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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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damals in Krishnas Augen gesehen. Denn sogar der Teufel ist Gottes Geschöpf und tut seinen Willen.
    Ich habe nie wieder einen anderen Vampir erschaffen, aber ich habe auch nie aufgehört zu töten.
10.
KAPITEL
    Ray wacht auf, als die Sonne am westlichen Himmel langsam tiefer sinkt. Ich sitze am Faxgerät, das auf einem kleinen Tisch neben meinem Wohnzimmersofa steht, in der Hand die Nummer, die ich von Riley und Slim erhalten habe. Aber ich habe nicht vor, Yaksha eine Nachricht zukommen zu lassen. Es ist nicht nötig. Er ist auf dem Weg zu mir, das fühle ich ganz deutlich.
    »Ray«, sage ich. »Es ist Zeit, aufzustehen und die Nacht zu genießen.«
    Ray setzt sich auf und gähnt. Er wischt sich den Schlaf aus den Augen wie ein kleiner Junge. Dann stellt er fest, wie spät es ist, und erschrickt. »Habe ich etwa den ganzen Tag verschlafen?« fragt er.
    »Ja«, antworte ich. »Und jetzt mußt du gehen. Das habe ich entschieden. Hier ist es zu gefährlich für dich. Geh zu Pat. Sie liebt dich.«
Er schiebt die Decken beiseite und zieht seine Hose an. Dann kommt er zu mir, setzt sich neben mich und berührt sanft meinen Arm. »Ich werde dich nicht allein lassen.«
»Du kannst mich nicht beschützen. Du wirst höchstens selbst getötet.«
»Wenn ich getötet werde, werde ich eben getötet. Immerhin habe ich es dann versucht.«
»Klingt tapfer – und dumm! Denk nicht, daß es mir nicht gelingt, dich loszuwerden. Ich könnte dir ein paar Dinge über mich erzählen, die dich zutiefst schockieren würden. Du würdest schreiend aus dem Haus laufen und meinen Namen verfluchen, wenn du sie wüßtest.«
Er lächelt. »Das glaube ich nicht.«
Ich lasse meine Stimme härter klingen, obwohl es mir das Herz bricht, so grausam zu ihm zu sein. Aber ich habe mittlerweile erkannt, daß mein Gründe, ihn zu mir nach Hause zu bringen, reichlich selbstsüchtig gewesen waren. Ich muß dafür sorgen, daß er geht – wie auch immer.
»Also hör mir zu«, sage ich. »Letzte Nacht, als ich dir angeblich mein Herz ausgeschüttet habe, habe ich dich belogen. Dein Vater ist tot, und nicht Yaksha hat ihn getötet, sondern ich.«
Ray sitzt da wie erstarrt. »Das meinst du nicht im Ernst.«
»Ich kann dir zeigen, wo ich ihn vergraben habe.«
»Aber du hast ihn nicht getötet. Warum solltest du es getan haben? Und wie?«
»Das kann ich dir sagen: Ich habe ihn getötet, weil er mich in sein Büro rief und versuchte, mich mit den Informationen zu erpressen, die er über mich ausgegraben hat. Er drohte mir, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe ihn getötet, indem ich seinen Brustkorb zertrümmert habe.«
»So etwas könntest du nicht tun!«
»Du weißt, daß ich es wohl kann. Du weißt, wer oder was ich bin.« Ich beuge mich vor und greife nach der winzigen Miniatur der Pyramide von Gizeh, die auf meinem Wohnzimmertisch steht. »Dieses schöne Stück aus echtem Marmor hat ein ägyptischer Künstler vor zweihundert Jahren für mich gemacht. Es ist ziemlich schwer. Wenn du’s mir nicht glaubst, nimm es in die Hand.«
Rays Augen sind dunkel. »Ich glaube dir.«
»Das solltest du auch.« Ich halte die Miniatur in meiner rechten Hand. Dann drücke ich zu, und sie zerfällt zu Staub. Ray zuckt zurück. »Du solltest mir alles glauben, was ich dir erzähle.«
Er braucht einen Moment, um sich wieder zu fassen. »Du bist eine Vampirin.«
»Ja.«
»Ich wußte von Anfang an, daß mit dir etwas Besonderes ist.«
»Ja.«
Ich höre den Schmerz in seiner Stimme, als er weiterspricht: »Aber du kannst meinen Vater nicht getötet haben.«
»Ich habe es getan. Ich hatte kein Erbarmen mit ihm. In den fünftausend Jahren meines Lebens habe ich Tausende getötet. Ich bin ein Ungeheuer.«
Seine Augen schimmern feucht. »Aber du würdest nichts tun, was mich verletzt. Ich soll jetzt gehen, damit mir nichts geschieht. Du liebst mich, und ich liebe dich. Sag mir, daß du ihn nicht getötet hast.«
Ich nehme seine Hände. »Ray, diese Welt ist zugleich wundervoll und entsetzlich. Doch die meisten Menschen sehen das Schreckliche nie. Im allgemeinen ist das gut so. Aber du mußt die Wahrheit sehen. Schau in meine Augen und erkenne, daß ich weder menschlich bin noch menschliche Dinge tue. Ja, ich habe deinen Vater getötet. Er starb in meinen Armen und wird nie wieder nach Hause kommen. Und wenn du jetzt nicht gehst, wirst auch du nie wieder nach Hause zurückkehren. Dann wird der letzte Wunsch deines Vaters sich nicht erfüllen.«
Ray weint. »Er hat sich etwas

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