Der Chaos-Pakt
Heere und weniger als ein Korps Spiegellanzenkämpfer«, erwiderte der Hüter der Stufen zum Paradies und der Seher der Rationalen Sterne.
»Genau«, antwortete der schlanke Magier mit dem weißen Haar. »Eure Lanzenreiter, sagt Ihr, haben nicht mehr als fünfhundert Barbaren gezählt, wenn überhaupt. Ihr habt mehr als zehn Züge Lanzenreiter und erheblich mehr gute Pferde verloren. Ihr habt Versorgungswagen und eine ganze Fuhre Kupferbarren eingebüßt. Was hat sich verändert? Haben sich die Barbaren verändert?«
»Wie könnten sich die Barbaren verändern? Sie haben sich noch nie verändert.« Lephi stand auf und wandte sich zum offenen Durchgang, der zum westlichen Balkon führte. Drunten, von hier aus nicht zu sehen, lag die Schiffswerft.
»Dann dürften sie eigentlich nicht fähig sein, Spiegellanzenkämpfer zu besiegen.«
»Ihr und Themphi, Ihr mit Euren Worten und Eurer Logik.«
Triendar hob die Schultern, ließ sie wieder sinken. »Was soll ich dazu sagen? Soll ich sagen, dass Major Piataphi mühelos die Truppen aus Lornth besiegt? Dass die dunklen Engel nicht existieren? Dass der Verwunschene Wald nicht den ganzen Osten Cyadors zu überwuchern droht?«
»Genug. Was soll ich Eurer Ansicht nach tun? Soll ich entsetzt die Hände ringen und mich unter dem Malachitthron verstecken und mit meinem Schicksal hadern? Soll ich zulassen, dass ganz Candar nach Cyad hereinströmt und unsere Zivilisation zerstört? Nein, das werde ich nicht zulassen.« Triendar rieb sich das glatt rasierte Kinn.
»Nun? Ihr wollt Eurem Imperator immer nur erklären, was er nicht tun sollte. Jetzt sagt mir, was ich tun soll, um Cyador zu schützen.«
»Auf lange Sicht, Hoheit, wird nichts und niemand Cyador schützen können.« Triendar lächelte ironisch. »Im Augenblick ... ich würde den Verwunschenen Wald einfach wachsen lassen und mit aller Macht gegen die Barbaren und ihre Engelsverbündeten vorgehen. Seit den Tagen der Rationalen Sterne haben die Engel nur Unruhe und Ärger gebracht. Selbst der Verwunschene Wald kann nur um ein paar Meilen im Jahr wachsen, aber ein Barbarenheer kann erheblich mehr zerstören.«
»Genau das sagte ich doch. Ihr habt mir aber widersprochen.«
»Widersprochen habe ich als Magier. Jetzt habt Ihr mich gefragt, was ich an Eurer Stelle tun würde.«
»Cyad wird in neuem Glanz erstrahlen. Ja, das wird es. Versammelt all Eure Magier in Syadtar und ich werde sämtliche Lanzenkämpfer und Fußsoldaten und alle Waffengattungen und die nötigen Vorräte dort aufmarschieren lassen. Endlich werden die Barbaren den Zorn Cyadors zu spüren bekommen.«
CI
N ylan saß am Ende der Bank im Schatten und aß die letzten Krümel hartes Brot und Käse auf. Dann trank er noch einen Schluck Wasser aus seinem Becher und blickte zum Brunnen. Obwohl die Sonne kaum über die Hügel im Osten gestiegen war, sammelten sich bereits die ersten Schweißtropfen auf seiner Stirn.
Er sah zur Schmiede und zu dem windschiefen Schuppen, der ein wenig abseits von der Schmiede und den Quartieren stand. Dort waren viel zu viele ihrer primitiven Granaten gelagert. Sie waren mit einer zähflüssigen Emulsion gefüllt, die ein wenig an Petroleum erinnerte. Er runzelte die Stirn.
»Jedes Mal, wenn du in diese Richtung schaust, zuckst du zusammen«, sagte Ayrlyn leise.
»Du doch auch. Unser Erfolg wird ... wir werden den totalen Krieg nach Candar bringen.« Er riss sich vom Schuppen und den Keramikgeschossen los und sah zum Brunnen, wo Sylenia und Weryl Wasser hochzogen. Auf der Koppel hinter den beiden drängten sich zahlreiche neue Pferde.
»Wir haben nicht viele Möglichkeiten«, meinte sie.
»Es sieht so aus, als hätte Fornal ein paar Verstärkungen bekommen.« Er berührte unwillkürlich den Schwertgriff an der Hüfte, aber es kam natürlich nicht infrage, den Regenten mit dem Schwert anzugehen, wenn er unangenehm wurde. Allerdings war Fornal seit ihrer Rückkehr ständig sehr gereizt gewesen und hatte voller Unruhe beobachtet, wie Nylan und Ayrlyn mit Mischungen und Bauteilen hantiert hatten. An sich hätte Nylan das nicht weiter gestört, aber leider setzte Fornal zu sehr auf den Kampf Mann gegen Mann, wenn es galt, Schwierigkeiten auszuräumen. Oder reagierte Nylan übertrieben besorgt?
Wahrscheinlich, aber du hast in der letzten Zeit auch selbst öfter das Bedürfnis verspürt, zur Klinge zu greifen. Wie kommt das?
»Viele Neuzugänge sind es nicht.« Ayrlyn saß neben ihm auf der Bank und nippte an dem bitteren
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