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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Geschäfte wie die ihrer ottomanischen Vorfahren die Welt umspannten.
    Während er strampelte, um Muta ibn Aziz auf den Fersen zu bleiben, dachte er über Fadis Bruder Karim al-Jamil nach, der Martin Lindros’ Gesicht, sein rechtes Auge, seine Identität angenommen hatte. Auf den ersten Blick war er ungefähr der Letzte, dem man zutraute, in den Plan der Dujja verwickelt zu sein. Schließlich stammte er aus einer angesehenen Familie, hatte die Führung von Integrated Vertical Technologies übernommen, als sein Vater durch Bournes Kugel Invalide geworden war. Er war der legitime Bruder, der Geschäftsmann – genau wie die Geschäftsleute, die diese palastartigen Villen hatten erbauen lassen.
    Jetzt verstand Bourne erstmals das zwanghafte Bedürfnis der beiden Brüder, die Ermordung ihrer Schwester zu rächen. Sarah war der leuchtende Stern der Familie gewesen, die Verkörperung der Ehre der Familie Hamid ibn Aschaf al-Wahhib, die über Jahrhunderte, über die Weiten der arabischen Wüste, sogar über die Zeit selbst hinwegreichte. Sie besaßen eine Ehre, die in die dreitausendjährige Geschichte der arabischen Halbinsel, des Sinais und Palästinas eingebettet war. Ihre Vorfahren waren aus der Wüste gekommen, hatten eine Niederlage nach der anderen weggesteckt und es zuletzt geschafft, die arabische Halbinsel zurückzuerobern. Ihr Patriarch, Muhammad ibn Ad-al-Wahhab, war einer der großen islamischen Reformatoren gewesen. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte er sich mit Muhammad ibn Saud verbündet, um eine neue politische Einheit zu schaffen. Hundertfünfzig Jahre später hatten die beiden Familien Riad erobert und das heutige Saudi-Arabien geschaffen.
    Auch wenn das für westliche Ausländer schwierig zu verstehen war, hatte Sarah ibn Aschaf das alles verkörpert. Natürlich
würden ihre Brüder Himmel und Erde in Bewegung setzen, um ihren Tod zu rächen. Deshalb hatten sie sich die Zeit genommen, Bournes völlige Vernichtung zu organisieren – erst geistig, dann körperlich. Weil es ihnen nicht genügte, ihn einfach nur mit einem Genickschuss zu erledigen. Nein, sie wollten ihn zerbrechen, und danach sollte Fadi ihn mit bloßen Händen töten. Mit weniger gaben sie sich nicht zufrieden.
    Bourne wusste, dass die Nachricht von seinem Tod beide Brüder in unkontrollierbare Wut versetzen würde. In diesem labilen Zustand würden sie eher einen Fehler machen. Umso besser für ihn.
    Er musste Soraya die Identität des Mannes mitteilen, der sich als Martin Lindros ausgab. Er klappte sein Handy auf und wählte die lange Nummer. Das erinnerte ihn daran, dass er lange nichts mehr von ihr gehört hatte. Er sah auf seine Uhr. Hatte ihr Flug nicht sehr viel Verspätung gehabt, würde sie inzwischen in Washington gelandet sein.
    Als sie sich auch diesmal nicht meldete, begann er, sich Sorgen zu machen. Aus Sicherheitsgründen wollte er keine weitere Nachricht hinterlassen. Schließlich galt er offiziell als tot. Er konnte nur hoffen, dass Soraya nicht in feindliche Hände gefallen war. War dieser schlimmste Fall eingetreten, würde er sich vor Karim al-Jamil schützen müssen, der zweifellos ihr Mobiltelefon kontrollieren würde. Er nahm sich vor, es in ungefähr einer Stunde noch mal zu versuchen. Das würde um kurz nach 19 Uhr sein – weniger als eine Stunde vor Muta ibn Aziz’ Abreise von Büyük Ada zu Fadis unbekanntem Aufenthaltsort.
    Â»Die Schlussphase hat begonnen «, hatte der Kurier Hatun erklärt. Bourne spürte, wie ihm ein kalter Schauder über den Rücken lief. Ihm blieb nur noch verdammt wenig Zeit, um Fadi aufzuspüren und ihn daran zu hindern, den Atomsprengkörper zu zünden.

    Wie der Inselplan zeigte, bestand Büyük Ada aus zwei Hügeln, zwischen denen ein Tal lag. Bourne fuhr jetzt den südlichen Hügel Yule Tepe hinauf, der von dem Georgkloster aus dem 12. Jahrhundert gekrönt wurde. Mit zunehmender Höhe wurde die schmale Straße allmählich zu einem Bergpfad. Die in tieferen Lagen wachsenden Palmen waren inzwischen dichten Pinienhainen gewichen: schattig, geheimnisvoll, verlassen. Auch die Landsitze waren zurückgeblieben.
    Das Kloster bestand aus mehreren Kapellen, die sich über drei Ebenen hinzogen, und mehreren Nebengebäuden. Der Lichtpunkt, der Muta ibn Aziz bezeichnete, war nun seit mehreren Minuten stationär.

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