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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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zusammen.
    Ob die Interpretation »treffend« ist, ob sie richt ig und angemessen ist, wissen wir spontan nicht. Denn wir können nicht überprüfen, ob das Gehirn noch mehr Ankerplätze zu diesem Thema gelegt hat, weil wir über die Aktenzeichen nicht verfügen. Wir kommen immer nur an jenen Teil unserer

Erinnerungen heran - und zwar nur an den Teil, den das Gehirn uns gestattet, abzurufen.
    Das bedeutet: Wir können eine Situation immer nur subjektiv interpretieren - kaum objektiv. Wir werden also nie so genau erfahren, ob wir mit unserer Einschätzung einer »Lage« wirklich objektiv richtig »liegen«. Unser Gehirn zu fragen, ob es noch mehr zu einem Thema weiß, ob da noch irgendwo bei ihm im Keller ein paar Ankerplätze liegen, ist müßig. Wir würden keine Antwort erhalten. Das Gehirn würde bestenfalls sagen, es gibt keine weiteren Ankerplätze, basta. Ob das stimmt oder nicht stimmt, spielt keine Rolle. Eine verdrängte Erinnerung ist so wie keine Erinnerung.

    So werden wir behaglich hinters Licht geführt…

    »Behaglichkeit« der Entscheidungen bezeichnet das Gefühl, das wir haben, wenn wir in unserem Ankerplatzsystem
    herumsuchen und etwas Brauchbares finden. Da unser Gehirn sehr clever dafür sorgt, dass wir nur das finden, was wir finden dürfen, kommen wir immer nur an gefilterte Informationen heran. Das reicht uns Menschen aus, um unsere Entscheidungen vorzubereiten. Und selbst wenn wir mit an Sicherheit
    grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen könnten, dass unsere
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    Entscheidungsprognose negativ ausfallen würde - wir fühlen uns immer noch behaglich und meinen, wir würden aufgrund von
    »Tatsachen« entscheiden. Tatsache hingegen ist einzig und allein: Auch mit falschen Entscheidungen gehen wir erstaunlich behaglich um. In den allermeisten Fällen bemerken wir unsere Fehleinschätzung zu spät oder gar nicht.
    Aber es kann noch dramatischer kommen mit dem
    merkwürdigen Gehirnarchiv: Wenn wir über eine und dieselbe Situation zu unterschiedlichen Zeitpunkten nachdenken, gibt das Gehirn unterschiedliche Ankerplätze frei. Das heißt, bei jeder Entscheidungsvorbereitung kann es passieren, dass wir auf unterschiedliche Erinnerungen zurückgreifen müssen obwohl die anstehende Entscheidung im Grunde dieselbe ist. Auch die Anfrage an das Gehirn ist gleich formuliert. Doch das Gehirn gibt uns plötzlich ganz andere Daten.
    Dieses merkwürdige Rückgriffsverhalten auf die Festplatte, diese gefilterten Informationen differieren bereits von Tag zu Tag. Wir sehen an dem einen Tag die Dinge glasklar, schlafen darüber und sehen an einem anderen Tag die Dinge
    verschwommen oder zumindest in einem anderen Licht - oder umgekehrt. Aus dieser Unsicherheit, sich auf sich selbst und seine eigene Einschätzung einer Situation verlassen zu können, resultiert der alte Spruch »Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wurde« oder »Morgen ist auch noch ein Tag«.
    Diese selektive Auswahl der zur Verfügung gestellten
    Informationen ist auch der Grund, warum wir Menschen aus Fehlern oft nicht wirklich lernen können. Wir fühlen uns bei einer Entscheidung behaglich - obwohl objektiv betrachtet Kopf und Bauch uns regelrecht aufs Glatteis geführt haben.
    Ein aktuelles Beispiel aus der Forschung: Einer Gruppe von 100 Single-Pärchen im Alter von 22 bis 42 Jahren, die von sich behaupteten, eine rundherum glückliche Partnerschaft zu führen, wurde ein Fragebogen vorgelegt. Die Fragen drehten sich um das Zusammenleben der beiden: Wie sehr lieben Sie Ihren
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    Partner? Was gefällt Ihnen ganz besonders an Ihrem Partner?
    Geht Ihnen Ihr Partner auch manchmal auf die Nerven? Wie würden Sie Ihre Partnerschaft charakterisieren? Was nervt Sie an Ihrem Partner ganz besonders?… und so weiter…
    Nach einem Jahr wurden die Single-Pärchen erneut
    eingeladen. 47% der Pärchen waren allerdings nicht mehr zusammen. Die 53% der Pärchen, die noch in der gleichen intakten Beziehung lebten, konnten sich an alle ihre positiven Äußerungen/Antworten im Fragebogen erinnern. Die 47%, die sich getrennt hatten, erinnerten sich nur noch an die negativen Antworten, die sie vor einem Jahr gegeben hatten. Die
    zerstrittenen Singles behaupteten felsenfest, sie hätten in dem Test vor einem Jahr niemals etwas Positives über ihren Partner gesagt.

    Da wird auch der Sinn dieses selektiven Gehirnankerplatz-Apparates deutlich: Es sollen offenbar emotionaler Schaden, Verlustangst und Trauer von uns abgehalten werden. Deshalb

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