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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Dann wandte sie sich nach Süden, von wo sie gekommen war, bis sie den quadratischen Turm der Southwark Cathedral sehen konnte. Sie erinnerte sich, irgendwo gelesen zu haben, dass dies der einzige Punkt in England sei, von dem aus man zwei Kathedralen sehen könne, und sie dachte, dass sie diese Information an einem anderen Tag als heute vielleicht höchst bemerkenswert gefunden hätte.

    Dann ging ihr Blick hinaus auf die Häuser, die dahinter lagen. Sie rief sich ins Gedächtnis, was sie über die Brände zu wissen geglaubt hatte und was sie an diesem Morgen gesehen hatte, und das Muster begann sich ein wenig zu verschieben. Die schattenhafte Gestalt, die von einem Feuer zum nächsten huschte, nahm klarere, festere Konturen an und fand schließlich ihren Platz in den Schreckensbildern des Brandes von letzter Nacht.
    Sie sah ihn vor ihrem geistigen Auge, und sie begriff, was ihn zum Handeln trieb, und dann – dann sah sie etwas so Furchtbares, dass sie kraftlos gegen das Brückengeländer sank und die Hand auf den Mund pressen musste, um den aufsteigenden Brechreiz zu unterdrücken.
     
    Das Quietschen von Autoreifen lenkte Kincaids Aufmerksamkeit jäh von dem aufgebrochenen Vorhängeschloss ab. Ein flotter, knallroter Mini bog mit überhöhter Geschwindigkeit um die Kurve in die Webber Street und kam mit einem Ruck hinter seinem Wagen zu stehen. Der Hund begann zu bellen, aufgeschreckt durch die plötzliche Störung, und dann sprang Rose Kearny aus dem Wagen und kam auf sie zugerannt.
    Vor Farrell blieb sie stehen, schwer atmend und mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ms. Kearny«, sagte Kincaid. »Was ist los? Was tun Sie hier?«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder Bill Farrell zu. »Ich habe auf der Wache angerufen, und da hat man mir gesagt, Sie seien hier. Mir ist gerade klar geworden, dass ich falsch gelegen habe – oder jedenfalls nicht ganz richtig -, was das Motiv für seine Brandstiftungen betrifft. Er hat tatsächlich Orte ausgewählt, an denen er keinen zusätzlichen Brandbeschleuniger einsetzen musste, weil er beweisen will, dass er schlauer ist als wir – aber das war nur ein zusätzlicher Vorteil für ihn, sozusagen das Sahnehäubchen.«

    Martinelli, der den Hund inzwischen wieder beruhigt hatte, sah sie verdutzt an. »Was wollen Sie …?«
    »Ich habe die Karte studiert, und ich habe mir die einzelnen Brandorte selbst angesehen, einen nach dem anderen. Ich glaube, er stellt historische Brände nach.«
    »Ich komme nicht mit«, sagte Farrell.
    »Na ja, vielleicht nicht der erste Fall – das Feuer in der Lagerhalle an der Waterloo Station. Das könnte ein Probelauf gewesen sein, eine Art Fingerübung. Aber bei den anderen handelte es sich entweder um viktorianische Lagerhäuser, oder er hat wenigstens irgendeinen Aspekt eines historischen Lagerhausbrandes nachgebildet.« Ungeduldig strich Rose sich eine Haarsträhne hinters Ohr, und Kincaid sah, dass ihre Hand zitterte. »Sehen Sie sich doch die gelagerten Materialien an. Lebensmittel, Farben, Stoffe.«
    Plötzlich begannen sich Farrells markante Gesichtszüge zu erhellen; nur Kincaid stand noch auf dem Schlauch.
    »Tooley Street?«, sagte Farrell, und sie nickte.
    »Scovells Lagerhallen und Cottons Wharf. Tee, Reis, Zucker, Farben, Rum, Hanf, Baumwolle und Jute.« Rose wandte sich an Kincaid. »Das Feuer in der Tooley Street 1861 wütete zwei Tage lang. Es richtete einen Schaden von über zwei Millionen Pfund an, und es war die verheerendste Brandkatastrophe, die London zwischen der großen Feuersbrunst von 1666 und den deutschen Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat.«
    Jetzt nickte auch Martinelli. »Das ist ziemlich verrückt, aber ich kann erkennen, worauf Sie hinauswollen. Aber warum sollte er das tun?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Rose. »Aber ich glaube, er steigert sich von Mal zu Mal, als ob er noch etwas ganz Großes vorhätte, etwas, das alles in den Schatten stellt, was wir bisher gesehen haben. Und …« Sie brach ab und ballte nervös die Fäuste an ihrer Seite.

    »Was?«, fragte Farrell behutsam nach. »Sagen Sie es uns, Rose.«
    Sie holte stockend Luft. »Ich glaube – ich glaube, ich habe ihn gesehen. Der Mann, der uns zugerufen hat, dass im dritten Stock jemand am Fenster sei. Das war eine Finte. Es war überhaupt niemand in dem Gebäude. Aber er wollte, dass wir reingehen. Er wollte einen Feuerwehrmann töten. Und ich habe ihn gesehen. Ich habe sein Gesicht

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