Der Bedrohung so nah (German Edition)
dass derjenige, der gerade Dienst hat, sie nach Hause fährt.“
„Das tue ich gerne.“
„Steph ist ein gutes Mädchen, aber sie macht zurzeit eine schwierige Phase durch.“
„Wie alt ist sie?“
„Am Samstag wird sie neun.“
Erin hatte keine Ahnung, was sich eine Neunjährige zum Geburtstag wünschte, aber sie würde ihr etwas kaufen. Irgendetwas, um einen Funken Freude in das Leben dieses Mädchens zu bringen, und wenn er noch so klein war.
„Wie lange geht das mit dem Schwänzen schon?“
„Ungefähr ein Jahr.“
Sie dachte daran, dass er keinen Ring trug. „Eine Scheidung kann Kinder ganz schön hart treffen, aber sie sind erstaunlich anpassungsfähig.“
Die Muskeln an seinem Kiefer spannen sich an, doch er hielt ihren Blick fest. „Ich bin Witwer.“
Der Schatten, der sich über seine Augen legte, war so schnell wieder verschwunden, dass Erin sich nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt gesehen hatte. Entsetzt über ihren Irrtum, zuckte sie innerlich zusammen. „Es tut mir leid, ich war davon ausgegangen …“
„Schon in Ordnung, die Annahme liegt nahe.“
Die Tatsache, dass Nick verwitwet war, warf ein ganz neues Licht auf Stephanies Verhalten. Erin spürte einen stechenden Schmerz in der Brust, als sie an ihre eigene Mutter dachte und daran, wie es für ein junges Mädchen sein musste, ohne Mutter aufzuwachsen.
„Hier ist Ihr Kaffee.“
Erleichtert blickte Erin auf. Mrs Thornsberry war mit einem Tablett aus der Küche gekommen. Der Kaffee roch himmlisch.
„Vielen Dank“, sagte Erin und nahm eine Tasse.
„Haben Sie Erin schon zu Stephanies Party am Samstag eingeladen, Chief?“, fragte die Nanny.
Nick warf ihr einen warnenden Blick über den Rand seiner Tasse zu. „Nein.“
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er nicht gerade begeistert davon, dass sie dieses Thema angeschnitten hatte. Erin konnte es ihm nicht verübeln, so wie sie auf den Rollstuhl seiner Tochter reagiert hatte. Abgesehen davon erwartete sie gar nicht, dass man sie zur Feier einlud. Dafür kannte sie diese Familie nicht gut genug. Sie hatte nicht vor, es persönlich zu nehmen. Sie würde es ihm leicht machen. „Ich werde mit Auspacken beschäftigt sein.“
„Unsinn“, sagte Mrs Thornsberry. „Es ist eine gute Gelegenheit für Sie, Nick und Stephanie näher kennenzulernen. Hector wird auch da sein. Wir würden uns wirklich freuen, wenn Sie kommen …“
„Sie hat Dienst, Em“, unterbrach Nick.
Mrs Thornsberry beachtete ihn kaum. „Nun, dann können Sie ja wenigstens danach auf ein Stück Kuchen vorbeischauen.“
Nicks Handy klingelte. Eine Entschuldigung murmelnd stellte er seine Tasse auf den Tisch, zog das Telefon aus seiner Tasche und meldete sich schroff mit seinem Namen.
„Wann?“, fragte er scharf.
Sein Tonfall ließ Erin aufhorchen. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch.
„Ich komme sofort.“ Er steckte das Handy zurück in seine Tasche und sah Erin an. „Ein Notruf.“
3. KAPITEL
Nick rannte zum Wagen und riss die Tür auf. Sie bekamen nur selten einen Notruf, aber wenn, dann nahm er die Sache sehr ernst. Er rutschte hinters Steuer und schnappte sich das Funkgerät. „Was gibt’s, Zentrale?“
Erin setzte sich neben ihn auf den Beifahrersitz. Etliche Strähnen hatten sich aus ihrem Knoten gelöst. Verdammt, schalt er sich sofort. In einer Situation wie dieser durfte ihm so was nicht einmal auffallen. Er sollte sich stattdessen lieber auf die Stimme aus dem Funkgerät konzentrieren.
„Höchste Alarmstufe“, tönte es aus dem Lautsprecher. „Bewaffneter Raubüberfall im Brass Rail Saloon in vollem Gang.“
„Das ist das zweite Mal in zwei Wochen. Wer hat es gemeldet?“
„Ein Passant, der gesehen hat, wie ein Mann im blauen Hemd die Eingangstür eingetreten hat.“
„Nicht gerade unauffällig.“ Nick startete den Motor des Chevrolet Suburbans und rammte den Gang rein.
Staub und Schotter wirbelten hinter ihnen auf, als er auf der Auffahrt beschleunigte. „Informieren Sie das Büro des Sheriffs“, rief er ins Mikrofon. „Und geben Sie Hector Bescheid. Er soll sich eine Weste anziehen und hinfahren. Keiner geht rein. Ich bin gleich da.“ Auf dem Highway angelangt, schaltete er das Blaulicht, jedoch nicht die Sirene an und trat das Gaspedal durch.
„Jugendliche Straftäter?“, fragte Erin. „Häusliche Streitigkeiten?“
Er warf ihr einen Blick zu und sah, wie sie sich anschnallte. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihre Augen vor Aufregung
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