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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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man von einem Fernsehintendanten nicht ein Minimum an Rücksicht auf geplagte Eltern und Großeltern erwarten?
    Das Kind brüllte, und wie es brüllte:
    »Steffi«, brüllte es, »Steffi Graf!«
    Jetzt versuchte ich mein Glück.
    »Ich ziehe dir schöne Turnschuhe an.«
    »Schuhe, pfui!«
    »Ganz weiße Schuhe.«
    »Hat jeder!«
    Eine grobe Verantwortungslosigkeit von Steffi. Wie kann eine erwachsene Tennisspielerin nur ohne jedes erkennbare Markenzeichen an ihren Tennisschuhen auftreten?
    »Ich habe eine Idee«, sagte die beste Ehefrau von allen, »Rudi zieht seine kurzen weißen Höschen an, ja?«
    »Höschen, pfui«, quietschte das Kind, »eklig!«
    »Laß mich doch ausreden. Du ziehst deine kurzen weißen Hosen an, und in die Tasche stecken wir dir einen ganz echten Tennisball.«
    »Ball, pfui!«
    »Und einen kleinen Schläger.«
    »Will keinen kleinen. Steffi hat großen!«
    Um es ganz deutlich zu sagen, die zweifelhaften Siege des Fräulein Graf wogen die bitteren Tränen meines Enkelsohnes nun wirklich nicht auf. Wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder zweitrangige Tennisspieler in unserem Purimfest breitmachen würde?
    »Steffi, Opa. Steffi!«
    Das Kind wälzte sich nun bereits auf dem Teppich. Nur Enkel können so weinen, vorwärts und rückwärts, ohne Luft zu holen. Nun galt es, das Kind zu retten, bevor seine zarten Lungen bleibenden Schaden erlitten.
    »Ist doch überhaupt kein Problem«, sagte Opa Ephraim, »wir beide rufen Steffi jetzt einfach an und fragen sie!«
    Rudi verstummte. In seinen wunderschönen, großen, tränenfeuchten Augen glänzte ein Hofmungsschimmer. Ich ging zum Telefon und wählte irgendeine Nummer in der Stadt: »Guten Tag, ist dort die Weltmeisterschaft«, rief ich in den Hörer, »könnte ich bitte Steffi Graf sprechen?«
    »Wen?« fragte eine ältere Frau am anderen Ende der Leitung. »Hier wohnt Doktor Weißberger.«
    »Ja, hallo Steffi«, sagte ich erfreut, »wie geht's Ihnen denn? Rudi möchte wissen, als was Sie sich zu Purim verkleiden?«
    »Verkleiden?« fragte die ältere Frau. »Hier wohnt Doktor Weißberger.«
    »Moment bitte, Steffi, ich hole mir schnell einen Stift«, unterbricht Opa. »Was sagen Sie, was haben Sie an? Hosen mit Fransen, Gummistiefel, einen breitkrempigen Hut...«
    »Ich kann Sie nicht gut verstehen. Sprechen der Herr vielleicht Polnisch?«
    »Ja, ich notiere, Steffi, ich notiere. Einen Gürtel mit goldener Schnalle und eine Pistole. Alles klar, Fräulein Graf, vielen Dank. Grüßen Sie bitte den Tennisverband.«
    »Doktor Weißberger kommt gegen Mittag nach Hause.«
    »Vielen Dank. Tschüs.«
    Mit besorgter Miene legte ich den Hörer auf.
    »Hast du das gehört?« wandte ich mich an meine Schwiegertochter Orith, Rudis Mami. »Wo zum Teufel kriegen wir nun für Rudolf all die Sachen her, die Steffi anhat?«
    »Dummer Opa«, jubelte der dümmste aller Enkel siegestrunken, »dort liegen sie ja!«

    So wurde die Krise im letzten Moment telefonisch gemeistert. Sollte der geneigte Leser also in den nächsten Feiertagen einem sehr kleinen Cowboy begegnen, der mit einem Tennisschläger durch die Straßen flitzt, dann möge er doch bitte lauthals rufen: »Seht doch nur, dort geht Steffi Graf!« Danke schön und frohes Fest.

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Dieses Gebot ist eines der gefühlvollsten, auch wenn es nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Denn heute ist es eher umgekehrt: Zu unserem Wohlergehen auf Erden müssen wir, die Eltern, den unerzogenen Nachwuchs ehren.
    Wem das noch nicht aufgefallen ist, der hat entweder keine Kinder oder keine Ahnung. Der Autor dieses Buches hat eine Menge Kinder und zu viel Ahnung.

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GENERATIONSKONFLIKT AUF LITERARISCHER EBENE
    Vor einigen Jahren, eigentlich ist es noch länger her, baute sich eines Morgens mein mittlerer Sohn Amir, drohend vor meinem Schreibtisch auf:
    »Stimmt es«, fragte das aufgeweckte Kind, Aggression in den Augen, »daß du schon wieder ein Buch über deine Kinder geschrieben hast?«
    »Ja«, antwortete ich, »das habe ich, und es ist mein angestammtes Recht.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, antwortete mein Sohn, »aber meinst du nicht, du hättest uns fragen müssen?«
    »Das muß ich bestimmt nicht. Ihr seid schließlich noch minderjährig.«
    »Wie du meinst.« Und verschwindet. Er ist rothaarig der Knabe.
    »He«, rufe ich ihm nach, »wohin gehst du?«
    »Zu meinem Anwalt.«
    Ausgelöst wurde die Debatte durch ein 340 Seiten langes, vielbeachtetes Werk aus

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