Der Bann des Highlanders
Seiner nicht würdig. Sie war so wenig und er so viel!
Was sie in ihm, in all seinen Gedanken erspürt hatte, hatte sie nicht nur völlig verblüfft, sondern abgrundtief erschüttert.
Er hatte sie trotz all dieser brennend lüsternen Gedanken immer wieder verschont – selbst, als er vermuten musste, sie hätte ein winziges, unschuldiges Leben vernichtet, sein und vor allem IHR eigenes Kind getötet, hatte er sie nicht einmal an-gerührt!
Gut, er war infernalisch, abgebrüht, selbstherrlich, dickschäde -lig und aufbrausend ... all das und noch wesentlich schlimmere Attribute tobten in ihm um Übermacht. Doch er kontrollierte sie mit seiner Stärke und Macht. Mit seinem eisernen Willen bezwang er sämtliche Instinkte – die so gewaltig und unge-heuer stark waren, dass sie nicht wusste, wie ihm das gelang – und wurde dadurch zu dem, was er in erster Linie war: Ein glorreicher, überragender Beherrscher.
Denn zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass er jede Faser ihres Körpers und jede Synapse ihres geistig verwirrten Gehirns dominierte. Er beherrschte sie. Hielt die Essenz ihres Ichs in ehernen Fängen.
Der Mann, dessen monströser Brustkorb sich sanft und gleichmäßig unter ihrer kribbelnden Hand bewegte und der im Schlaf unwillkürlich lächelte, wenn sie seine Gesichtskonturen nachzeichnete, war geballte, pure Energie – eine echte Natur-gewalt. Er war so ungeheuerlich. Überwältigend.
Göttlich.
Und Rhyann wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie hatte das irrwitzige Gefühl, dass jedes Mal, wenn sie einen Schritt auf ihn zu machte, irgendwo eine Alarmsirene die nächste Stufe eines katastrophalen Desasters einläutete. Deshalb konnte sie seine Gedanken von Zeit zu Zeit lesen.
Immer, wenn sie wieder eine neue Sprosse dieser Beziehungs-Leiter erklommen hatten, waren sie sich näher, als zuvor. Jedes Level, das sie meisterten, schweißte sie näher aneinander. Sie wusste jetzt schon nicht mehr, wo sie aufhörte und er begann.
Wenn das diese Seelengefährten-Sache war, dann wollte sie definitiv nicht wissen, wohin das führte. Sie war sich nämlich dummerweise nicht ganz klar darüber, ob die Leiter nach oben oder unten führte.
Hellorin hatte nichts zu verlieren ... sie schon.
Rhyann stutzte irritiert. WAS genau hatte sie eigentlich zu verlieren?
Genauso klar, wie sie gewusst hatte, dass sie für ihn in den Tod gehen würde, dass sie sich Khryddion opfern würde, so klar sah sie, dass sie etwas nicht konnte. Nicht durfte. Sie durfte nicht mit ihm schlafen!
Zerknirscht sann sie über das seltsame Chaos in ihrem Inneren nach.
Sie handelte in letzter Zeit erstaunlich impulsiv und sogar für ihre Verhältnisse eindeutig unterbelichtet. Nie zuvor hatte sie das Bedürfnis verspürt, ihrem Dasein ein gewalttätiges Ende zu setzen. Doch seit sie ihn kannte, hatte sie sich jederzeit und überall Gevatter Tod in die gierigen Klauen geworfen.
Hm. Dasselbe geschah mit ihrem Körper. Klaro, sie hatte noch Niemanden so nahe an sich herangelassen, wie Hellorin.
Wenn man Elijahs Weckversuche ausklammerte – sie grinste kopfschüttelnd. Der Typ war aber auch lästig! In diesem Punkt allerdings eine stümpernde Amöbe im Vergleich zu Hellorin.
Und wenn sie ehrlich war – sie stand nicht nur in Flammen, seit sie ihn kannte. Sie WAR die Flamme.
In ihrem recht unerschöpflichen Repertoire an Worten, fanden sich nicht annähernd genug anzügliche und versaute Adjektive, die auch nur im Entferntesten ihre Gemütslage beschreiben konnten, wenn sie in seine Nähe kam. Sobald sie seiner ansichtig wurde, mutierte ein Großteil ihrer Seele zu einer verdorbenen Schlampe, die quasi schon rollig auf dem Rücken lag, wenn er nur dieselbe Dimension betrat. Die ihre Beine praktischerweise hinter ihre Ohren getackert hatte, um es jederzeit und überall bis zur Besinnungslosigkeit mit ihm zu treiben. Und das ängstigte nicht nur, es ging ihr gewaltig an die Nerven und kostete enorme Kraft, diesem übermächtigen Drang nicht einfach achselzuckend nachzugeben.
Cover me with death, if I should ever fail!
Dieser heroisch anmutende Liedtext war alles, was ihr dazu einfiel, sollte sie je nachgeben. Doch je mehr sie darüber nachdachte, was an ihrer Verweigerung und an den daraus resultierenden – schmerzhaften! – Entbehrungen für sie beide eigentlich so wahnsinnig sinnvoll und erhebend wäre, desto verworrener wurde das Bild.
Je näher sie der Lösung kam, desto weniger konnte sie einen Blick darauf
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