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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Mauervorsprung unter dem Fensterrahmen. Dann schüttelte sie den Kopf und sah weg. Diese Zeiten waren vorbei.
    Aber mit wem konnte sie sonst noch reden? Rachel ging nicht in die Night School, weshalb sie mit ihr nicht richtig darüber sprechen konnte. Zoe war erst dreizehn, und obwohl sie beängstigend schlau war, war sie eben doch nur ein Kind.
    Die Kälte war ihr inzwischen bis in die Knochen gedrungen, und sie hatte das Fenster gerade wieder zugemacht, als es leise an ihre Tür klopfte.
    Allie sah auf den Wecker neben ihrem Bett. Es war halb fünf. Wer klopfte in aller Herrgottsfrühe bei ihr an?
    Es war Nicole. In ihrem dunkelblauen Schlafanzug und dem dicken, weißen Bademantel sah sie ganz anders aus als sonst – die langen, dunklen Haare waren zerzaust, und sie trug kein Make-up. Auf einer Wange waren sogar lauter kleine, rote Pickel zu sehen.
    Hinter ihrer perfekten Fassade versteckte sich also auch nur ein Mensch.
    »Entschuldige bitte«, sagte die Französin und ignorierte in fröhlicher Unbekümmertheit, welch strengem Blick sie gerade ausgesetzt war. »Ich konnte nicht schlafen und dachte mir, dass es dir vielleicht genauso geht.«
    »Das kannst du laut sagen«, entgegnete Allie und ließ Nicole ins Zimmer. »Ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht.«
    »Tja, war ja auch ein etwas merkwürdiger Abend«, sagte Nicole trocken.
    Ohne auf eine Einladung zu warten, setzte sie sich ans Bettende, zog die Wolldecke vom Fußbrett und legte sie sich über die Beine.
    »Hier ist es kälter als bei mir im Zimmer«, bemerkte sie. Allie bewunderte ihr Selbstvertrauen; Nicole war jederzeit Herrin der Situation. Egal, wo sie hinkam, und egal, was sie tat – sie war mit sich im Reinen.
    Allie kletterte zurück in ihr Bett und zog sich die Decke bis ans Kinn. Es war immer noch recht kalt im Raum, obwohl sie das Fenster längst zugemacht hatte.
    »Nachdem du fort warst, haben Zelazny und Jerry Cole uns noch verhört«, sagte Nicole leise. »Sie haben uns mit Fragen gelöchert, wollten uns aber nicht verraten, wo du steckst. Völlig bescheuert. Als ob sie wieder mit ihren blöden Kriegsspielchen anfangen wollten.«
    Allie nickte. Sie hasste es, wenn die Lehrer sich aufführten wie Geheimagenten.
    »Sind sie irgendwie auf … Eloise zu sprechen gekommen?«, fragte Allie zögernd.
    Nicole sah sie mit ihren riesigen, dunklen Augen an. »Regelrecht ausgefragt haben sie uns nach ihr. Hat sie Ärger? Das hat mich ein bisschen verwirrt.« Ihre grazile Stirn legte sich in Falten.
    Allie schwieg, unschlüssig, wie viel sie preisgeben sollte. Andererseits würde Nicole als erfahrene Night-Schoolerin es sowieso bald herausfinden.
    »Die glauben, dass sie Nathaniels Spion ist.«
    Obwohl sie ihre Worte beinahe flüsterte, kam es ihr vor, als hallten sie nach wie Glockenschläge.
    Nicole war stumm vor Entsetzen. Erschüttert schnappte sie nach Luft.
»Mais c’est ridicule!«,
murmelte sie wütend auf Französisch. »Das ist doch totaler Schwachsinn. Wie kommen die bloß auf die Idee?«
    Allie wurde rot. »Alles meine Schuld«, gestand sie und schlug die Augen nieder. »Ich hab da was beobachtet und ihnen davon erzählt. Und da sind sie total ausgeflippt.«
    Zu ihrer Überraschung fing sich Nicole rasch wieder. »Und was hast du gesehen?«
    Allie erzählte ihr, wie sie Eloise mit einem Schlüssel in der Hand an Isabelles Bürotür gesehen hatte.
    Als sie fertig war, schaute Nicole sie grübelnd an.
    »Das ist ja seltsam …«, sie sah Allie an, »Isabelle hat doch gesagt, Eloise hätte keinen Grund gehabt, dort zu sein, oder?«
    Allie nickte düster.
    »Oh nee.« Nicole ließ sich gegen die Wand sinken. »Das ist ja furchtbar. Nicht sie. Das kann nicht sein. Ich will aber nicht, dass es Eloise ist.«
    »Hab ich auch erst gedacht, aber dann … Ich weiß nicht. Sieht jedenfalls nicht gut aus«, sagte Allie.
    »Warte.« Nicole richtete sich auf und tippte sich bedächtig mit ihrem blassrosa Fingernagel ans Kinn. »Lass uns das noch mal genau durchdenken.«
    »Muss das sein?«, stöhnte Allie und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich hab schon Stunden mit Isabelle darüber geredet. Wir haben nichts Entlastendes gefunden.«
    Doch Nicole ließ sich nicht so schnell davon abbringen. »Mir kommt da gerade so ein Gedanke. Hast du nicht gesagt, sie hätte etwas verschwitzt und nervös auf dich gewirkt?«
    Allie nickte.
    »Waren ihre Haare … Wie sagt man? Zerzaust? Als wäre sie gerade aufgestanden?«
    Allie war perplex. Was

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