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Der Augenblick der Liebe

Der Augenblick der Liebe

Titel: Der Augenblick der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walser
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gerade  so  eifrig  ar beiteten! 
Sie vermißt Gottlieb. Jemanden vermissen, der noch nie da  war. Geht das? 
Sich  der  NichtZensur  hingeben.  She  indulges  herself  in  that feeling. Aber sobald sie dort anrief, tat die Distanz mehr  weh, als wenn sie nicht anrief. Nach jedem Gespräch erwies  sich,  was  sie  gesagt  hat,  als  das  Falscheste,  Schlimmste,  Lächerlichste. Nie war es das, was sie hatte sagen wollen. Ihr  fehlte ein innerer Air Conditioner, den sie auf high und low  stellen  könnte.  Dr.  Douglas  über  ihre  Angst  vor  dem  Schreiben:  Ob  sie  insgeheim  befürchte,  dafür  nicht  richtig  ausgestattet zu sein! Sie widerspricht, aber  so schwach, daß  der  Widerspruch  nichts  heißt.  Pen  as  a  metaphorical  penis.  Jahrelang hat sie sich vor der Vaterfigur Rosenne vor Bewun derung  gekrümmt,  jetzt,  da  sie  selber  ein  bißchen  Bewun derung brauchte, tut er so eisig wie freundlich wie  bösartig:  You  don¹t  have  to  worry  about  not  getting  a  job.  You¹re  attractive and will probably get married in no time. Hat das  jemand je zu einem männlichen Doktoranden gesagt? Diese  zu nichts führende Wut ist alles, was ihr bleibt. 
Geträumt:  In  einem  gewaltigen  Gebäude,  Kirche  plus  Turnhalle, Rick und sie beobachteten seinen Sohn beim Ker zenanzünden.  Sie  fühlte  sich  bedroht.  Beider  Kleider  waren  auf der Empore. Dort sollten sie die Nacht verbringen. Sie zu  Rick: Er solle die Sachen herunterholen, dort oben wären sie  ja  gefangen.  Rick  ging  hinauf,  ging  ihr  zu  langsam  hinauf.  Und  wie  er  die  Sachen  zusammensammelte,  gefiel  ihr  auch  nicht.  Vergiß  meine  Jeans  nicht, rief  sie.  Er  warf  sie  ihr  von  oben  zu.  Dr.  Douglas  fand  das  Wort  Jeans  interessant.  Er  hörte darin genes. Und to drop one¹s pants ... Oh je. 
Wünschen muß nicht entsprochen werden. Das wollen wir  doch  mal  klar  sagen.  Sonst  würde  man  sich  ja  nicht  trauen,  überhaupt  noch  etwas  zu  wünschen.  Seine  Stimme  ist  zärtlich, egal was er sagt. Daß  Wörter so  streicheln  können.  Das  kommt  von  der  Stimme.  Eine  solche  Nähe,  bei  soviel  Distanz.  Sie  wünschte  sich,  daß  er  das  auch  empfände.  Zugeben müßte er das nicht. Vor allem wünschte sie sich ein  langes Gespräch, direkt, ohne die Einheiten klicken zu hören;  ein Gespräch, das so lang wäre, daß es nicht auf das ankäme,  was da gesagt wurde. Ihr neues Buntgeblümtes, das sie ihm  per  Photo  vorgestellt  hat,  sollte  endlos  besprochen  werden.  Without  any  thought  about  the  other¹s  telephone  bill.  Trotzdem: Nichts gegen das Telephon. Wenn zwischen ihm  und  ihr  etwas  entstanden  ist,  dann  fernmündlich.  Fernmündlich.  Falls  dieses  Wort  für  das  Telephonische  je  aussterben  sollte,  muß  man  ihm  ein  Denkmal  setzen,  auf  dem steht: 
 
FERNMÜNDLICH 
Von allen behördlich gezeugten Wörtern das schönste.   
Solang sie  keinen Brief von ihm  bekam, konnte sie ihm nur  ihre  Träume  schicken.  Aber  das  will  er  ja.  Sein  Wille  ge schehe.  Wie  im  Traum,  so  am  Tage.  Und  so  ging¹s  letzte  Nacht zu: Man stülpt ihr Plastik, eine Tüte, einen Ballon, ein  Kondom  über  den  Kopf.  Sie  wußte,  sie  würde  ersticken.  Beiße  ein  Loch  in  die  Hülle!  Dann  schuldbewußt.  Sie  hat  etwas zerstört. Dr. Douglas: If you are in a condom, what are  you then? Sie: A writer, a penis. Oh je. 
Daß er doch wieder angerufen hat. Against all odds! Dem  schrillen Wecker zuvorkommend. So aufzuwachen! Sie sollte  seinen Gefühlen vertrauen. Seine letzten Briefe waren doch,  trotz  des  alles  beherrschenden  Konjunktivs,  Liebesbriefe.  Und  gerade  das  bezweifelte  sie.  Die  ganze  Briefschreiberei  nur  ein  Spiel.  Wenn  nicht,  dann  wäre  doch  dieses  Hin  und  Her längst hinaus über einfaches Verliebtsein. Der Ventilator  summte.  Die  Nächte 

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