Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
begutachtete zuletzt den Boden unter seinen Füßen. Er stand am Rand der asphaltierten Startbahn, wo das Gras begann. Plötzlich ging Valeri ein Licht auf; er kehrte seinem Bruder den Rücken und wandte sich der im Gras liegenden Larissa zu.
Valentin erkannte die Absicht seines Bruders eine Millisekunde zu spät, um noch eingreifen und ihn hindern zu können. Als Valeri zum Sprung ansetzte, rief er Larissa eine Warnung zu, aber sein Warnruf kam zu spät. Valeri brauchte weniger als einen Herzschlag lang, um Larissa zu erreichen. Ohne langsamer zu werden, streckte er seine uralte Hand aus und riss ihr mit einer raschen Drehung des Handgelenks die Kehle auf.
Larissa fühlte keinen Schmerz, nur die schreckliche Empfindung, aufgerissen zu werden, dann sank sie auf den Rücken, während Blut in hohem Bogen aus ihrer Kehle spritzte. Keine Sekunde später kniete Valentin, dessen Augen im Dunkel feurig rot leuchteten, neben ihr. Er hob den Kopf und sah, wie Valeri zu Anderson und Admiral Seward unterwegs war, und betrachtete dann Larissa. Aus ihrer Wunde strömten erstaunliche Mengen Blut, und sie begann schon blass zu werden. Valentin, der bei dem Gedanken, seinen Bruder entkommen lassen zu müssen, vor Wut kochte, traf seine Entscheidung.
Valentin griff mit langen, eleganten Fingern in Larissas Kehle, klemmte Halsschlagader und Drosselvene ab und drückte seinen anderen Unterarm in ihren Mund. Larissa biss rein reflexartig hinein, und Valentin entrang sich ein Keuchen, das ebenso befriedigt wie schmerzlich war. Als sein Blut in den Mund der jungen Frau zu rinnen begann, spürte er, wie ihre Wunde sich bereits wieder schloss. Während Larissa von ihm trank, verrenkte er sich den Hals und beobachtete, wie sein Bruder Anderson erreichte.
Valeri kam neben Anderson zum Stehen und löste Henry Seward aus seinem Griff. Der Direktor von Department 19 trat mit dem gesunden Bein nach ihm und bearbeitete den Arm des Vampirs mit den Fäusten, aber Valeri achtete gar nicht darauf.
»Hab ihn geschnappt«, krähte Anderson stolz. »Ich war’s. Ich!«
»Halt’s Maul«, sagte Valeri, der weiter die Schlacht beobachtete. »Halt’s Maul und lass mich nachdenken.«
Die auf dem Vorfeld wütenden Kämpfe waren brutal. Es gab keine elegant choreografierten Duelle, keine wundersamen Rettungen, kein glückliches Entkommen; die Männer und Frauen von Schwarzlicht kämpften um ihr Leben, und sie waren mehr als gleichwertige Gegner. Valeri überblickte die Szene, sah seinen Bruder neben der blutenden Vampirin knien und traf die einzig mögliche Entscheidung.
»Flieg heim!«, blaffte er Anderson an. »Melde dem Meister, dass ich ihm den Siegespreis bringe.«
Anderson gab keine Antwort; stattdessen trat er in die Luft und verschwand über dem dichten Wald im Osten.
Valeri begutachtete das Schlachtfeld ein letztes Mal, um zu sehen, ob es möglich war, beide Aufträge seines Meisters auszuführen. Das schien jedoch nicht möglich zu sein; seine Vampire würden die Soldaten von Schwarzlicht letztlich besiegen, aber Valentin war stärker und schneller, als er ihn in Erinnerung hatte, und in Valeri keimte der schreckliche Verdacht, er sei vielleicht nicht mehr imstande, seinen jüngeren Bruder zu besiegen. Und Seward hatte oberste Priorität, sagte er sich; er wollte eben in die Luft treten und die Überreste seiner Streitmacht sich selbst überlassen, als er eine Bewegung hinter sich spürte.
Shaun Turner holte mit seinem Metallpflock aus, als er sich an Valeri Rusmanow anschlich. Admiral Seward baumelte im Griff des zweitältesten Vampirs der Welt, und das Ungeheuer selbst schien tief in Gedanken versunken zu sein. Shaun konzentrierte sich auf die Stelle auf Valeris breitem Rücken – etwa eine Handbreit links neben dem Rückgrat –, in die er in weniger als einer Sekunde seinen Metallpflock stoßen würde.
Dann bewegte Valeri sich.
Shaun versuchte stehen zu bleiben, aber seine Bewegungsenergie trug ihn vorwärts, direkt gegen den Arm, den Valeri mit ungeheurer Gewalt schwang. Die geballte Faust des Vampirs traf Shaun seitlich am Unterkiefer und riss ihn von den Beinen. Kate, die keine zwei Meter hinter ihrem Freund war und ihm eben zurief, er solle stehen bleiben, hörte das grausige Knacken, mit dem Valeris wilder Schwinger Shaun das Genick brach. Er sackte schlaff wie eine Stoffpuppe in sich zusammen. Kate warf sich über ihn und hörte jemanden kreischen; es dauerte einige Sekunden, bis ihr klar wurde, dass sie das selbst
Weitere Kostenlose Bücher