Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
den Füßen auf festem Boden stand. Vlad spannte seine ebenfalls veränderten Muskeln an und beschleunigte in Richtung der fernen Stimmen. Aber er war noch keine fünf, sechs Schritte weit gekommen, als eine Hand ihn am Knöchel packte und zu Boden riss.
Vlad schlug der Länge nach hin, blieb in kühlem Gras liegen. Greller Zorn durchflutete ihn; er warf sich herum, um zu sehen, wer es gewagt hatte, seine Person zu berühren, und richtete sich dabei kniend auf.
In den tiefen Schatten am Waldrand lag ein walachischer Soldat. Sein Gesicht war blass, scheckig von angetrocknetem Blut, aber sein Blick war stark und klar. Obwohl er Vlad ohne Angst betrachtete, schien darin eine schreckliche Resignation zu liegen. Mit einer Hand umklammerte der Soldat den Knöchel des Fürsten; mit der anderen hinderte er seine Eingeweide daran, aus dem Körper zu quellen. Ein Schwerthieb hatte ihm den Unterleib aufgeschlitzt, und glänzende dunkelrote Darmschlingen, zuckend und pulsierend, quollen unter der Hand des Mannes hervor. Vlads Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, während er den Verwundeten betrachtete; er hatte Männern und Frauen Leiden zufügen lassen, die hundertmal schlimmer als ein aufgeschlitzter Bauch gewesen waren. Aber er empfand Stolz, als er auf seinen Soldaten hinabsah.
Solcher Mut, dachte er. Seine Eingeweide quellen heraus, aber er lebt noch immer.
Der Soldat flüsterte etwas, das nicht einmal Vlads empfindliche neue Ohren verstanden. Er brachte sein Gesicht näher an das des Mannes heran und nickte ihm aufmunternd zu. Der Soldat holte rasselnd tief Luft, und Vlad beugte sich noch etwas tiefer.
»Teufel«, flüsterte der Soldat und spuckte Vlad einen dicken Klumpen gerinnendes Blut ins Gesicht. Der Vampir fuhr hoch. Weißglühender Zorn durchflutete ihn, und er griff nach dem Schwert des Mannes, das neben ihm lag. Er schwang es mit beiden Händen über dem Kopf, wandte sich ihm wieder zu … und sah blicklose Augen zu sich aufstarren.
Der Soldat war tot, und auf seinem Gesicht stand für alle Ewigkeit ein befriedigter Ausdruck. Vlad starrte auf ihn hinab, bevor er ihm langsam mit dem Handrücken das Blut vom Gesicht wischte. Er zögerte eine Sekunde lang und starrte die dunklen Flecken auf seiner Haut an, dann hob er die Hand an den Mund und leckte sie sauber. Er warf den Kopf in den Nacken, als ihn ein kurzer ekstatischer Schauder durchlief, dann entschwebte er wieder in die Nachtluft und setzte seinen Weg fort.
Viereinhalb Meilen weiter westlich befand sich eine bunt zusammengewürfelte Schar walachischer Soldaten auf ihrem mühsamen Rückzug vom Schlachtfeld.
Diese ungefähr zweihundert Mann waren alles, was von dem Heer, das die Schlacht viertausend Köpfe stark begonnen hatte, übrig geblieben war. Die meisten waren verwundet; Männer hielten blutende Arme an ihre Rüstung gedrückt, schleppten sich auf verletzten Beinen weiter, pressten Verbände auf blutende Wunden. Die wenigen im Kampf unverletzt Gebliebenen halfen ihren Kameraden, schleppten sie auf ihrem Marsch ins Ungewisse mit. An der Spitze dieser stöhnenden, humpelnden Schar marschierten drei Männer langsam Seite an Seite.
Valeri, der älteste der Brüder Rusmanov, ging in der Mitte. Seine Generalsrüstung war verbeult und zerspellt, aber seine einzige Verletzung war eine ausgerenkte Schulter gewesen, als sein Pferd unter ihm in Stücke gehauen worden war. Er hatte den Türken durchbohrt, der ihn zu Fall gebracht hatte, und dem nächsten Walachen befohlen, ihm die Schulter wieder einzurenken. Als sie mit hörbarem Knacken in ihre richtige Lage zurückgekehrt war, hatte Valeri kurz mit den Zähnen knirschen müssen. Aber dann hatte er sich wieder in den Kampf gestürzt, ohne weiter an seine Schulter zu denken.
Links neben Valeri marschierte ein Albtraum. Alexandru Rusmanov schritt breit grinsend mühelos auf der staubigen Straße aus. Er war von Kopf bis Fuß mit dem Blut unzähliger Türken bedeckt; seine Rüstung glänzte ebenso blutrot wie sein Gesicht. In seinen weit aufgerissenen leuchtenden Augen flackerte Wahnsinn, der unter der dünnen Schicht Menschlichkeit lauerte, die Alexandru wie einen schlecht sitzenden Mantel trug. In der Schlacht war er in seinem Element gewesen, hatte nicht einmal das annähernd zivilisierte Benehmen, das in Friedenszeiten von ihm erwartet wurde, an den Tag legen müssen. Auf dem Schlachtfeld wurde kein Pardon gegeben, auch keine Gnade erwartet, sodass er der Bestie, die in ihm hauste, die
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