Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
Haltung entwurzelt sowohl Vernunft als Wissenschaft.
    Dies verführte auch zur Begriffsverwirrung neuster »biozentrischer« Lehre, das uns bekannte Universum sei
endlich, daher erforsch- und erkennbar. Dabei kann man sich nur auf metaphysische Erkenntnis berufen, experimentell ist
Endlichkeit der Phänomenalwelt ganz unbeweisbar. Beobachtete Abnutzung würde nichts besagen, da dem immer wieder
Herstellung des Stoffes nach anderer Richtung entspricht und Helmholtz die Allarbeitskraft als Konstante auffaßt. Ist
dem so, dann ist auch die uns bekannte Welt notwendig unendlich, denn was ewig im Gleichgewicht stabil bleibt, kann kein Ende
haben. Obige neuste Erfindung, um dem Ignorabismus zu entweichen, ist also naturwissenschaftlich unsinnig. Dagegen darf man
erkenntniskritisch beipflichten, daß alles Sichtbare oder vom Menschenverstand als bestehend Angenommene als
bloße Erscheinung endlich sein muß. Denn wie kann etwas nicht endlich sein, was sich auf höchst endliche
Wahrnehmungserfahrung stützt! Angenommen aber, das Planetengewölbe sei zerstörbar, so bringt dies nicht einen
Schritt weiter, denn der Chaosnebel, in den es zurücksänke, bliebe jedenfalls unendlich und genau so, wie die uns
bekannte Welt entstand, würde ein »Es werde Licht« wieder eine neue ähnliche Welt schaffen. Dies aber
hängt immerdar von jener Urkraft ab, die wir mit Begriffen fragwürdiger Kosmogenie nie erfassen.
    Neuerdings rebellierte man auch gegen den »Äther«, denn man begriff nicht, daß alles nur symbolisch
geschaut sein will und kann, also nichts darauf ankommt, ob das, was man bisher Äther nannte, die Bedeutung hat, die man
ihm zusprach. Wir verstehen unter Äther schlechtweg die den Allraum ausfüllende Energiekraft, einerlei, ob man
dafür einen andern Ausdruck wählt. Vom gemeinhin Äther Genannten erblicken unsere Sinne und Fernrohre nur
verschwindend kleine Stückchen, alles übrige als unsichtbar wird nur theoretisch erfaßt. Alle Begriffe
für Kosmos und Kosmogenie sind rein hypothetische Abstrakta, somit ist die Welt für uns das durchaus Unsichtbare.
Wie aber der Mensch mit kläglichen Sinnes- und Verstandeswerkzeugen sich das Unsichtbare als endlich vorstellen solle,
gehört zur unlogischen Gedankenlosigkeit alles auf Empirie eingestellten Nichtdenkens. Wir gehen noch weiter: Wie der
Mensch drauflos lebt, als ob kein Tod wäre, so kann er sich eigentlich nichts als endlich und nur das Unendliche
wirklich vorstellen. Denn wenn er sich vorstellt, alle Menschen und Planeten fänden ein zeitliches Ende, so wird er doch
nie glauben, damit sei das All zu Ende. Welche Verschrobenheit liegt also in der Unlogik, Wissenschaft könne die Welt
als endlich behandeln, da sie doch das hinter der Welt Stehende notwendig als unendlich anerkennt. Da dies aber der einzige
Urheber und Träger des Geschaffenen ist, so bleibt ausgeschlossen, daß es etwas Endliches hervorbringt. Erhaltung
der Kraft macht selbst den Stoff unendlich, geschweige denn die in ihm veranschaulichte Energie, so daß Zusammensturz
des ganzen Planetensystems immer nur Transformation bedeuten könnte. Daß auf der Erde herumkrabbelnde
Geschöpfe sich erdreisten wollen, eine ihnen gar nicht oder nur theoretisch vorgestellte Welt als endlich zu erkennen,
bringt den Denker zum Verzweifeln an einem Größenwahn, der nach der Zwangsjacke schreit. Das ist freilich die
gleiche Menschheit, die Brunos Auflösen des »Himmels« in den unendlichen Raum für gleichbedeutend mit
Entgötterung hielt. Wie würden Bruno und Leonardo sich entsetzen, wenn sie ihre Wegfreilegung zum wahren Gott von
Idioten beschritten sähen, die im Unendlichen keinen Platz für Gott finden, obschon er an und für sich der
Unendliche sein muß! Und dabei halte man sich vors Auge, daß alles, was wir moderne Wissenschaft nennen, uralt
ist, modern nur die grobmaterialistische Auslegung. Tatsächlich lehrte schon Pythagoras kopernikanisch, der
Nämliche aber, was wir bisher nicht berührten, stellte Reinkarnation als Lebensprinzip auf, was dann Empedokles
schon in volles System brachte. Somit darf man nicht die Karmalehre als indisch isolieren, sie hieße ebensogut
griechisch, was sie vermutlich törichten Europäern mehr empfehlen dürfte! Sie ist aber weder indisch noch
griechisch, und wenn Buddha sie schärfer betont, während sie sich mit Vedanta kaum verträgt, so ist er doch
nirgendwie ihr Urheber. Denn das älteste indische Gesetzbuch des Menu legt sie

Weitere Kostenlose Bücher