und ein wenig unter das Kabel geschoben. Die Kommandantin kontrollierte ihre Geldverstecke nicht. Jedenfalls nicht in kurzen Abständen. Sehr schön. Sie steckte die Scheine ein und warf das leere Kuvert in die Tüte mit dem Altpapier.
    In der Abstellkammer befand sich ein weiteres Versteck. Fünfhundert Euro in einer Schachtel mit Christbaumschmuck. Elena schob das Geld ein und saugte den Flur. Im Wohnzimmer lief der Fernseher viel zu laut.
    Ihr Handy klingelte. Es war Galina, die fragte, ob sie nun einen Platz in Ions Bus für Elena reservieren sollte. In dem Bus, der keiner war, sondern ein Geländewagen, der auf Routen fuhr, die abenteuerlich waren und vermutlich auf keiner Karte verzeichnet. Zumindest auf den letzten Kilometern über die Grenze nach Moldawien. Abfahrt war morgen in aller Herrgottsfrühe. Vorher traf sie noch Alexej, der vermutlich ebenso wenig Alexej hieß wie sie Elena. Mit ihm hatte sie einen Deal. Einen Deal um Sergejs Leben. Dreitausend Euro. Das war der Preis. Wenn Sergej ihn bezahlte, wollte Elena über der Grenze sein und nie wieder in dieses Land zurückkehren. Auf Ion war Verlass. Zumindest wenn man Galina glaubte. Er verlangte zwar eine unverschämte Summe, aber keine, die sie nicht aufbringen konnte. Jedenfalls nicht, seit sie ihr Business aufgezogen hatte. »Ich fahr mit. Sag ihm das. Heute Abend bekommt er sein Geld. … Bis acht. … Ja, habe ich verstanden … ich bin bis acht da.« Ion wollte das Geld vorab. Nicht, dass im letzten Moment jemand absprang oder nicht erschien und er das Nachsehen hatte.
    Ein verzweifelter Laut drang aus dem Wohnzimmer, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Was war das gewesen?
    »Eva!« Es klang kläglich.
    War die Alte gestürzt und hatte sich alle Gräten gebrochen? Mist! Notarzt und besorgte Tochter gehörten nicht zu Elenas Plan. Sie warf das Handy auf die Kommode im Flur und eilte der Kommandantin zu Hilfe. Sie lag auf dem Boden und versuchte bereits alleine hochzukommen. Allzu schlimm konnte es also nicht sein. Ein Stück hinter ihr stand der Rollstuhl. Die Bremse war nicht festgestellt! Das sah Elena aus drei Metern Entfernung. Er musste unter ihr weggerollt sein, als sie sich hineinsetzen wollte.
    »Dieser verdammte Rollstuhl. Ich will auf die Toilette. Hilf mir auf.«
    Kommandieren ging noch. Verletzt war sie offenbar nicht. Elena trat hinter die Alte, umfing ihre magere Brust mit dem Erste-Hilfe-Griff und zog sie auf die Beine. Dabei bemerkte sie den nassen Fleck auf der Hose. Der Geruch nach warmer Pisse verbreitete sich im Raum. Beschämt sah die Alte zu Boden. In ihren Augen standen plötzlich Tränen.
    Es musste schrecklich sein, wenn man alt wurde und einem der Körper nicht mehr gehorchte, wenn man die Kontrolle verlor. Beinahe tat ihr Emily leid.
    »Bring mich ins Bad und lass die Wanne ein.« Innerhalb einer Sekunde hatte die Alte sich gefangen. Elena hakte sie unter, führte sie ins Bad und tat wie ihr geheißen. Ins warme Wasser gab sie reichlich vom Lavendelbadeöl, so wurde der Geruch erträglich. Inzwischen kämpfte die Kommandantin mit den nassen Klamotten und verhedderte sich in Hose und Schlüpfer. Eine Weile sah Elena sich das an, dann half sie ihr beim Auskleiden. Emily brauchte keine Putzfrau, sondern eine Pflegerin. Sie gehörte in ein Heim.
    Sie half ihr in die Wanne und putzte weiter. Dabei leerte sie ein weiteres Depot im Wohnzimmer. Das Kuvert lag unter dem Teppich. Zwanzig Minuten später benötigte die Kommandantin Hilfe beim Aussteigen. Elena reichte ihr das Badetuch und holte frische Wäsche und Kleidung aus dem Schlafzimmer.
    Die Badeaktion hatte Zeit gekostet. Es war schon kurz vor sieben, als sie endlich fertig war. Beinahe eine halbe Stunde später als geplant. Sie musste sich sputen, damit Ion sein Geld pünktlich bekam, sonst würde er den Platz an jemand anderen vergeben. Hastig räumte sie die Putzsachen auf, nahm den Zettel mit ihrer Handynummer vom Kühlschrank und steckte ihn ein.
    Heute wurde ihr Lohn großzügig aufgerundet. Vier Stunden wurden bezahlt. »Danke für deine Hilfe, Eva.

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