Der amerikanische Investor (German Edition)
Blick und dann habe ich euren verschlüsselten Aufruf im Internet gelesen und es fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass man diesem Menschen nur im Kampf, Aug in Aug, begegnen kann. Ich zumindest bin zu allem entschlossen, und falls ihr jemanden sucht, der dieses Flugzeug aufrecht, mit einer Bombe im Gepäck, betritt, so habt ihr in mir diesen Mann gefunden. Dem amerikanischen Investor, Freunde, muss das Handwerk gelegt werden, und damit ihr euch noch einen weiteren Begriff von dem unendlichen Leid machen könnt, das der amerikanische Investor überall in die Welt gebracht hat, habe ich diesen Freund zu meiner Linken zu uns geladen. Er ist aus der Mongolei. Schaut ihn euch genau an! Seine Augen sind starr vor Schmerz und seine Geschichte ist gemeiner als jede andere Geschichte, die ihr bisher über die Untaten des amerikanischen Investors vernommen habt. Nur um noch ein Gefühl für die nächsten Stunden zu haben, bohrt er mit dem Messer immer tiefer in der immer gleichen Wunde seiner Hand. Aber jetzt hört und urteilt selbst. Es ist noch gar nicht lange her, da saß dieser Mann friedlich vor seiner Jurte und gerbte ein Fell, als plötzlich ohrenbetäubender Lärm die Luft erfüllte und gleich darauf, riesenhaft, ein Flugzeug vor ihm stand. Mit dem einen Flügel hatte es den Pfahl umgerissen, an den die Ziegen gebunden waren, die nun laut gen Himmel meckerten. Bald war aus allen Richtungen das ganze Dorf herbeigeeilt, aber es war trotzdem nur eine winzige Schar, die sich, die Köpfe staunend erhoben, vor dem Flugzeug einfand, denn außer unserem Freund, seiner Frau und seinen beiden Kindern lebten dort nur ein Greis und ein verirrter Schlittenhund, der mal bei ihnen, mal in der Jurte des Greises nächtigte. Bis zum Abend dieses Tages hatten sie keine Bewegung im oder um das Flugzeug herum bemerken können, und auch als sie am nächsten Morgen das Fell vor ihrem Eingang beiseiteschoben und hinaus vor das Flugzeug traten, stand es noch unverändert und wie verlassen da. Auch die folgenden Tage verstrichen, ohne dass etwas geschah. Mittlerweile war der Ziegenpfahl ein Stückchen weiter wieder errichtet worden und der Hund ging jetzt jeden Morgen an den Reifen des Flugzeuges, um ihn mit erhobenem Bein zu markieren. Plötzlich jedoch, am zwölften Tag, öffnete sich breit eine Luke und eine weiße Treppe wurde bedächtig auf den Boden hinabgefahren. Mit einem breitkrempigen Hut und spitzen Stiefeln an den Füßen schritt ein Mann herab, dem noch zwei weitere folgten, die, ihre Gesichter einander zugewandt, gebückt und mit nach unten ausgebreiteten Armen, einen übergroßen und unhandlichen Karton zwischen sich trugen. Der eine dieser beiden Männer trug einen schwarzen Anzug, der sich im kräftigen Wind weitete, der andere war sportlich gekleidet mit einer Pilotenmütze auf dem Kopf. Unten angekommen, setzten sie den Karton kurz ab, um sich über die Stirn zu fahren, bevor sie ihn wieder anhoben und in die Jurte hineintrugen. Als sie wieder heraustraten, bedeutete ihnen der Mann mit dem breitkrempigen Hut, sich einige Meter zu entfernen. Dann hockte er sich neben unseren Freund, der, über ein kleines Feuer gebeugt, das ihm die Hände wärmte, alles mit unbewegtem Gesicht verfolgt hatte, und sprach zu ihm: Du bist ein guter Mensch. All die zwölf Tage, die ich jetzt schon mit meinem Flugzeug auf deinem Grundstück stehe, hast du nichts wider mich unternommen, und deshalb will ich dich jetzt mit einem Geschenk belohnen. Es ist eine Badewanne aus reinster Emaille, die du von nun an dein Eigen nennen darfst. Mein Diener wird dir gleich aus unserem Flugzeug ein paar Eimer mit heißem Wasser bringen und dann weihst du die Badewanne ein. Wunderbarer Seifenschaum wird sich auf der Oberfläche türmen, und wenn du dich dann zur Genüge entspannt hast, lasse ich durch meinen Diener noch einmal heißes Wasser nachgießen, denn auch deine Frau wird in der Wanne baden wollen, und heute Abend, wenn ich wieder über den Wolken bin, werdet ihr duftend beieinandersitzen und euch mit Entzücken betrachten. Doch das ist noch nicht alles. Auch für eure Kinder habe ich eine Überraschung, die ihnen Freude machen wird. Sie sollen …
Er öffnete die Augen, wandte den Kopf zur Seite und sah zum Hund hin, der im Begriff war, sich aufzurichten. In der Mitte durchhängend und den Blick trübe zu Boden gerichtet, ging ein tiefer Seufzer durch den Hund hindurch, der ihm die Lefzen für einen Moment aufblähte. Dann sank er wieder nieder.
Er
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