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Der Beutegaenger

Titel: Der Beutegaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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der Ermittlungen, waren besorgt um ihre Kinder oder wollten wissen, wie sie sich und ihre Häuser vor dem Serienmörder schützen konnten. Einige der Anrufer wollten auch etwas gesehen haben, das im Zusammenhang mit den Verbrechen stand, wobei sich jedoch meist schon während des Gesprächs herausstellte, dass die jeweilige Beobachtung nichts mit der Tat zu tun haben konnte. Mein Nachbar zur Linken hat ein Messer. Herr Soundso hält sich mehrere Stunden täglich im Keller auf. Frau X. empfängt gaaaanz eigenartigen Besuch. Den Herrn Z. sollten Sie mal überprüfen, der hat so einen irren Blick , und, und, und . . .
    Zürl biss in sein Brötchen und dachte über einen Anruf nach, der vor wenigen Minuten eingegangen war. Ein pensionierter Lehrer hatte irgendetwas von Gedichten geredet, die angeblich so etwas wie die Vorlage für die Morde bildeten. Wahrscheinlich dummes Zeug. Er fischte eine Tomatenscheibe zwischen seinen Brötchenhälften hervor und warf sie in den Papierkorb. Der Mann hatte etwas stockend gesprochenund sehr aufgeregt geklungen. Sicher schon mit einem Fuß im Grab, dachte Zürl respektlos, doch sein Instinkt warnte ihn davor, die Information einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Immerhin hatte der Alte den Namen des Mannes genannt, der die entsprechenden Gedichte geschrieben hatte, und für eventuelle Rückfragen seine Telefonnummer hinterlassen.
    Zürl überlegte einen Augenblick. Dann nahm er einen Zettel, schrieb den Namen und die Telefonnummer von Alois Breidstettner darauf und notierte darunter: Requiem für eine Freundin – Inspirieren diese Gedichte den Täter . Hinter das letzte Wort setzte er ein dickes Fragezeichen. Dann legte er den Zettel in den Korb zu den anderen Hinweisen, die er für interessant befunden hatte.
    Sollten Verhoeven und seine Leute sich doch mit dem Alten herumärgern!
     
     
     
    »Ingwerplätzchen und Kinderbowle?« Verhoeven schüttelte den Kopf. »Gütiger Gott, das klingt ja nach einem richtigen Exzess.«
    »Was ist ein Ecksess ?«
    Er schmunzelte über die Mühe, die ihr das Wort bereitete, aber auch über die Tapferkeit, mit der sie es dennoch gebrauchte. »Ingwerplätzchen mit Kinderbowle«, entgegnete er vergnügt, indem er seiner Tochter die Autotür aufhielt.
    Nina war ganz offensichtlich nicht zufrieden mit dieser Antwort, aber Winnie Hellers Anwesenheit auf dem Beifahrersitz lenkte sie von weiteren Rückfragen ab. »Wer ist das?«
    »Hallo.« Winnie Heller drehte sich um und reichte ihr über die Mittelarmlehne hinweg die Hand. Sie hatten noch einmalmit den Angestellten der Buchhandlung gesprochen, sogar mit denen, die nur aushilfsweise für Tamara Borg gearbeitet hatten, und Verhoeven hatte gefragt, ob es ihr etwas ausmache, auf dem Rückweg zum Präsidium seine Tochter aus der Tagesstätte abzuholen. Silvie Verhoeven hatte ihren Mann auf dem Handy angerufen, weil ihr Auto nicht ansprang. »Ich bin Winnie.«
    »Hi, Winnie.«
    »Hi, Nina.«
    »Bist du auch ein Bulle?«
    Winnie nickte. »Ich fürchte, ja.«
    »Mein Papa ist einer.«
    »Das weiß Frau Heller schon, Schatz«, entgegnete Verhoeven zerstreut.
    »Sie heißt Winnie«, protestierte seine Tochter.
    Er warf seiner Kollegin einen kurzen Seitenblick zu. »Entschuldigen Sie.«
    »Keine Ursache.« Sie verrenkte den Hals, um Nina Verhoeven besser ansehen zu können. Ein niedliches Kind, dunkelblond, mit ernsthaften Augen und einer sehr angenehmen, erstaunlich dunklen Stimme. »Wie war der Kindergarten?«
    »Toll«, rief Nina, und Verhoeven fühlte einen leisen Stich in der Brust. Es fiel ihm nicht leicht zu akzeptieren, dass seine Tochter sich ganz offenbar auch in der Obhut fremder Leute wohlfühlte. »Wir hatten einen Geburtstag. Und es gab Kinderbowle. «
    »Orangensaft mit Limo und kleinen Mandarinenstückchen«, erklärte Verhoeven eilig.
    »Und Ingwerplätzchen«, ergänzte seine Tochter.
    »Klingt ja irre.« Winnie Heller schob anerkennend die Unterlippe vor.
    »Was ist Ingwer?«
    »Tj a.. .« Winnie Heller sah ihren Vorgesetzten an, aber Verhoevenzuckte nur mit den Achseln. »Ein Gewürz. Aus Südostasien, glaube ich.«
    »Wie Pfeffer?«
    »So ähnlich.«
    »Hat Dominik auch Ingwerplätzchen gegessen?«, fragte Verhoeven eilig, um sich und seiner Kollegin weitere heikle Fragen nach Gewürzen und ihrer Herkunft zu ersparen, aber auch, um wieder einmal auszuloten, wie hoch Dominik Öko-Fettsack augenblicklich in der Gunst seiner Tochter stand.
    »Dominik isst alles«, antwortete Nina. »Außer

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