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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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sollten, die selber genau den Sinn der Karten kennen. Wenn der Fragende, nur an
»Abheben« beim Mischen beteiligt, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in den gelegten Karten findet und
der Deuterin stets kontrollierend auf die Finger sieht, d.h. bei jeder Deutung findet, daß die Karten wirklich in
gedeutetem Sinne liegen,so muß jedem Skeptiker gruselig werden. Und wenn gar bei besonders schwerer Lesung (Kartenlegen
für eine ferne dritte Person) vorkommt, daß die Deuterin mal falsch übersetzt, der in den Karten selber
stehende Sinn aber völlig der Wahrheit entspricht (»die Sterne lügen nicht«, nur der Sterndeuter mag
irrig übersetzen), dann wird der Rationalist wohl staunend erstarren. Ähnlich Unglaublichem begegnet man
gelegentlich beim Tischrücken, dessen äußere Materiewirkung für jedermann ins Auge springt und durch
Magnetismus – soweit man nämlich ihn kennt – unmöglich erklärt wird, dessen psychische
Mitteilungen aber oft von so überraschender Richtigkeit, daß man sich im Verkehr mit Klopfgeistern in eine
Sphäre versetzt findet, wo man sich ohne jeden Übergang heimisch fühlt. Wer selber solche Erfahrungen hatte,
wird mit Professor Andrew Lang nur noch Hohn und Spott für jene »Psychologen« haben, die von vornherein
solche Experimente als unsinnig ausschließen, während der Unsinn nur in ihrer Verstockheit steckt, und ungescheut
alle unbescholtenen Zeugen, die als absolute Skeptiker gründlich bekehrt wurden, der Lüge oder Selbsttäuschung
bezichtigen. Obendrein machen wir das Bekenntnis, daß jeder Spiritismus,also auch »Klopfgeister« unserer
Weltanschauung ganz zuwiderläuft, insofern es sich um Manifestation Verstorbener handeln soll, wobei wir auch Blawatzky
folgen, die diese ihr so reichlich bekannten und ihr unterworfenen Phänomene auf bloße »Elementals«
(Spukdämonen) zurückführte. Doch wir gleichen nicht eingebildeten Verlehrten, die prüfungslos verwerfen,
was ihnen nicht paßt, wir beugen uns den Tatsachen, müßten daher wohl oder übel eine persönliche
Fortdauer im Interregnum zwischen Wiedergeburten annehmen, sowie ein stetes Hineinragen der Jenseits- in die
Diesseitssphäre, das sinnlich wahrnehmbar werden mag. Doch kann dies alles nur auf das von uns formulierte Gesetz des
»Entgegenkommens« hinauslaufen, wonach der Mensch unter Beihilfe des subliminalen Selbst alles findet, was er
ernstlich sucht.
     

 
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    Mathematische Definitionen des »Unendlichen« (Dedekind, Bolzano) sind ein müßiges Verstandesspiel,
denn sie beweisen natürlich nichts für etwas Unbeweisbares, da das Unendliche aus dem uns allein bekannten
Endlichen überhaupt nicht abgeleitet werden kann. Dagegen faßt der gewöhnlichste Menschenverstand das All als
etwas notwendig Unendliches auf, da etwas ohne Anfang und Ende notwendig unendlich ist, das All aber ohne
»Ewigkeit«, das zeitlich Unendliche, gar nicht für uns denkbar wird. Ewigkeit und Unendlichkeit sind
geradeso notwendige Kategorien für unser Denken, wie Zeit und Raum. Haarspaltereien angelsächsischer Professoren
(Royce, Kayser), ob derlei positiv zu beweisen sei oder nicht, entbehren aus obigen Gründen nicht der Komik. Denn der
einzige, doch völlig genügende Beweis liegt darin, daß sich uns der Gegensatz des Unendlichen, nämlich
das Endliche, von selbst versteht für Einzelleben und Einzelplaneten wie die Erde, daß wir aber das All, in
welchem Begriff schon Unendlichkeit liegt, notwendig davon unterscheiden. Es ist gleichgültig, ob wir die Planeten eines
Tages sämtlich aufzählen könnten oder ihre Menge immer unendlicher hinausrückt, denn wenn alle
»Welten« zerstörbar endlich wären, so bliebe noch der umrahmende Äthernebel, aus dem immer neue
Welten hervorgehen, in seiner Unerschöpflichkeit ohne Anfang und Ende. Ja, selbst wenn Äther sich in Nichts
auflöste, so würde immer noch dies Vakuum notwendig ewig und unendlich sein, ohne welche Attribute ein
»All« überhaupt nicht möglich wäre, an dessen Vorhandensein zu zweifeln nur dem absoluten Wahnsinn
einfallen könnte. Vielmehr bleibt nur die umgekehrte Fragestellung wichtig: kann man beweisen, was endlich ist? Man kann
es nicht, denn jedes Gebilde und jede Funktion der Materie ist in ihrer unablässigen Transformierung gleichfalls
unendlich (Erhaltung der Kraft). Die Annahme, daß Planeten, selbst die kleine Erde, »endlich« seien,
wofür man lediglich den Scheinbeweis des Mondes hat und zwar auch nur

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