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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Bericht wieder auf: »Bruder Hermann hatte seine erste Predigt wider Hechard und die Beginen gehalten. Schwester Guta ist, nachdem wir es durch Magistra Sela erfahren haben, am Tage nach Maria Lichtmess aufgebracht aus dem Beginenhaus der Stolkgasse gestürmt. Ich habe versucht, sie zur Umkehr zu bewegen, aber sie meinte, sie könne Bruder Hermann von seinem Tun abhalten. Soweit ich ermitteln konnte, ist sie zu den Predigern gegangen, um bei ihrem zweiten Sohn, also Bruder Hermann, zu beichten. Bruder Einhard hatte die Torwache und erinnert sich, Schwester Guta habe nach Bruder Hermann verlangt. Ich vermute: Sie hat sich ihm offenbart, um ihn von seiner Herkunft zu unterrichten und zu bitten, seine Angriffe einzustellen, weil sie sich auch gegen seine Mutter richteten.«
    Bruder Hermann vergrub wieder sein Gesicht.
    »Wir brauchen dein Zeugnis, Bruder«, ermahnte Bruder Johannes ihn.
    Diesmal sprach Bruder Hermann, ohne den Kopf zu heben, und seine Worte kamen dumpf und gequetscht heraus: »Schwester Demudis spricht Recht, so wahr mir Gott helfe.«
    Ich frage mich, wie er meinen konnte, dass er mit all dem durchkommen würde, dachte Demudis, während sie weiterredete: »Dabei hat sie offenbar auch davon gesprochen, dass sie nach Riehl gehe und was sie dort vorhabe. Die Frage lautet erneut, ob sie Zeugnis für oder gegen ihren Sohn Martin ablegen wollte. Was auch immer es war, sie hat es nicht ausführen können, denn sie wurde gemeuchelt, unweit jenseits des Eigelsteintores. Wie viel Zeit genau zwischen der … ähm … Beichte bei Bruder Hermann und Schwester Gutas Tod verstrichen ist, war nicht zu ergründen. Da es aber kein weiteres Zeugnis über ihren Verbleib bis zur Auffindung ihrer Leiche gibt, gehe ich davon aus, dass die Tötung unmittelbar danach erfolgt ist und sie dort etwa zwei Tage unentdeckt im Schnee gelegen hat. Bruder Hermann, ausgestattet mit seinem neuen Wissen um seine Eltern, begab sich zu seinem Vater, Graf Walram. Fundort der Leiche und deren Überbringung ins Predigerkloster derselben kann der anwesende Bruder Dirolf bezeugen.«
    Bruder Dirolf nickte.
    Ich denke, Bruder Hermann hat nicht mit Umsicht gehandelt, überlegte Demudis wiederum gleichzeitig mit ihrem gesprochenen Bericht, vielmehr hat er seine Mutter von Leidenschaft überwältigt erwürgt und das, was er daraufhin tat, nicht sorgfältig durchdacht: »Graf Walram gegenüber gab Bruder Hermann an, Schwester Guta sei durch Martin im Zorne getötet worden, weil sie nicht die Vaterschaft Adolfs von Riehl über ihn hatte bezeugen wollen. Dies reichte Graf Walram, seinerseits Martin zu richten, nachdem dieser nach Katzenelnbogen zurückgeke hrt war. Doch ich habe das Zeugnis von Anna, der … Schwester Martins, seiner Nennschwester, die ihn nach Riehl begleitet hatte, dass Martin am auf Maria Lichtmess folgenden Tage in Riehl an ihrer Seite verweilt habe.«
    Graf Walram rang die Hände und schaute, wie es Demudis schien, ins stumme Gebet vertieft zur Decke.
    »Die Bäuerin Anna ist nicht zugegen, um ihr Zeugnis abzulegen«, sagte Demudis.
    Bruder Johannes unterbrach: »Wenn Schwester Guta nicht vorhatte, für ihren erstgeborenen Sohn, diesen Bauern, Zeugnis abzulegen, hätte sie sich denn dann auf den Weg nach Riehl gemacht? Ist es vernünftig, Derartiges anzunehmen?«
    Ja, daran hatte sie ja auch schon gedacht. Wie ohne es zu wollen, hörte sich Demudis preisgeben, was sie eigentlich hatte für sich behalten wollen: »Allerdings handelte es sich vielleicht ja doch nicht um den Sohn des Herrn Adolf von Riehl, denn mit keinem anderen Weibe hatte er Kinder …«
    »Gleichviel, wenn sie nicht zu seinen Gunsten vor den Verwandten aussagen wollte, wäre sie dann nicht in Köln geblieben?«, beharrte Bruder Johannes.
    Demudis sah, wie Graf Walram ein Geistesblitz traf. Er sagte: »Martin hätte nicht in Riehl gewartet, sondern wäre vielmehr mit Anna unmittelbar zurückgekehrt. Ich Tor! Ich habe mich blenden lassen!«
    Es kam etwas Leben in Erzbischof Heinrich. Er räkelte sich ein wenig und sagte missmutig: »Darüber sitzen wir nicht zu Gericht. Es geht um den Mordvorwurf gegen Bruder Eckhart, den die Prediger Meister nennen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem, was gesagt worden ist, und der genannten Anklage?«
    Bruder Dirolf meldete sich zu Wort: »Ehrwürdiger Vater und Herr Erzbischof Heinrich, Bruder Eckhart hat sich öffentlich zum rechten katholischen Glauben bekannt. Ich sehe nicht, dass etwas anderes möglich ist, als diejenigen

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