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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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durch die Haare: »Bisher haben wir das als Sandkastenspiel betrachtet. Unsere Strategen wollen ja immer beweisen, wie unentbehrlich sie sind. Aber seit Stalin tot ist, mehren sich die Zeichen dafür, dass zwischen Moskau und Berlin etwas in Gang kommt. Vor ein paar Tagen erst fanden wir in der Prawda einen merkwürdigen Artikel von Berija höchstpersönlich, in dem die Deutschen geradezu ermuntert werden, die Russen wieder lieb zu haben.«
    »Die werden ja nun nicht gleich wieder einen Krieg anfangen«, sagte Werdin.
    »Dass es zwischen Deutschland und den Sowjets irgendwann wieder einigermaßen normale Beziehungen geben würde, damit haben wir gerechnet. Es ist zwar unerfreulich, aber der Lauf der Dinge.«
    »Nun passiert es halt früher«, sagte Werdin.
    »Was uns Sorgen bereitet, ist der Kanal, den die Deutschen sich ausgesucht haben. Wir wissen von einer Quelle, dass Himmler mit Berija flirtet. Diese Nachricht ist allerdings noch nicht bestätigt. Aber wenn sie stimmt, wird’s heiß unter unseren Ärschen. Himmler hat nie dementiert, dass er sich als Hitlers einziger Erbe betrachtet. Er hält sich in der Öffentlichkeit zurück, aber immer wieder hört man aus der SS, dass die große Abrechnung noch aussteht.«
    »Aber Himmler hat doch nur mit viel Glück 44 den Staatsstreich überstanden ...«:, warf Werdin ein.
    »Um seitdem seine Position zu festigen«, unterbrach ihn Dulles.
    »Ohne SS hätte der Staatsstreich nicht geklappt«, sagte Crowford.
    »Himmler ist längst der starke Mann in Deutschland. Nach außen regieren zwar Goerdeler und Erhard, sein Wirtschaftswunderminister, aber Himmler sitzt in allen Führungsgremien des Reichs, angefangen vom Oberkommando der Wehrmacht über die Geheimdienste bis hin zur SS. Allein die SS besteht aus zwei Millionen schwer bewaffneten und gut ausgebildeten Männern. Sie beherrscht alles, was mit innerer, und vieles, was mit äußerer Sicherheit zu tun hat. Als nach dem Staatsstreich die Gestapo offiziell abgeschafft wurde, hat der Sicherheitsdienst der SS deren Aufgaben übernommen. Den SD-Chef kennen Sie ja gut«, sagte Dulles und musterte Werdin streng.
    »Schellenberg«, sagte Werdin leise und hielt Dulles’ Blick stand.
    »Über Schellenberg haben Sie uns damals ja einiges erzählt«, sagte Dulles. »Wir haben, offen gesagt, ihre Schilderung für etwas übertrieben gehalten. Ein Babyface als Supergeheimdienstler, das mochten unsere Deutschlandexperten doch nicht so recht glauben. Und mit Ruhm bekleckert hat sich der SD im Krieg ja auch nicht unbedingt. Sie hatten trotzdem Recht.« Dulles’ Stimme klang verärgert. »Seit Schellenberg die Gestapo einkassiert hat, ist er zur Hochform aufgelaufen. Der SD ist die Pest. Man sollte es nicht für möglich halten, aber selbst echte Amerikaner mit englischen Vorfahren bis ins vorletzte Jahrhundert haben wir schon als deutsche Spione ausgehoben.«
    Werdin erinnerte sich an einen spektakulären Fall. Der Chef der CIA-Auswertungsabteilung war als deutscher Maulwurf verhaftet worden. Henry Morgan war nach vielen Jahren sorglos geworden, hatte beim Funken mit irgendeiner Gegenstation in Südamerika den Standort nicht gewechselt. Das FBI hatte ihn schließlich angepeilt und hochgenommen. Wäre Morgan nicht leichtsinnig geworden, könnte er Schellenberg heute noch mit Informationen aus dem Innenleben von Amerikas wichtigstem Geheimdienst versorgen.
    »Warum haben Sie Morgan nicht umgedreht?«, fragte Werdin und ärgerte sich gleich darüber. Was hatte er mit diesem
    Kram noch zu tun?
    »Das hätten wir gerne getan, aber Morgan zog die Gaskammer vor. Es gibt auch amerikanische SS-Männer«, erwiderte Dulles. Er sah so aus, als wollte er auf den Boden spucken. Stattdessen zündete er sich eine weitere Zigarette an. Befriedigt erkannte er, wie das professionelle Interesse in Werdin erwachte. Bist du also doch nicht ganz abgestumpft, du Scheißkerl, dachte Dulles. Er zog an seiner Zigarette und schloss einen Augenblick die Augen.
    »Lassen Sie mich zum Thema zurückkommen. Himmler ist zwar klug genug, nach außen nicht den starken Mann zu markieren, und die meisten Deutschen dürften glauben, der sitzt in seiner SS-Burg und macht auf Supergermanisch, aber in Wahrheit hält Himmler alle Strippen in der Hand.« Dulles wiegte seinen Kopf. »Und Babyface Schellenberg ist sein gefährlichster Mann. Davon kann der Kollege Crowford ein langes Lied singen.«
    Crowford nickte betrübt.
    »Man darf nicht vergessen, die Deutschen halten die SS

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