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Der Besucher - Roman

Der Besucher - Roman

Titel: Der Besucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Waters
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würde.«
    Er schüttelte den Kopf und sagte entschieden: »Ich bin mir meiner Sache sicher. Ich weiß genau, was ich gesehen habe!«
    »Sie wissen, was Sie glauben gesehen zu haben. Was Ihre erschöpften, überstrapazierten Nerven Ihnen suggeriert haben.«
    »Aber so war es nicht! Verstehen Sie denn nicht? Mein Gott, ich wünschte, ich hätte Ihnen gar nichts erzählt! Sie haben mich doch aufgefordert, es Ihnen zu erzählen! Ich wollte das gar nicht, aber Sie haben mich überredet. Und nun werfen Sie es mir vor und tun gerade so, als wäre ich eine Art Irrer!«
    »Wenn Sie einfach mal eine Nacht ruhig schlafen würden …«
    »Aber ich sagte es Ihnen doch: Wenn ich das tue, kommt dieses Etwas wieder!«
    »Nein, Rod. Ich versichere Ihnen, es wird nur zurückkommen, wenn Sie nicht schlafen, denn es ist eine Sinnestäuschung …«
    »Eine Sinnestäuschung? Das glauben Sie?«
    »… eine Sinnestäuschung, die durch Ihre Müdigkeit verursacht wird. Ich denke, Sie sollten mal einige Zeit von Hundreds Hall wegkommen. Verreisen, eine Art Urlaub, am besten sofort!«
    Er zog sich gerade den Pullover über den Kopf, und als sein Gesicht aus dem Halsausschnitt auftauchte, blickte er mich ungläubig an. »Verreisen? Haben Sie mir denn überhaupt nicht zugehört? Wenn ich verschwinde, wer weiß, was dann geschieht!« Er glättete hastig mit den Fingern sein Haar und zog sich den Mantel über. Mit einem Blick auf die Uhr meinte er: »Ich bin schon viel zu lange weg. Das ist auch Ihre Schuld. Ich muss dringend wieder zurück!«
    »Lassen Sie mich Ihnen wenigstens etwas Luminal geben.«
    »Ein Schlafmittel?«, meinte er. »Glauben Sie wirklich, das würde mir helfen?« Und als er sah, wie ich zu einem Regal ging und ein Tablettenglas herausholte, fügte er mit schärferer Stimme hinzu: »Nein, wirklich. Ich meine es ernst. Mit denen haben sie mich nach dem Flugzeugabsturz vollgepumpt. Die will ich nicht. Die können Sie gleich behalten, die schmeiße ich doch bloß weg!«
    »Vielleicht überlegen Sie es sich noch anders.«
    »Bestimmt nicht.«
    Mit leeren Händen kam ich wieder hinter der Theke hervor. »Rod, bitte hören Sie mich an. Wenn ich Sie schon nicht überzeugen kann, das Haus zu verlassen … Ich kenne da einen sehr guten Arzt. Er hat in Birmingham eine Klinik, für Fälle wie den Ihren. Ich würde gerne mal mit ihm vorbeikommen, damit er Sie mal ansieht und sich mit Ihnen unterhält. Mehr wird er nicht tun: Er wird Ihnen nur zuhören, während Sie mit ihm reden; so wie Sie mit mir geredet haben.«
    Er machte ein verschlossenes Gesicht. »Einen Irrenarzt, meinen Sie. Einen Psychiater oder Psychologen oder wie zum Teufel die heute heißen. Aber darum geht es nicht. Ich habe kein Problem, das Problem ist auf Hundreds. Können Sie das denn nicht verstehen? Ich brauche weniger einen Arzt als …«, er suchte nach einem Begriff, »… als vielmehr einen Pfarrer oder dergleichen. Wenn Sie das erlebt hätten, was mir da widerfahren ist …«
    »Dann lassen Sie mich mit Ihnen kommen«, sagte ich aus einem Impuls heraus. »Lassen Sie mich einige Zeit in Ihrem Zimmer verbringen und abwarten, ob dieses Ding auftaucht.«
    Er zögerte und ließ sich meinen Vorschlag offenbar durch den Kopf gehen. Die Tatsache, dass er ernsthaft darüber nachdachte, ganz so, als sei das Auftauchen dieses »Dinges« möglich, ja wahrscheinlich, war beinahe verstörender als alles andere. Doch dann schüttelte er den Kopf und sprach wieder mit kühler Stimme:
    »Nein, das Risiko kann ich nicht eingehen. Ich will es nicht reizen. Das würde ihm gar nicht gefallen.« Er setzte seine Tweedmütze auf. »Ich muss gehen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen überhaupt davon erzählt habe. Ich hätte wissen müssen, dass Sie es nicht verstehen würden.«
    »Bitte hören Sie mich an, Rod.« Die Vorstellung, dass er nun einfach verschwinden würde, war schrecklich. »Ich kann Sie doch in dem Zustand nicht gehen lassen. Haben Sie schon vergessen, wie es Ihnen vorhin ergangen ist? Diese schreckliche Panik? Stellen Sie sich bloß vor, wenn Sie wieder davon befallen werden.«
    »Das werde ich nicht«, erwiderte er. »Sie haben mich bloß überrumpelt. Ich hätte gar nicht erst hierherkommen sollen. Ich werde zu Hause gebraucht.«
    »Dann reden Sie wenigstens mit Ihrer Mutter. Oder lassen Sie mich mit ihr reden.«
    »Nein«, sagte er scharf. Er hatte sich auf die Tür zubewegt, drehte sich nun aber wieder zu mir um, und wie vorher schon stellte ich betroffen fest, dass ihm

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