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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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kennen.
Küche, Bad, sein Zimmer, in dem es nicht an vielseitigstem Trödel fehlte, wohl
aber an Gebrauchsmöbeln.
    Bastian besaß eine Sammlung entzückender
Schläferinnen, meist üppig geformt und oval gerahmt, auch andere beliebte
Schlafzimmersujets wie tanzende Elfen, Engel und einen geigespielenden
Eremiten. Verkehrsschilder zeigten die Richtung an, in der man sich in dieser
Wohnung zu bewegen hatte.
     
    Aber es gab nur einen Tisch für alles. Und einen
überforderten grüngestrichenen Schrank, der Bastians Textilien bei sich
behielt, wenn man von außen die Türen schneller zuwarf, als die hineingewürgten
Wäschestücke und Pullover aus ihren überfüllten Fächern herausfallen konnten.
    »Hübsch«, sagte Susi und legte Kathrinchen aufs
Bett. Sie war sehr heiter, seitdem sie erreicht hatte, was sie wollte: bei
Bastian zu wohnen.
    »Es kommt noch ein Teppich hinein, wenn ich mal
einen passenden finde«, sagte er. »Ich kauf’ nämlich nicht meine Einrichtung,
ich finde sie zusammen.« Er ging vor ihr her auf den Flur und öffnete eine Tür.
»Hier ist die Kammer.«
    Sie war handtuchschmal und voller Gerümpel.
»Wenn man das Zeug zur Seite räumt, wird’s schon irgendwie gehen...«
    »Klar, wird schon«, sagte Susi.
    Aber auf einmal hatte er nicht mehr den Mut, ihr
die Kammer
    anzubieten.
    »Vielleicht nimmst du doch lieber mein Zimmer,
und ich zieh’ in die Kammer. Es ist ja nur für paar Tage. — Bettzeug findest du
im Plastiksack auf dem Schrank.« Er sah auf die Uhr. »Ich muß los — Servus.«
    »Du gehst fort?« Susi war enttäuscht. »Aber am
Abend bist du doch da, ja?«
    »Ich fahr’ Taxe. Das weißt du doch.«
    »Und ich dachte, wir machen es uns ein bißchen
gemütlich.« Er reichte ihr einen Zehnmarkschein. »Hier, kauf was ein.« Susi gab
ihm einen Kuß. »Danke, Bastian, für alles.«
    »Ja, bitte schön«, sagte er unbehaglich.
    Sie hörte seine Abwärtssprünge auf der Treppe
und kehrte ins Zimmer zurück und wußte nicht, wo sie mit dem Auf- und Umräumen
beginnen sollte.
    Es war hier zweifellos eng für zweieinhalb
Personen, aber es war so die beste Lösung, auch für Bastian. Je früher er sich
an Kathrinchen gewöhnte, um so lieber würde er es haben und sich als Vater
fühlen. Zudem war er ein Mann, der wie alle Männer seine Bequemlichkeit liebte.
Susi wollte ihm diese Bequemlichkeit schaffen. Sie wollte ihn verwöhnen, und
sie wollte ihn von ihren Reizen überzeugen.
    Dazu mußte sie sich erst einmal die Haare
waschen und den Speck wieder loswerden, der nach Kathrinchens Geburt noch immer
ihre Taille wärmte.
    Natürlich würden sie dem Untermieter kündigen
müssen. Dann hatten sie noch ein großes Zimmer mehr.
    Es war alles nur eine Frage der Zeit und der
Organisation.
     
    Bastians Nacht verlief ebenso vielseitig wie
turbulent. Zuerst fuhr er einen eifersüchtigen Kunden, der seine Braut in
Schwabinger Lokalen suchte und umzubringen beabsichtigte. Falls er das Luder
erwischen sollte. Im achten Lokal, das er durchwühlte, fand er das Luder. Aber
ehe er ans Morden gehen konnte, wurde er vom Begleiter seiner Freundin mit
Hilfe eines Maßkruges schlafen gelegt.
    Bastian hatte Mühe, zu seinem Geld zu kommen.
    Von der Theke des Lokals rief er Katharina
Freude an, sie meldete sich nicht. Sie war weder im Krankenhaus noch zu Haus zu
erreichen. Wo war Katharina Freude?? Danach fuhr er fünf fröhlich lärmende
Menschen nach Solln. Sie luden ihn ein, bei ihnen zu Haus mitzufeiern. Bastian
dankte.
    Er war ein einziges Mal mit einer Clique privat
geworden. Die wollte mit ihm Pfänderspiele machen, wer verliert, muß was
ausziehen. Wie so was endet, konnte er sich schon denken, und dafür war er
nicht zu haben.
    Anschließend fuhr er eine alte Dame.
    Sie kam aus einer Privatklinik, in der ihr Mann
vor zwanzig Minuten gestorben war.
    Sie war ganz Haltung, liebenswürdig, ohne
Tränen, sie war nicht in der Lage, die sieben Mark fünfzig aus ihrem
Portemonnaie zu nehmen, die sie laut Taxiuhr zu bezahlen hatte. Bastian brachte
sie bis in ihre Wohnung und half ihr aus dem Mantel. Die Wohnung war ein
Museum. Kunstschätze, wohin er schaute.
    Er fragte, ob er jemand benachrichtigen sollte,
damit sie die Nacht nicht allein verbringen mußte. Sie dankte für seine
Umsicht, aber es gäbe niemand, den sie jetzt sehen wolle. Bastian war sehr
einsilbig bei seinen nächsten Fahrgästen. Er konnte die alte Dame nicht
vergessen. Sie würde jetzt wahrscheinlich in einem von Straßenlaternen
erleuchteten

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