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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Empore verbreitern musste.
    Der nächste Schritt war die Gründung eines Kirchenchores, unterstützt durch ein umfangreiches Legat.
    Und so war diese ein wenig abseits gelegene Pfarrkirche dank der unmittelbaren Großzügigkeit von Donna Maria Costanza und der mittelbaren ihres verstorbenen Mannes, der zeit seines Lebens ein überzeugter Freimaurer und Gegner der Kirche gewesen war, zu ihren beiden Glanzstücken gekommen. Die Don Mario streng behütete.
     

KAPITEL 6
    Dienstag, 6. Februar 2007, 16:30 Uhr
    An diesem Dienstag gab es einige Veränderungen für den Chor.
    Vor allem in Bezug auf die Proben.
    Die waren vom frühen Abend auf den späten Nachmittag vorverlegt worden. Und wegen einiger Renovierungsarbeiten hinten in der Apsis fanden sie nicht in der Kirche statt, sondern man musste in den Unterrichtsraum ausweichen.
    Außerdem war der Organist Leonardo Coronari heute sowohl für die Begleitung - per Keyboard - wie auch für die Leitung des Chores zuständig, da Maestro Lovati um diese Uhrzeit anderweitig beschäftigt war.
    Der Unterrichtsraum war nicht sehr geräumig. Leonardo, der das elektronische Keyboard hasste, brauchte ein wenig, bis er die Chorsänger so aufgestellt hatte, dass die Akustik einigermaßen erträglich war. Daher verging fast eine Stunde, ehe alle bereit waren.
    Das Programm für das Osterkonzert war mit Don Mario abgestimmt worden, der zwar nicht gerade ein Musikkenner war, aber doch ergriffen lauschte, wenn seine Kinder sangen, denn dann, so erzählte er jedem, der es hören wollte, spürte er, »wie seine Seele sich zum Himmel erhob«. Es bestand aus zwei Teilen: einem mit geistlicher Musik wie dem Halleluja aus Händels Messias , Vivaldis Magnificat in g-Moll und dem Sanctus in d-Moll aus Mozarts Requiem und einem zweiten mit sozusagen profanerer Musik, den die Chorkinder wesentlich lieber sangen, vor allem, seit Maestro Lovati auf den dringenden Wunsch des Pfarrers einige einfache, aber sehr effektvolle Stücke eingebaut hatte, zum Beispiel We are the World , When the Saints Go Marching In und den wunderbaren Naviglio Blues nach einem Gedicht der Mailänder Dichterin Alda Merini, das Leonardo Coronari selbst vertont hatte und von dem das niedere Volk ganz begeistert war.
    Ein anspruchsvolles Programm, für das man vor allem eine klare und kräftige Stimme brauchte. So eine wie die von Ivan.
    Aber an diesem Dienstag saß der wie auf heißen Kohlen. Um sechs Uhr endete nämlich die Nachmittagsbetreuung seiner Schwester Martina, und er sollte sie von dort abholen.
    Leonardo ließ gerade zum dritten Mal das Halleluja wiederholen, weil einer der Erwachsenen immer wieder seinen Einsatz verpatzte, als er sah, wie Ivan seinen Platz verließ und sich zum Gehen bereitmachte.
    »Ivan, was ist los? Warum willst du schon gehen?«
    »Es ist wegen meiner Schwester. Ich muss sie von der Schule abholen.«
    »Das tut mir leid, so ein Mist! Nach dem Halleluja wollte ich den Blues probieren. Kannst du nicht noch fünf Minuten warten?«
    »Na ja, nein, also … Meine Mama hat gesagt, sie verpasst mir eine, wenn ich nicht rechtzeitig bei Martina bin.«
    »Ist gut, in Ordnung. Dann sehen wir uns am Donnerstag.«
    »Ja, aber sag bitte Maestro Lovati, dass er ja nicht Monica meinen Teil vom Blues geben soll.«
    »Nur keine Bange. Du und Monica, ihr habt völlig verschiedene Stimmen. Denk bitte daran, dass wir am Donnerstag wieder abends proben. Und nicht hier, sondern wie sonst in der Kirche. Setz dich mit Marcos Vater in Verbindung, der ist an der Reihe, euch Kinder zu bringen und abzuholen.«
    »In Ordnung. Ciao.«
    »Ciao, Ivan. Und bedeck deinen Hals, heute ist es sehr frisch. Du musst deine Stimme schonen!«
    »Ja, aber mir ist nicht kalt.«
    »Diese Jacke ist doch viel zu dünn. Wenn du Halsschmerzen bekommst, kannst du eine ganze Weile nicht mehr singen. Hör mal, nimm doch einfach meinen Schal. Ich habe noch einen. Wickel ihn dir fest um den Hals.«
    »Vielen Dank, Leo, aber …«
    »Kein Aber. Du sollst ihn nehmen, habe ich gesagt!«
    »Na gut. Danke. Ach, und Leo …«
    »Ja?«
    »Ach nichts, ciao .«
    » Ciao .«
     

KAPITEL 7
    Obwohl er erst elf war, hatte Ivan Verantwortung zu tragen, die selbst für einen Erwachsenen eine Last gewesen wäre. Am meisten bedrückte ihn im Moment, dass er pünktlich an der Grundschule sein musste, um Martina abzuholen. Das hatte ihm den gesamten Nachmittag verhagelt.
    Eigentlich endete der Unterricht dort um halb fünf, aber seine Schwester blieb noch bis um

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