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Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Titel: Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Crosby
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Ich hole dich ab.«
    » Absolument pas «, sagte er. »Ich miete mir ein Auto. Mach dir keine Umstände, ich fahre selbst zu dir.«
    Ich wusste gar nicht, dass er sich immer noch ans Steuer setzte. Ich bewunderte Pépé, aber er fuhr wie ein wild entschlossener Formel-1-Pilot auf der Jagd nach der Pole Position. Die meisten anderen Familienmitglieder – vorneweg Dominique – weigerten sich rundweg, sich zu ihm ins Auto zu setzen.
    »Ich glaube nicht, dass das eine sonderlich gute Idee ist«, sagte ich. »Hier in Virginia hat man die Strafen für Verkehrsvergehen drastisch erhöht. Tausend Dollar für rücksichtsloses Wechseln der Fahrspur. Manche Bußgelder liegen sogar noch höher. Ich fahre dich, wohin du willst.«
    Ich erwähnte gar nicht erst die Strafen, die nur für Autofahrer mit Virginia-Führerschein galten. Oder dass unsere Legislative die übertrieben hohen Strafen in der Hoffnung beschlossen hatten, die lieben Staatsbürger – von denen manch einer auch wie der Henker fuhr – zu veranlassen, sich gesitteter hinter dem Steuer zu verhalten.
    »Ich möchte nicht zur Last fallen«, sagte er. »Die Weinlese ist für dich so ziemlich die anstrengendste Zeit des Jahres. Ich treffe mich mit les vieux amis – meinen alten Freunden –, außerdem habe ich einige Abendessen geplant. Da ist es schon besser, wenn ich mein eigenes Fahrzeug habe.«
    »Natürlich. Du kommst auf die Umgehungsstraße und meinst, du wärst auf der Autoroute du Soleil«, sagte ich. »Es wäre besser, du lässt Dominique oder mich fahren, als dass wir dich gegen Kaution aus dem Knast holen müssen.«
    »Ich fahre wie jeder andere Franzose.« Er klang verschnupft.
    »Genau. Also, nimm dir kein Auto. Wann kommt dein Flugzeug?«
    Er sagte es mir, und ich notierte es.
    »Hast du Dominique schon gesagt, dass du kommst?«, fragte ich.
    Er seufzte. »Noch nicht. Du weißt doch, wie viel Wirbel sie um mich macht und dass sie mich behandelt, als wäre ich ein alter Mann. Ich bin nicht so alt, wie sie mich gerne hätte, musst du wissen.«
    »Trotzdem musst du sie anrufen. Sie sollte die Nachricht, dass du kommst, unbedingt von dir selbst hören. Du willst sie doch nicht verletzen, oder?«
    » Mais non «, sagte er. »Natürlich nicht.«
    »Dann ruf sie an. Und mach dir keine Sorgen. Alles wird gut werden, wenn du erst mal hier bist. Wir werden eine schöne Zeit miteinander verbringen.«
    » Mon trésor «, sagte er. »Ich wusste gar nicht mehr, wie sehr ich dich vermisse. Erst jetzt, da ich mit dir spreche, wird es mir bewusst. Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen.« Erneutes Seufzen und wieder das Geräusch eines angezündeten Streichholzes. »Und deine Cousine.«
    Ich legte auf, und einen Moment später piepte der Anrufbeantworter. Morgen war Weinlese, und das hieß früh aufstehen, doch ich war zu unruhig, um ins Bett zu gehen. Ich drückte auf den Knopf und löschte das Gespräch.
    Vielleicht war Quinn ins Sommerhaus gegangen. Ich zog mir eine Jacke über und verließ das Haus. Die Adirondack-Sessel standen noch an derselben Stelle, wo wir sie am Vorabend hingestellt hatten.
    Wo war er? Vielleicht sollte ich ihn anrufen. Wir telefonierten oft spätabends miteinander, vor allem während der Erntezeit, wenn im Weinkeller noch Arbeit zu verrichten war. Doch hier ging es nicht um Arbeit, und wir hatten die Grenzlinie zur Privatsphäre des anderen noch nie so weit überschritten. Diese Nacht war nicht geeignet für einen Anfang.
    Ich kehrte wieder ins Haus zurück, warf die Jacke auf den Sessel neben dem Telefon und ging in die Bibliothek. Sie war Lelands mit Büchern gesäumtes Büro gewesen, bis ein Feuer den größten Teil des Raums zerstörte, zusammen mit Teilen des Erdgeschosses. Im Zuge der Renovierung hatte ich die Bücherregale aus Kirschholz wieder so nachbauen lassen, wie sie vorher gewesen waren. Doch die Regalbretter, die zuvor in doppelten Reihen mit Lelands unfangreicher Sammlung von Büchern über und von Thomas Jefferson gefüllt waren, waren nun nahezu leer. Immer noch versetzte es mir einen Stich, wenn ich die leeren Flächen sah.
    Eine Kopie des Tagebuchs von Jefferson über seine Reise durch die europäischen Weingüter, nachgedruckt anlässlich des zweihundertsten Jahrestages seiner Reise, war eines der wenigen Bücher, die das Feuer überstanden hatten. Vor Pépés Anruf hatte ich versucht, Valeries Machwerk zu lesen. Die schlechten Kritiken waren gerechtfertigt.
    Die Chance war nicht groß, dass Jeffersons Tagebuch, vor

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