Der Club der Teufelinnen
Straffreiheit als Gegenleistung für seine Aussage vor Gericht gegen Gil Griffin anzunehmen. Es war klar, daß Asa nie wieder für die Wall Street arbeiten konnte, aber nachdem Brenda nicht mehr für Duarto tätig war, würde er sich in dessen Geschäft nützlich machen.
Die schwarzbefrackten Kellner jonglierten ihre Tabletts voll appetitlicher Hors-d'œuvres zwischen den Gästen, schenkten ein, während die elegante Menge an ihren Gläsern nippte und mit gedämpften Stimmen kleine Bosheiten und Verleumdungen ausstreute. Von Zeit zu Zeit perlte elegantes Lachen aus Mündern, die ihre erstklassigen Gebisse blitzen ließen.
Annie und Miguel trafen ein, sie im Kostüm des Clubs, er dagegen in einem Panzerhemd und einem Helm mit weißem Federbusch. Ein kleiner Drache ringelte sich um seine Lanze. Im Foyer trafen sie auf die anderen.
»Das ist ja alles ganz wunderbar arrangiert«, meinte Miguel und schaute hinauf zur Estrade der Rotunde, wo ein Orchester saß und Mozart spielte. »Wirklich beeindruckend.«
»Das ist ein ganz normaler Ball der New Yorker Gesellschaft. Was hattest du erwartet?« neckte ihn Annie. »Nackte Frauen auf Präsentiertellern?«
Miguel mußte lachen. »Nein, ich meine nur, es gibt überhaupt nichts Bombastisches. Alles ist sehr geschmackvoll. Üppig, aber geschmackvoll.«
»Normalerweise bringen wir es fertig, bei aller Leichtlebigkeit Exzesse zu vermeiden«, stimmte Annie ihm zu, »obwohl ich nicht sicher bin, ob das heute auch für das Dinner zutrifft. Lally hat einen starken Fütterungsinstinkt.«
Annie fiel eine sonnengebräunte blonde Frau in der Menge auf. »Schau, Brenda. Siehst du Shelby?«
Shelby Cushman trug einen Reifrock aus grünem Samt mit den dazugehörigen Gardinenkordeln. Ihr langes blondes Haar trug sie in einem braunen Netz.
»Himmelarsch … Die Tara-Portieren! Diese Ziege hält sich für Scarlett O'Hara!« kam es von Asa.
»Sie sieht ausgesprochen gut aus für eine Frau, deren Mann seit Wochen im Kittchen sitzt«, mußte Brenda zugeben. »Aber auch ich habe immer besser ausgesehen, wenn Morty weg war.«
Kevin Lear, der Filmstar, glitt an ihnen vorüber, begleitet von seiner neuen Verlobten und Partnerin in seinem neuesten Film. Einen kurzen Augenblick lang fragte Annie sich, was wohl aus der letzten Verlobten geworden sein mochte. Ehefrauen schienen nicht das einzige zu sein, dessen man sich bei Bedarf entledigte.
Da erschien Elise im Jackett ihrer Gemeinschaft, zusammen mit Larry, der als Schiedsrichter kostümiert war. Hinter ihnen folgten Bob und Bette Blogee. Man war komplett.
»Wer ist diese große Dürre in der bizarren Aufmachung?« wollte Diana von Brenda wissen. Diskret zeigte sie dabei auf eine junge, totenblasse Frau, die ein ausgesprochen seltsames Kostüm aus Ketten und einzelnen Spielzeugstofftieren trug.
»Das ist Phoebe van Gelder – die derzeitige Gespielin von Elises Ehemaligem. Mein lieber Schwan, die Partner von Cromwell Reed werden geradezu begeistert sein, wenn sie diese Aufmachung sehen.«
»Soll das heißen, daß der alte Knacker daneben ihr Mann ist? Mein Gott, was für ein gespenstisches Paar!«
»Wer im Glashaus sitzt …« Brenda lachte, faßte Diana bei der Hand und führte sie in den Speisesaal.
Die Halle des Tempels von Dendur war einfach überwältigend. Der ägyptische Tempel selbst stand dramatisch beleuchtet auf einer Marmorinsel. Der übrige Raum lag dagegen in relativer Dunkelheit, abgesehen von einigen hundert Kerzen, die sich auf den zirka achtzig Tischen verteilten.
Wie bei allen Bällen der New Yorker Gesellschaft hatte es auch hier einen heißen Kampf um die begehrtesten Plätze gegeben. Die gesuchtesten waren die auf der Insel neben dem Tempel. Die Exfrauen saßen dort. Dahinter lag die freie Tanzfläche mit dem Orchester.
Elise schubste Larry an. »Das dort drüben ist Annies Ehemaliger mit seiner neuen Frau.«
Die beiden trugen Smokings, und Larry meinte: »Sie sieht aus wie General Patton.«
Elise mußte kichern. »Und wie steht's mit Mary Griffin?« Dabei blickte sie an ihm vorbei.
»Was soll mit ihr sein?«
»Was meinst du, wie sie aussieht?«
Larry wandte sich um, um die blonde junge Frau neben Gil Griffin in Augenschein zu nehmen. Sie standen bei den Blogees, zusammen mit Sherman Coy und Sol und Gunilla Goldberg, ein Bund der Reichen und Mächtigen. Elise hatte Larry bereits darüber informiert, daß Sol Gunilla betrog und daß Gil Mary geprügelt hatte. Larry schüttelte den Kopf; der äußere Schein
Weitere Kostenlose Bücher