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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in das Meer gesprungen, in der Absicht, auf ein anderes Schiff hinüber zu gelangen. Dort hatte die Mannschaft aber anderes zu tun, als Kameraden aus dem Wasser zu fischen. Alles suchte bloß noch, sich das Entkommen zu sichern. Was im Wasser lag, fand den Tod durch Ertrinken. Kein einziges Stück Tau fand den Weg zu ihnen hinunter.
    Zudem hatte die "Syphanta" eine zweite Breitlage gefeuert: auf eine Djerme, die quer vor sie geraten war; aller Masten, der ganzen Schanzkleidung beraubt, war die Djerme im Nu in einem Flammenmeer versunken; ein halbes Dutzend Brandkugeln hatte ihr Deck unter Feuer gesetzt.
    Die beiden anderen kleinen Schiffe erkannten an diesem Resultate, daß sie gegen die Kanonen der Korvette nichts auszurichten vermochten; ja daß ihnen vor solchem Schnellsegler wie dieser Korvette kaum die Flucht gelingen würde. Der Kapitän der Brigantine ergriff deshalb die einzige rätliche Maßregel, wenn er seine Mannschaft retten wollte: er gab das Signal zum Sammeln. Im Nu hatten sich die Korsaren, eine Mistike und eine Djerme, nachdem sie Feuer an sie gelegt, im Stich lassend, an Bord der Brigantine geflüchtet.
    Mistike und Djerme flogen in die Luft.
    Aber die Mannschaft der Brigantine war um etwa hundert Mann verstärkt, also für den Enterkampf, falls ihnen die Flucht nicht gelänge, wesentlich besser gerüstet. Mit allen Mitteln suchte sie nun, die hohe See und die türkische Küste zu gewinnen. Zwischen den Klippen dort war sie sicher vor Verfolgung; denn wenn sie die Korvette vielleicht dort entdeckte, ihr nachsetzen in diese schmalen Gewässer konnte sie nicht. Mit allem Segelzeug, das sich setzen ließ, auf die Gefahr hin, daß ihr die Masten brachen, floh nun die Brigantine vor der "Syphanta".
    "Famos!" schrie Kapitän Todros; "sollte mich faktisch wundern, wenn ihre Beine die gleiche Länge hätten, wie die unserer Korvette!"
    Dann drehte er sich zum Kommandanten herum, der Befehle desselben gewärtig.
    Im selben Moment wurde dessen Aufmerksamkeit nach anderer Seite hin in Anspruch genommen. Nicht die Brigantine mehr sah er: in seinem auf den Hafen von Thasos gerichteten Fernrohr kam ein leichtes Fahrzeug in Sicht, das mit allem Segeldruck das Weite zu gewinnen suchte.
    Eine Sakolewa war es! Von steifer Nordwestbrise getragen, die ihr volle Segel zu setzen erlaubte, hatte sie die südliche Hafenzufahrt gewonnen, deren Passage ihr zufolge ihres geringen Tiefganges möglich war. Noch ein scharfer Blick zu ihr hinüber, dann warf Henry d'Albaret das Fernrohr beiseite. "Die "Karysta"!" schrie er.
    "Was? die Sakolewe, von der Sie uns erzählt haben?" versetzte Todros.
    "Dieselbe! und sonst was möchte ich opfern, wenn ich sie einholen ..."
    Henry d'Albaret vollendete den Satz nicht. Zwischen der von einer zahlreichen Korsarenschar bemannten Brigantine und der "Karysta", trotzdem sie zweifelsohne von Nikolas Starkos befehligt war, durfte seine Pflicht nicht schwanken. Gab er die Verfolgung der Brigantine auf, gewann er die südliche Zufahrt, schnitt er der Sakolewa den Weg dort ab, dann mußte er sie abfangen, ganz ohne Zweifel! Aber das hätte bedeutet, sein persönliches dem allgemeinen Interesse zu opfern; solches durfte er nicht tun! Die Brigantine anrennen, ohne einen Moment zu säumen, sie entern und in den Grund bohren: das war seine Aufgabe, und diese Aufgabe vollbrachte er. Noch einen letzten Blick warf er auf die "Karysta", die mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch die freigelassene Enge hinaus ins Meer schoß: dann kommandierte er zur Jagd auf den Korsaren, der sich in entgegengesetzter Richtung zu entfernen versuchte.
    Bald schoß die "Syphanta" unter allem Segelzeug im Kielwasser der Brigantine einher. Zugleich wurden ihre Jagdgeschütze in Stellung gerückt, und da die beiden Schiffe bloß noch eine halbe Meile von einander waren, fing die Korvette an zu reden! Was sie redete, war jedenfalls nicht nach dem Schnabel der Brigantine. Um zwei Viertel luvend, probierte sie, ob es ihr gelänge, durch dieses neue Fahrtempo ihrem Gegner Vorsprung abzugewinnen.
    Dies war jedoch nicht der Fall!
    Der Steuermann auf der "Syphanta" drehte das Ruder leicht unter den Wind, und die Korvette luvte nun selber.
    Eine ganze Stunde wurde die Jagd unter diesen Umständen fortgesetzt. Die Korsaren verloren sichtlich an Terrain; es war nicht mehr zweifelhaft, daß sie vor Einbruch der Nacht eingeholt wurden. Aber der Kampf zwischen den beiden Schiffen sollte auf andere Weise endigen.
    Ein glücklicher Schuß

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