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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Page
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anmerken lassen, das Geschäft ging weiter.
    Das Mittagsgeschäft ging los, der erste Herr mit Hund betrat das Restaurant, er ging sofort auf die rechte Seite. Der nächste Herr mit Hund. Der Hund fing gleich zu kläffen an. „Herrchen“ ging sofort auf die linke Seite vom Restaurant. Beide Hunde und beide „Herrchen“ weit von einander entfernt.
    Es waren nur Minuten vergangen, doch merkte man sofort, die Hunde konnten sich überhaupt nicht ausstehen, sobald sie sich sahen konnte das ziemlich unangenehm werden und es entstand viel Unruhe. Nach ein paar Tagen hatte ich mich daran gewöhnt, doch ich stellte fest, die Herren waren sich auch nicht ganz grün, nur benahmen sie sich etwas gesitteter, als ihre Hunde, wenn da nicht die Blicke gewesen wären, die sie sich zuwarfen.
    Der eine Herr rechts war ein Unternehmer mit einem braunen großen Münsterländer, der andere Herr links, war – so erzählten es mir meine Kollegen – ein bekannter Berliner Komponist. Er hatte einen Terrier mit dem Namen Schipsi, der besonders gut kläffen konnte.
    An diesem Paar musste ich nun immer vorbei, wenn ich zur Küche ging und wieder zurück. Der Herr links musste Schipsi dabei immer kurz an die Leine nehmen. Er passte sehr auf seinen Hund auf, damit bloß nichts passierte.
    Als wir uns etwas besser kannten, durfte ich auch schon mal näher an den Tisch und der Herr von links sprach dann auch mit mir. Er meinte, der andere Hund wäre Schuld, dass Schipsi so aus der Ruhe kam, was aber nicht so aussah, denn der große Hund lag, wie immer ganz ruhig und gelassen unter dem Tisch, während sein „Herrchen“ zu Mittag aß.
    Für mich war es höchst interessant, wen ich in diesem Haus alles kennen lernte, ich war überrascht, auch der Geschäftsführer war sehr prominent. Es kamen viele, die ihn noch von früher kannten.
    Das war vor dem Krieg. Er hatte damals am Kurfürstendamm ein Künstler-Restaurant.
    Nun wurde er achtzig Jahre alt und es wurde in diesem Restaurant gefeiert und es kam alles was in Berlin mit Film, Theater, Rundfunk und Presse zu tun hatte.
    Berlin war zu dieser Zeit noch eine „Insel“, ich hatte den Eindruck, nur hier im Grunewald lebten und trafen sich diese Leute, und es gab nichts anderes für sie. Alles, was „Rang und Namen“ hatte traf sich im Grunewald, in diesem Restaurant. Wir waren drei Serviererinnen und wir verstanden uns sehr gut. Es gab auch immer etwas Brisantes zu berichten.
    Besonders machte es Spaß über soviel Prominenz direkt vor Ort den gesamten Tratsch mitzubekommen.
    Meine Kollegin Uschi war blond, ihr Haar war zu einer Hochsteck-Frisur drapiert und sie sah sehr gut aus. Sie trug wertvollen Schmuck und die Gäste, vor allen die Herren, schauten sie ganz anders an, als mich. Vielleicht lag es an den Schmuck oder an ihrer Grazie – mit Trippel-Schritten stolzierte sie durchs Restaurant. Sie sah, ohne Neid aufkommen zu lassen, wie eine Lady aus.
    Er, der Herr von links, der Berliner Komponist war so fasziniert von Uschi, dass er mich ansprach und über Uschi etwas wissen wollte. Das war für mich unglaublich, das hätte ich ihm nie zugetraut, dass er sich für eine Bedienung ernsthaft interessierte. So vertraute er mir in der nächsten Zeit an, dass er nicht wüsste, wie er sich Uschi nähern könnte.
    Ich machte ihm Mut, sie einfach anzusprechen und Uschi mal an einem Sonntag in ein Café einzuladen.
    Ich freute mich für Uschi und für den Herrn Komponisten, denn nach kurzer Zeit waren die beiden ein Paar. Wie er doch förmlich aufblühte. Noch vor ein paar Wochen sah er sehr verbissen aus. Man sah es den beiden an, sie waren glücklich.

    Der Geschäftsführer

    Er saß immer dort am Stammtisch, gleich neben der Theke, wie eine Buddhafigur aus einem Andenkenladen. So sah er aus, dick und feist, in seinem viel zu engen Anzug, dazu trug er eine knallrote Krawatte die sich wie eine Schlange um seinen kurzen Hals würgte, seine Augen schauten nach allen Seiten, etwas vorwitzig schon eher listig, ohne seinen Kopf zu bewegen. Die Krawatte hat es sicher verhindert.
    So saß er nun jeden Abend am gleichen Platz, immer um die gleiche Zeit, er kam pünktlich. Er war gut gelaunt und er sah auch frisch und munter aus und begrüßte die Gäste von seinem Platz aus nach allen Seiten mit seiner ganzen oberen Körperfülle. Erst sah er nach links dann rechts, dabei verzog er nicht eine Mine. Er wartete nun auf die ersten Stammgäste die seiner würdig waren, kein anderer Gast wagte sich jemals, an

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