Der 26. Stock
haben. Er trug einen blauen Overall mit demselben Logo, das auf dem Van zu sehen
war. Márquez hatte so eine Montur schon bei Isabel gesehen. Jemand hatte ihr einen Overall in die Schreibtischschublade gelegt.
Die Arbeitskleidung ihres Bruders.
»Steig ein.«
Márquez nahm auf dem Beifahrersitz Platz und legte den Sicherheitsgurt an.
»Wie sieht der Plan aus?«
»Ganz einfach«, antwortete Zac. Er fuhr los und bog in eine der Seitenstraßen ein. Dort parkte er hinter einem Jeep und zeigte
auf die Tiefgarageneinfahrt, die zehn, zwanzig Meter vom Eingang entfernt lag. »Wir besorgen uns einen Ausweis. Dann spazieren
wir als stinknormale Angestellte von der Reinigungsfirma rein. Ich fahre in das Stockwerk, in das Isabel angeblich befördert
worden ist. Du kannst mit deinem eigenen Plan weitermachen oder dir sonst wie die Zeit vertreiben, aber ich würde dir raten,
nicht mit mir mitzukommen. Wenn zwei Reinigungskräfte zusammen herumschnüffeln, wäre das etwas sehr auffällig.«
Márquez verzog das Gesicht. Zacs Entschlossenheit gefiel ihm, zumal beiden klar war, dass ihr Vorhaben illegal war, und er
wusste aus Erfahrung, dass Zweifel in solchen Momenten zum Scheitern führten. Aber jetzt schossen ihm doch einige Fragen durch
den Kopf.
»Wie willst du uns da einschleusen?«
Zac grinste. Er nahm den Gurt ab und deutete in den Laderaum des Vans.
»Zieh du dich mal um, während ich mich darum kümmere«, sagte er. Damit stieg er aus und ging zur nächsten Ampel.
Márquez kletterte nach hinten. Auf einem Werkzeugkasten lag ein zweiter Overall mit dem Logo der Reinigungsfirma. Er legte
Jacke und Schuhe ab und zog sich um, ohne aus den Augen zu lassen, was sich draußen abspielte. Zac wartete an der Ampel. Ein
paar Minuten später fuhr ein Kleinwagen vor. Márquez sah genauer hin. Am Steuer saß eine Frau. Zac beachtete sie nicht. Er
starrte in den Himmel. Acht Pkws verließen die Tiefgarage des Hochhauses, und es tat sich nichts.
Beim zehnten Fahrzeug war es dann soweit. So eine solche Luxuslimousine hatte Márquez noch nicht oft gesehen. Wahrscheinlich
konnten nur Topmanager sich so etwas leisten. Zac trat hinaus auf den Zebrastreifen und blieb mitten auf der Fahrbahn stehen.
Der Fahrer trat auf die Bremse, steckte den Kopf aus dem Fenster und fing an, sich zu beschweren. Er war ein älterer Herr
um die sechzig mit dicker Hornbrille und strahlender Glatze. Zac verzog keine Miene. Er ging frontal auf den Wagen zu und
zeigte hinter sich, als wollte er den Insassen auf etwas hinweisen. Der hörte auf zu schimpfen und lauschte den Ausführungen
des Unbekannten.
Als Zac das offene Fahrerfenster erreichte, ging alles ganz schnell. Er beugte sich zu dem Mann hinunter, und dann sauste
seine rechte Hand auf den Nacken des völlig überrumpelten Fahrers nieder. Auch Márquez hatte damit nicht gerechnet. Zacs Fähigkeiten
und Kenntnisse gingen weit über das hinaus, was einem Barbesitzer zuzutrauen war, aber er wirkte nicht wie ein kaltblütiger
Killer. Nun sah Márquez, wie er in den Wagen stieg, den Fahrer auf den Beifahrersitz schob und dann um die Ecke verschwand.
Soweit Márquez sehen konnte, hatte niemand die seltsame Szene verfolgt. Fünf Minuten später ging die Tür des Lieferwagens
auf.
»Was hast du mit diesem Mann gemacht?«
Zac antwortete nicht sofort. Er zog die Hand aus der Tasche und hielt dem Polizisten einen Gegenstand aus Plastik hin, etwas
größer als eine Kreditkarte.
»Mach dir um den keine Sorgen. Der steht ein paar Straßen weiter geparkt. Nach dem Schlag und den Pillen, die ich ihm verabreicht
habe, wird er nicht vor morgen wach, und wahrscheinlich kann er sich dann an nichts mehr erinnern. Ein bisschen Nackenschmerzen,
mehr nicht. Jetzt heißt es warten.«
»Wo hast du das gelernt?«
Zac schüttelte den Kopf.
»Es gibt jetzt Wichtigeres, Inspektor.« Zac hob die Hand und zeigte auf die Ausfahrtsrampe. Ein Pkw fuhr gerade unter der
Metallschranke hindurch. »Ist dir etwas aufgefallen?«
Márquez nickte.
»Ich habe extrem lange warten müssen«, fuhr Zac fort. »Das hätte ich nicht gedacht. Es ist jetzt kurz nach Büroschluss. Da
müsste doch eine lange Schlange von Autos stehen, lauter Angestellte, die so schnell wie möglich hier wegwollen. Entweder
lieben die Typen ihre Arbeit oder es ist etwas faul.«
»Eine Menge sogar«, stimmte Márquez zu.
Neunzig Minuten später verschwanden die letzten Sonnenstrahlen. Nachdem die beiden
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