Der Ausflug
dieser grässlichen Putzfrau einen Zettel geschrieben, dass sie die Pullover nach dem Wechsel der Bettwäsche UNGEWASCHEN ZURÜCKLEGEN sollte.
»Wer möchte ein Spiegelei dazu?«, fragte er und wandte sich resolut dem Herd zu.
»Das kann ich ja schnell machen«, sagte Beatrijs.
»Nein, bleib sitzen.«
»Und dann noch fünfmal den Refrain mitsingen, was? Nein danke.« Sie setzte Toby auf dem Boden ab und stand auf.
Er hatte nichts von dem schönen neuen Lied mitbekommen, auf das sein Jüngster so stolz war, rein gar nichts. Er legte den Arm um Tobys schmächtige Schultern und fragte über seinen Kopf hinweg: »Niels, würdest du jetzt bitte endlich deine Jacke ausziehen?« Kein schlechtes Beispiel abgeben, Niels.
»Nein«, widersprach Niels mit bockig gesenktem Kopf.
»Schön kuschelig eingepackt«, sagte Beatrijs, die am Herd mit der Bratpfanne zugange war. »Recht hast du, Niels. Du hast es wenigstens schön geborgen und warm in deiner Jacke.«
Dass endlich mal ein anderer Erwachsener die Dinge in einem neuen Licht erscheinen ließ! Laurens dachte: Ich küsse dir die Füße, Beatrijs. »Nein, Toby, noch eben warten mit dem Krupuk.« Er stellte die Beilagen und das aufgewärmte Essen auf den Tisch.
»Verflixt«, murmelte Beatrijs, »wie stellt man denn hier die Flamme runter?«
»Grilleier!«, rief Toby begeistert aus.
»Lecker, hm«, sagte Beatrijs verschwitzt.
Laurens hatte noch nie Spiegeleier wie die ihren gesehen. Sie lagen in der Pfanne wie die abgehackten Brüste der heiligen Agatha, die Veronica und er auf ihrer Hochzeitsreise in Florenz auf einem Gemälde in den Uffizien gesehen hatten. »Weil sie als Jungfrau leben wollte und sich deshalb gegen eine Zwangheirat sträubte, wurde sie den furchtbarsten Foltern unterworfen«, hatte Veronica ihm zugeflüstert, während ihre Absätze über das jahrhundertealte Marmor tickten. Sie hatte immer die verrücktesten Dinge gewusst, und wenn man sie gefragt hatte, woher ihr Wissen stammte, war sie nur erstaunt gewesen. Sie ging einfach immer davon aus, dass jeder wusste, was sie wusste: wer bei der Europameisterschaft 1988 Torhüter der niederländischen Nationalelf gewesen war, wie man einen Bussard von einem Sperber unterschied, welcher der Beatles »Get Back« komponiert hatte, warum Milch nicht ansetzte, wenn man sie in einem Topf kochte, der immer feucht gehalten wurde, wie viele Königsdramen Shakespeare geschrieben hatte, wann die Klitoris der Frau entdeckt worden war (»Jahrhunderte nachdem Kolumbus Amerika entdeckt hat«) und wer den Computer, den BH und die Büroklammer entwickelt hatte. So eine unterhaltsame, witzige Frau. Und so unwiderstehlich originell. So unwiderstehlich in jeder Hinsicht. Weiß Gott nicht für ein jungfräuliches Leben wie jene Agatha bestimmt. Erst recht nicht mit diesen sagenhaften Beinen.
Er war total auf sie abgefahren, gleich bei ihrer ersten, zufälligen Begegnung bei einer Hitchcock-Retrospektive, als sie in der Pause nebeneinander an der vollen Bar gestanden und um ein Bier gekämpft hatten. Was sie über Die Vögel vorzubringen hatte, war so erfrischend anders gewesen. »Gruselig? Sollen die Vögel gruselig sein? Mm.« Ein schiefes Lächeln unter demdunklen Haar hervor. Die kleinen Lichter in ihren Augen, als sie sagte: »Federn sind nämlich auch das Kleid der Hoffnung, wusstest du das? Emily Dickinson schrieb jedenfalls: Hoffnung ist das Federding, das in der Seele sitzt...«
»Laurens? Wollen wir uns nicht setzen?« Beatrijs hielt ihm die Pfanne hin wie eine Opfergabe. Vier abgehackte Brüste.
»Warte, ich schenk uns noch mal ein. Und ihr, Niels, Toby, Milch oder Wasser?«
Dann aßen sie. Heimlich beobachtete er seine Kinder. Messer. Löffel. Hände. Gabel. Das ging doch eigentlich. Vor Dankbarkeit aß er ihre Eier für sie auf.
Als die Jungen fertig gegessen hatten und vor dem Fernseher saßen, fragte Beatrijs: »Hast du Gwen und Timo noch gesprochen?«
Er räumte den Tisch ab. »Ich wage sie beinahe nicht mehr anzurufen. Es liegt mir furchtbar auf dem Magen, dass Babette praktisch unter meinen Augen verschwunden sein muss. Timo hat zwar gleich gesagt, dass ich ja nicht ihr Babysitter war, aber trotzdem. Allein schon, dass er das sagte. Ich hätte besser aufpassen müssen.«
Sie nickte, während sie ihn mitfühlend ansah. »Aber das hätten wir alle tun müssen. Sie tragen es dir wirklich nicht nach. Schlag es dir bloß aus dem Kopf, falls du so was denkst.«
Er lachte unsicher, aber ihm war auch warm ums
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