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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Drahtbürste zu entfernen.
    Marvel fühlte, wie er sich im Dreck des Wohnwagens auf eine Art und Weise entspannte, wie es ihm in der Ländlichkeit der Springer Farm schlicht nicht möglich war. Die zerfurchte Auffahrt, die bemoosten Dächer, der Dunggeruch, all das stieß ihn ab. Dieser Dreck hier jedoch war anders. Er wollte Flecken auf der Kaffeekanne haben, er freute sich über das schmutzige Linoleum, und der säuerliche Gestank des kleinen Kühlschranks war morgendliches Reizgas für ihn.
    Das sollte aber niemand wissen. »Macht hier mal sauber«, knurrte er Reynolds an, der sich eine Notiz in sein Buch machte.
    »Was schreiben Sie da?«, fragte Marvel gereizt.
    »Sir?«
    »Was schreiben Sie da in Ihr kleines Buch? Ich hab gesagt: ›Macht hier sauber.‹ Dafür braucht man ja wohl kein Scheißmemo, oder?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann machen Sie hier sauber.«

    »Ja, Sir.«
    »Und lassen Sie das ja nicht Rice machen.«
    »Nein, Sir.« Ehe Reynolds fragen konnte, warum  – schließlich war Rice die Einzige im Team, die diese Aufgabe einigermaßen vernünftig erledigen würde  –, war Marvel die Stufen hinuntergetrottet und hatte die Tür zugeknallt.
     
    Der Wohnwagen war am Rand des Fußballplatzes geparkt, neben Margaret Priddys Haus. Nichtsdestotrotz fuhr Marvel die vierhundert Meter bis zum Laden mit dem Auto.
    Er fragte nach Gummistiefeln, doch man sagte ihm, dafür müsse er nach Dulverton fahren oder in irgendein Geschäft, das der massige, friedfertige Mann hinter dem Ladentisch »den Bauernladen« nannte. Die Wegbeschreibung dorthin war so komplex, dass Marvel nach dem dritten Straßenknick nicht mehr zuhörte.
    »Sind Sie der Ermittlungschef?«, erkundigte sich der Mann, und Marvel nickte. »Irgendwelche Fortschritte?«
    »Ist ja noch früh am Tag«, erwiderte Marvel. Das war alles, was er je auf Fragen von Zivilpersonen antwortete  – bis zu dem Moment, wenn er in seinem Beerdigungsanzug und mit seiner einzigen guten Krawatte aufstand, um das Urteil der Geschworenen zu hören. Vorher war gar nichts sicher.
    »Die arme Margaret«, meinte der Ladenbesitzer. »Obwohl’s ja eigentlich ein Segen war.«
    »Hmm.« Marvel nickte, doch er war sich nicht sicher, ob er das auch so sah.
    Draußen sah er den kleinen braunen Hund der Leute, die neben dem Priddy-Cottage wohnten, und stellte sich der Besitzerin vor, Mrs. Cobb. Er erkundigte sich, ob der Hund in der Nacht des Mordes gebellt hätte, und sie sagte: »Nein«, als käme ihr dieser Gedanke zum ersten Mal.
    Typisch, dachte Marvel. Mich kläfft die Töle an, aber den verdammten Mörder nicht.
    Er kehrte zum Wohnwagen zurück, wo Reynolds einen
hinlänglich unzureichenden Putzversuch unternommen hatte, um selbst den Schlampigsten zufriedenzustellen. Jetzt wartete er auf Beifall, doch Marvel sah sich lediglich um und grunzte, dann klingelte sein Handy. Jos Reeves meldete, sie hätten die Ergebnisse der Haarproben. Zwei von Peter Priddy, zwei von Dr. Mark Dennis, und jeweils eins von Lynne Twitchett und Annette Rogers.
    »Keine von Reynolds? Normalerweise haart der doch den ganzen Tatort voll wie ein Scheißretriever.«
    »Keins von Reynolds.«
    »Sie haben doch gesagt, es wären sieben.«
    »Eins ist nicht identifiziert«, sagte Reeves.
    Marvel nahm diese Neuigkeit mit mürrischem Schweigen entgegen. »Was ist mit Fasern?«
    Reeves seufzte. »Noch nichts Signifikantes.«
    »Das lassen Sie mal mich beurteilen«, herrschte Marvel ihn an.
    »Okay«, antwortete Reeves milde und begann, die bisherigen Resultate mit erbarmungslos monotoner Stimme herunterzuleiern. »Teppich, weiße Baumwolle, schwarze Baumwolle, blaue Baumwolle, rote Wolle, blaue Wolle …«
    »Schicken Sie mir ’ne E-Mail«, knurrte Marvel und brach die Verbindung ab.

16 Tage
    Mike Foster und seine Begeisterung für Kotze erwiesen sich als das Highlight von Jonas’ ersten Tagen vor Margaret Priddys Haustür. Linda Cobb brachte ihm immer seltener eine Tasse Tee, und sein Neuigkeitswert bei den Schulkindern nutzte sich rasch ab. Jetzt machten sie keinen Umweg mehr, nur um ihn anzustarren und miteinander zu tuscheln, und die paar Kids, die vorüberkamen, würdigten ihn kaum eines Blickes. Er hatte versucht, die Illusion aufrechtzuerhalten  – sogar in seinem eigenen Kopf  –, dass er irgendwann vielleicht den Mörder erspähen würde, doch eigentlich war nicht einmal er selbst auf seiner Seite. Er hielt das Ganze für ein sinnloses Unterfangen und wollte nicht, dass Marvel durch

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