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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nicht bemerkt. Der Sumpf war eine ganze Schattenwelt für sich, und ob es einen Schatten mehr oder weniger gab, das ließ sich im sich ständig wandelnden, diffusen Licht ohnehin nicht genau erkennen. Der Schatten ging völlig zwischen den Bäumen und Kriechgewächsen unter.
    Doch dieser Schatten war anders als die anderen. Er bewegte sich unabhängig von jenen, die die Insel bedeckten, bewegte sich zielstrebig und mit ungewöhnlicher Schnelligkeit. Sie bemerkten ihn erst, als er bereits direkt über ihnen schwebte, und da war es auch schon zu spät.
    Mudge stieß einen Warnschrei aus, während Jon-Tom nach seinem Rammholzstab griff. Der Otter packte sein Schwert - für den Gebrauch von Pfeil und Bogen gab es keine Zeit mehr.
    Da war er bereits wieder verschwunden, so schnell wie er gekommen war. Mudge lag keuchend im harten Sand auf dem Rücken, das Schwert schützend vor die Brust haltend, obwohl nichts mehr da war, gegen das er sich hätte verteidigen können. Zusammen mit dem Schatten war auch die Gefahr gewichen.
    Statt dessen hatte er drei Dinge zurückgelassen: Jon-Toms Rammholzstab, sein Schwert und eine stahlgraue Feder. Die Feder war sechs Zentimeter breit und sechzig Zentimeter lang. Sie lag reglos neben dem Otter, das einzige greifbare Indiz dafür, daß irgend etwas mit blitzartiger Schnelligkeit gekommen und auch gleich wieder verschwunden war.
    Mudge hob sie auf und ließ sie durch seine Pfoten gleiten. Der Kiel war so dick wie seine Finger. Er rückte seine Mütze zurecht, die ihm während des nur Sekunden dauernden Kampfs aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht vom Kopf gefallen war, und blickte gen Osten. In diese Richtung war der Schatten verschwunden und hatte Jon-Tom mit unglaublich großen Klauen mit sich geführt.
    Der Otter überdachte die Lage im Lichte seiner jüngsten Erklärungen. Das Floß war intakt, und abgesehen von seinen eigenen Waffen und Vorräten verfügte er auch noch über jene des Bannsängers. Er war unverletzt.
    Nun, das war's dann wohl. Soviel zum Thema des tapferen, unwissenden, stümpernden, entnervenden, unreifen Bannsängers! Jetzt war nichts Schändliches mehr daran, nach Hause zurück zukehren. Er würde das Debakel sogar dem Hexer Clodsahamp melden. Klar, soviel war er dem armen Jon-Tom wenigstens schuldig. Und was den Hexer betraf, so würde der das Hinscheiden seines Schülers mit stoischer Gelassenheit aufnehmen, dem Otter konnte er die Schuld jedenfalls nicht in die Schuhe schieben. Dafür war alles viel zu schnell gegangen.
    Gerade hatte Jon-Tom noch neben ihm gesessen und sich höflich seine Klagen angehört - und im nächsten Augenblick war er von einer dunklen Wolke davongetragen worden. Nicht Mudges Schuld, nein, mein Herr. Ließ sich nicht vermeiden.
    Er belud das Floß und ging an Bord, um es schließlich aufs Wasser hinauszuschieben. Endlich würde er nun wieder sein eigenes Leben führen können, ohne von der Befürchtung geplagt zu werden, daß man ihn nochmals zu einer lebensgefährlichen Reise um die halbe feindselige Welt drängen würde. Jetzt würde er wieder wie ein ganz normales Wesen leben, würde tief und fest schlafen können, ohne ständig auf irgendwelche seltsamen Geräusche in der Nacht achten zu müssen.
    Nein, er konnte wirklich nichts mehr tun. Nicht wahr, konnte er doch nicht, oder? Zornig drückte er gegen den Schaft der Ruderstange und fragte sich, warum er innerlich so verdammt aufgewühlt war.
    Jon-Tom hing fest im Griff der mächtigen Klauen und wehrte sich nicht - in der Hoffnung, daß der gewaltige Adler, der ihn da gerade entführte, lebende Nahrung toter vorzog. Denn wenn der Vogel ihn fallenlassen sollte, war er mit Sicherheit ein toter Mann. Tief unten brauste der Wrounipai.
    Er wand sich so gut er konnte in dem eisernen Griff, um seinen Häscher zu begutachten. Die Flügelspanne des Adlers betrug mindestens sechs Meter. Er trug ihn ohne jede Anstrengung. Wie die weitaus kleineren gefiederten Bewohner dieser Welt, trug auch er einen Kilt, der sich über Hüften und Schwanz zog, sowie eine Weste mit einem seltsamen grauen Zickzackmuster auf schwarzem Untergrund. Beinahe konnte Jon-Tom sich an das Muster erinnern, doch zog er es vor, sein Gedächtnis in dieser Hinsicht nicht weiter zu strapazieren. Im Augenblick war er nicht in der Verfassung, sich detailliert mit der Kleidung anderer Wesen auseinanderzusetzen.
    Da der Vogel keine Anstalten machte zu landen, versuchte Jon-Tom, das Gelände unter sich zu beobachten. Es war

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