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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Dach des Schuppens aus in ihre Kammer eingestiegen war.
    Elizabeth Rice hatte sich mit Eric auf dem Sofa genug Teenie-Horrorfilme angesehen, um zu wissen, dass der Killer direkt hinter ihr stand, mit einem Steakmesser.
    Einen abgewürgten Aufschrei im Hals, fuhr sie herum und riss die Hände hoch, um ihre Kehle zu schützen.
    Niemand da.
    Sie machte drei taumelnde Schritte auf die Zimmertür zu, um den Marshs Bescheid zu sagen, dass jemand eingebrochen war. Dann blieb sie wie angewurzelt stehen, während ihr Verstand sich weiter so schnell durch alle möglichen Szenarios klickte, dass es sich anfühlte wie eins von diesen Daumenkinos, bei denen tausend statische Bilder einen ruckelnden Film ergaben.
    Der Fußabdruck führte ins Zimmer hinein.
    Es gab keinen Abdruck, der wieder hinausführte.
    Wenn es der Mörder war, dann war der Mörder noch im Haus.
    Rice blickte auf die Kartons mit Gerümpel hinunter, entschied
sich für eine hässliche blaue Vase und wog sie in der Hand. Sie war stets dafür gewesen, dass britische Polizisten, von Spezialeinheiten abgesehen, nicht bewaffnet sein sollten. Sie fand, das betone, dass die Polizei auf Konsens und nicht auf Konfrontation aus war, und das wäre  – in demokratischer Hinsicht  – etwas Gutes.
    Im Augenblick jedoch hätte sie ihren rechten Arm für eine Riesenknarre gegeben.
    Rice ging durchs Haus  – leise, aber nicht so leise, dass sie es mit der Angst zu tun bekam  –, knipste Lampen an, überprüfte Türen, rüttelte an Fenstern. Sie stand vor den Türen der Schlafzimmer und lauschte auf das Atmen der Marshs.
    Es war kein Eindringling hier.
    Der Fußabdruck, der ins Haus führte, war nicht verschmiert. Daher fand Rice es nur recht und billig anzunehmen, dass derjenige, der durch dieses Fenster gestiegen war, dort nicht wieder hinausgeklettert war  – und sich demnach noch im Haus befinden musste.
    Es sei denn, derjenige, der durchs Fenster herein geklettert war, war zuerst hinaus gestiegen, bevor er sich die Füße schmutzig gemacht hatte.
    In diesem Fall gab es nur zwei mögliche Verdächtige …
    Weder Alan noch Danny Marsh hatten sich heute vom Sofa weggerührt, von kurzen Ausflügen zur Toilette oder in die Küche abgesehen.
    War es möglich, dass zwischen ihren letzten Rundgängen  – irgendwann zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh  – einer der Marshs sich an ihrem Bett vorbeigeschlichen hatte und aus ihrem Fenster gestiegen war?
    Und dann wieder hereingeklettert war?
    Möglich.
    Natürlich unwahrscheinlich, aber Sherlock Holmes pflegte ja einen ganzen Fall auf Unwahrscheinlichkeiten aufzubauen.
    Ihr Fenster lag auf der Rückseite des Hauses, und zu dem angrenzenden Schuppen ging es anderthalb Meter hinunter.
Bei abgeschlossener Haus- und Hintertür war dies der einzige gangbare Weg ins Haus oder wieder hinaus. Schließlich war der Mörder so auch in Margaret Priddys Cottage gelangt.
    Die Vorstellung, dass jemand in ihrem Zimmer gewesen war, während sie schlief, war schon beängstigend genug; bei dem Gedanken jedoch, dass jemand, der in der Sunset Lodge drei Menschen ermordet hatte, hier auf dem Hin- und Rückweg durchgekommen war, wurde ihr übel.
    Sie zerrte einen der Gerümpelkartons quer durch die Kammer vor die Zimmertür. Er würde niemanden daran hindern hereinzukommen, aber er würde ihn ein wenig aufhalten.
    Dann setzte sie sich vollkommen angezogen im Schneidersitz auf das Bett, die blaue Vase in der einen und das Handy in der anderen Hand, und rief DCI Marvel an.
     
    Jonas kam so spät und so erschöpft nach Hause, dass er Lucy am liebsten die Füße geküsst hätte, als sie sagte, sie hätte Abendessen gemacht. Es waren nur Spaghetti mit Tomaten und Basilikum, doch es schmeckte fantastisch, und sie hatte eine Flasche samtigen Rotwein hingestellt, damit er sie öffnete. Sie saß da und sah ihm beim Essen zu.
    »Möchtest du darüber reden, Liebling?«, fragte sie leise.
    Schweigend starrte er durch die Küche ins Leere.
    »Er hat sie erschlagen.«
    Lucy biss sich auf die Lippe, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Dann hat er ihnen Kissen aufs Gesicht gelegt.«
    »So wie bei Margaret?«
    Jonas schüttelte den Kopf, wandte jedoch die ziellos ins Nichts blickenden Augen nicht von der Waschmaschine ab.
    »Ich glaube nicht, dass er sie ersticken wollte.«
    »Und warum dann?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht damit er ihre Gesichter nicht sehen konnte.«

    Es widerstrebte Lucy zu fragen, doch die Bilder in ihrem Kopf

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