Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
keine Polizei«, brummte Sandra. »Sie müssen sich doch gefragt haben, warum.«
Shaper starrte sie an. »Er … hat Drogen hergestellt?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Er hat es nie so bezeichnet, aber ja. Er und seine Freunde. Hier unten, wie Prof. Dr. Honigtau Bunsenbrenner und sein Assistent Beaker.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie fragen sich, warum er das Gedächtnis verloren hat, Mr. Shaper? Tja, das hier war dahingehend sicher nicht vorteilhaft, darauf können Sie wetten.« Sie blies Staub von einem verdreckten Kolben. »Soweit ich weiß, sucht die Polizei immer noch nach dem niederträchtigen Drahtzieher hinter dem Wiederaufleben des LSD-Genusses in Camden anno vierundneunzig. ›Wie ein Stück der Sechziger‹, hat er dazu früher immer gesagt. ›Groovy.‹«
»Früher?«
»Na ja, jetzt erinnert er sich ja nicht mehr daran, oder?«
Shaper schüttelte nur verwirrt den Kopf. Seine Gedanken wanderten zurück zu Glass’ fleischiger Kennzeichnung als VERBRECHER.
All das, nur weil er ein bisschen Acid hergestellt hat?
»War er … war er ein größerer Lieferant?«, fragte er. »Ich meine … groß genug, um die großen Nummern zu verärgern?«
Wie vielleicht die Corams?
Wie vielleicht den angeblich toten Tommy Boyle? Das wäre unter Umständen eine Erklärung für die Verbindung zwischen …
»Nein, nicht wirklich.«
Mist.
Sandra starrte mit finsterer Miene ins Leere. »Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Wie ich schon sagte, ich habe mich da rausgehalten. Aber soweit mir bekannt ist, bestand nie viel … Nachfrage. Verstehen Sie? Ausgewählte Klientel. Hauptsächlich haben sie es für sich selbst hergestellt.«
»Sie?«
»Er und seine Freunde. Haben sich zugedröhnt und ihre Sprechgesänge geleiert. ›Öffnen des dritten Auges‹ – all so was. Und dann die … na ja.« Sie schwenkte eine Hand. »Die Orgien.«
Die …
Leck mich am Arsch.
»Manchmal haben sie zu viel hergestellt und es an einen Dealer verkauft. Ausschließlich in kleinem Rahmen. War für sie eigentlich eher eine Möglichkeit, ihren Quatsch zu verbreiten. Sie haben jede Pille in eines ihrer Merkblätter gewickelt.«
Shaper fand, dass Sandra für jemanden, der sich herausgehalten hatte, erstaunlich gut informiert war.
»Ihnen fällt also niemand ein, der es auf Ihren Vater abgesehen haben könnte?«, fragte er, während sich hinter seinen Augen eine dornige kleine Verbindung bildete.
Mary hat gesagt, Karl sei in jener Nacht in Soho auf LSD gewesen … Ein Mord mit nur einem Schlag.
»Niemand.«
Hat Glass sich dafür verantwortlich gefühlt? Ist das der Grund, warum er sich nicht mehr erinnern wollte?
»Und Sie wissen nicht zufällig noch den Namen dieses Dealers, an den Ihr Vater verkauft hat, oder?
»Nein.«
Sie lügt.
»Tja.« Er zuckte übertrieben mit den Schultern. »Spielt keine Rolle. Ich meine, jetzt, wo ich weiß, wonach ich suchen muss, sollte es nicht allzu schwierig sein, es herauszufinden. Heutzutage ist LSD ja eher eine Seltenheit. An so etwas erinnern sich die Leute normalerweise. Ich werde mich mal umhören.«
Es sei denn, du willst deine Geschichte noch ändern, Herzchen …
Er tat so, als inspiziere er ein rußiges Reagenzglas und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sie zappelig wurde.
»Warten Sie …« Sie hüstelte. »Vielleicht …«
»Dan! He, Dan!«
Vince. Himmel, Arsch und Zwirn.
Der breite Schatten des Hünen wackelte die Treppe herab. »Das solltest du dir ansehen, Kumpel!«
Sandra zögerte keine Sekunde und steuerte mit abgewandtem Gesicht auf die Treppe zu. Shaper schaltete das Licht aus, folgte ihr, bückte sich, um die Sauerstoffflasche mitzunehmen. Er hätte beinahe dem Drang widerstanden, einen letzten, vorsichtigen Blick zurück in die Dunkelheit zu werfen.
Die Luft blieb in Bewegung.
»Erkennst du ihn?«, fragte Vince selbstzufrieden, als sie in der Küche zu ihm stießen. Er reichte einen staubigen, rechteckigen Gegenstand herüber – mit einem Grinsen, das besagte: Mann, ich bin ja so was von schlau . Shaper warf einen verstohlenen Blick zu Sandra, als er das Ding entgegennahm, und gelangte zu dem Schluss, dass sie genauso neugierig wie er zu sein schien.
»Links hinten.« Vince zeigte hin.
Es handelte sich um ein Foto einer Gruppe in einem Restaurant, das in einem Rahmen aus Perlen und Muscheln steckte. Zweifellos war ein vorbeigehender Kellner zum Kameradienst eingeteilt worden und hatte die Hälfte der Personen auf dem Bild aufgefordert, sich
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