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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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der unrechtmäßigen Folgen. » Aber Sklaven dürfen nicht von ihren kleinen Kindern getrennt werden!«, wandte ich ein.
    Â» Vielleicht besagt das Gesetz so etwas, aber wer schert sich im chaotischen Gefolge einer Eroberung schon um das Gesetz? Eine Frau, die keine Verpflichtung gegenüber irgendjemandem hat, lässt sich leichter verkaufen.«
    Â» Oh, Aemid– das wusste ich nicht.«
    Â» Ihr habt nie danach gefragt.«
    Die Worte waren steif und fassten eine lebenslange Einstellung zusammen, und sie trafen mich. » Es tut mir leid«, sagte ich schließlich, ohne genau zu wissen, für was ich mich eigentlich entschuldigte. Für meine Ignoranz? Für Tyr? Selbst in meinen Ohren klangen die Worte schwach. Unangemessen. » Wie du sagst, in Zeiten der Eroberung… Aemid, gibt es irgendeine Möglichkeit herauszufinden, was mit ihm geschehen ist?«
    Â» Nein. Ich weiß nicht, wer ihn an sich genommen hat– oder ob es überhaupt irgendjemand getan hat. Möglicherweise ist er schon wenige Tage später an Vernachlässigung gestorben. Er ist für mich verloren.«
    Ich verspürte ein unbegründetes Schuldgefühl und wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich bat ich sie ein bisschen abrupter, als ich es vorgehabt hatte, mir etwas mehr über Kardiastan zu erzählen. » Immerhin ist dies auch mein Land«, fügte ich hinzu. » Wieso hast du mir nie davon erzählt?«
    Â» Der General hat es mir verboten. Das Einzige, was ich tun durfte, war Euch die Sprache beizubringen. Das wollte er sogar. Erinnert Ihr Euch nicht daran, wie er immer alles abgefragt hat, was ich Euch erzählt hatte? Er hat mich überprüft, wann immer er konnte.«
    Â» Er hat sich für alles interessiert, was ich gelernt habe.«
    Â» Oh ja, in der Tat.« Da klang wieder Verbitterung aus ihren Worten. » Er hat dafür gesorgt, dass Ihr als Tyranerin aufwachst und kein anderer Gedanke in Eurem Kopf Platz hat.«
    Â» Er hat mich rechtmäßig adoptiert, damit ich als Bürgerin von Tyrans akzeptiert werde. Natürlich wollte er dann auch, dass ich seinem Land gegenüber loyal bin. Dem Land gegenüber, das er zu meinem gemacht hat.« Tyrans war der Mittelpunkt der Welt. Hier lebten Menschen aller möglichen Schattierungen und mit den unterschiedlichsten Bräuchen. Ein Ort, an dem meine Hautfarbe und mein Geburtsort gegenüber meinem Bürgerrecht nicht ins Gewicht fielen– solange ich ansonsten in jeder Hinsicht als Tyranerin angesehen wurde. Und das wurde ich. Ich war stolz darauf, dass jeder Gedanke in meinem Kopf tyranisch war.
    Ich ließ mir meine Genervtheit nicht anmerken und sagte: » Erzähl mir doch etwas über Kardiastan.«
    Â» Über welches? Wie Ihr mir schnell klargemacht habt, ist der Ort, den ich vor fünfundzwanzig Jahren kannte, nicht mehr der, der er jetzt ist, oder? Damals waren wir frei! Ich war frei…«
    Ich suchte immer noch nach einer Antwort auf diese Worte, nach einer Möglichkeit, ihr die Wohltaten der tyranischen Herrschaft vor Augen zu führen, als sie schon wieder weitere Galle verspritzte: » Tyrans hat vielleicht unsere Körper erobert, aber zwei Dinge werden die Legionen niemals töten können.« Sie schlug sich mit der Faust an die Brust. » Das, was hier drin ist. Unsere Essenza.«
    Ich kannte das Wort nicht, und daher fügte sie hinzu: » Die Lebenskraft, die in jedem kardischen Herz schlägt.«
    Â» Und das zweite?«
    Sie löste sich von der Reling und sah mir direkt in die Augen. » Die Magori.«
    Â» Die Magori? Was ist das?«
    Â» An dem Tage, an dem Ihr die Magori versteht, werdet Ihr Euch von Tyrans lossagen, Legata.« Ohne darauf zu warten, dass ich sie entließ, ging sie einfach weg, überquerte das Deck Richtung Niedergang. Ich runzelte die Stirn, während sie unter Deck verschwand. Aemid wurde allmählich richtig dreist; ich hoffte, es würde nicht nötig sein, sie durch Strafen zur Ordnung zu rufen. Ich wusste ja nicht einmal genau, wie ich das überhaupt anstellen sollte. Und so wie Brand gehörte auch Aemid fast zur Familie. Sie war etwa zur gleichen Zeit auf dem Sklavenmarkt in Tyr aufgetaucht, als ich in der Stadt eingetroffen war, und sie war die einzige Person, die mir als Mutter klar in Erinnerung geblieben ist. Wenn ich als Kind Probleme gehabt hatte, war ich zu ihr gelaufen, und sie war es auch

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