Der Club der Teufelinnen
dem Ober und wandte sich wieder zu Bill. »Da wir gerade von Brenda sprechen: Ich bin so hungrig, daß ich ein Pferd verschlingen könnte.«
»Also keinerlei Probleme?« fragte Bill.
»Heh!« Gil blickte ihm in die Augen. »Es gehört schon mehr dazu als ein gieriger Aufsteiger, um mich fertigzumachen.«
Elise saß Larry im Speisesaal des Algonquin gegenüber und spielte mit ihrem Glas. Er sah so lieb aus, sein Gesicht mit dem treuen Hundeblick strahlte sie an. Er sah einfach gut aus und so unverschämt jung. Wie alt war er eigentlich? Er hatte ihr gesagt, wann er geboren war, aber sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Bitte, bitte, laß ihn wenigstens dreißig sein. Weniger durfte es einfach nicht sein. Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wodka-Orange, während sie auf ihre Omeletts warteten. Wodka pur war ihr eigentlich lieber, aber sie wollte Larry nicht schockieren.
Elise hatte das Drehbuch als willkommenen Vorwand für dieses Treffen mit Larry genommen. Nicht, daß es keine hervorragende Arbeit war. Das war es. Aber sie interessierte sich für ihn genauso wie für das Buch. Seit Wochen dachte sie Tag und Nacht an ihn. Es hatte eine gewaltige Überwindung bedeutet, ihn wieder anzurufen. Sie hatte gehofft, daß er sie anrufen würde, daß er sie zu einer Beziehung verführen würde, obwohl sie ihm bei ihrem letzten Treffen unmißverständlich klargemacht hatte, daß sie das nicht wünschte. So wie es aussah, war er bereit, sich ihrer Entscheidung zu beugen. Ein Gentleman, dachte sie verzweifelt, ein perfekter Gentleman.
War sie besessen? Sie bewunderte seine anständige Haltung und doch spürte sie Sehnsucht danach, von ihm bedrängt zu werden. Ein Kampf zwischen der alten und der neuen Elise, mußte sie denken. Aber es gab keinerlei Zwiespalt mehr, wenn sie an ihr Zusammensein im Carlyle dachte. Sie wußte nun, daß daran nichts Schlechtes gewesen war. Genau wie an seinem überarbeiteten Drehbuch.
Elise räusperte sich und lächelte. »Dieser Schluß ist sehr viel wirklichkeitsnäher.« Sie klopfte mit den Fingerspitzen auf das blau gebundene Manuskript zwischen ihnen auf dem Tisch.
Larry lächelte voller Stolz. »Ja, nicht war? Also, um offen zu sein, das Ende in der früheren Version war sentimentaler Quatsch. Aber ich hatte einfach nicht den Mut, hier ganz ehrlich zu sein. Sie haben mich erst dazu gebracht.«
»So wie es jetzt ist, ist es schmerzlich, aber es paßt.« Elise nahm einen weiteren kleinen Schluck, obwohl sie am liebsten alles hinuntergekippt und sich einen neuen, doppelten bestellt hätte. »Es gibt keine Happy-Ends im Leben.«
»Glauben Sie das wirklich? Ich nicht.«
»Als ich so alt war wie Sie, habe ich es auch nicht geglaubt. Aber später kommt dann die Erleuchtung. Das Leben nutzt einen ab.«
»Ja, aber es läßt einen auch wachsen. Ich will damit sagen, daß die Dinge sich jederzeit ändern können. Schauen Sie, was mir geschehen ist. Zuerst Campbell's, wo ich Sie gesehen habe, dann die Idee mit dem Stück, und jetzt dieses Mittagessen. Himmel, man kann nie wissen, was einem begegnen wird. Schon morgen kann sich Ihr ganzes Leben ändern.«
Sie beneidete ihn um seinen Enthusiasmus und war traurig, daß sie ihn nicht zu teilen vermochte. »Ja, und wahrscheinlich zum Schlechteren.«
Er runzelte die Brauen. »Ich kann nicht glauben, daß Sie wirklich so zynisch sind.«
Elise war es zuwider, wie sich das Gespräch entwickelte, ebenso zuwider wie der lebensmüde Klang ihrer Stimme. Der Ober kam mit ihren Omeletts, und sie ergriff die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Larry, ich habe eine Entscheidung getroffen.« Sie spielte mit einem Petersilienzweig, legte ihn wieder auf ihren Teller zurück. »Es betrifft uns beide.« Sie schöpfte Mut aus seinem strahlenden Lächeln. »Ich möchte die Rolle übernehmen, und wenn das heißt, daß ich auch die Produktion übernehmen muß, werde ich auch das tun.«
Auf die plötzliche Veränderung zum Traurigen in seinem Gesicht war sie nicht vorbereitet. »Was ist los?«
»Nichts.« Aber seine Augen schweiften umher, mieden den Kontakt mit ihrem Blick.
»Erzählen Sie mir doch nichts.«
Larry blickte auf seinen Teller, die Hände im Schoß. Ohne sie anzusehen, sagte er: »Ich dachte, Sie meinten eine persönliche Entscheidung. Über mich.«
»Es ist eine persönliche Entscheidung, und auch über Sie. Möchten Sie denn nicht, daß dieser Film gemacht wird?«
»Ja, natürlich. Aber das ist nicht das Wichtigste für mich.
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