Der Club der Teufelinnen
treuhänderisch geführten Konto von Aaron und Anne Paradise.«
Gils Magen zog sich zusammen. Er war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Das war es also. Diese kleine Fotze. Sie mußte die da angespitzt haben. Er zuckte die Achseln. »Das sagt mir nichts. Wir haben hier über dreitausend Geschäftskonten laufen. Wer ist der Makler? Mit ihm müßten Sie sprechen.« Er schwieg kurz. »Warum fragen Sie? Glauben Sie, daß es irgendwelche Unregelmäßigkeiten gegeben hat?«
»Nein, das nicht.«
Gil wartete, aber De Los Santos schwieg. Gil blickte ihn an, und er erwiderte seinen Blick. Interessant. Gil mußte zugeben, daß dies keiner von den üblichen Bürohengsten war. Eine seiner obersten Geschäftsregeln war, niemals einen Gegner zu unterschätzen. So etwas war immer ein tödlicher Fehler.
»Was glauben Sie denn dann, Mr. De Los Santos?«
»Ich glaube, daß ich Sie zu Fall bringen werde.«
Gil saß ganz still. Unglaublich. Der Mann war verrückt.
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich.«
Gil musterte sein Gegenüber. Schlecht sitzender Anzug, ausgefranste Manschetten, billige Schuhe. Aber seine Augen. Ihr Blick war so zwingend wie sein eigener. Es waren die Augen eines Fanatikers, voller Mordlust. Einen Augenblick lang sträubten sich bei Gil die Nackenhaare. Dann lächelte er. Zu schade, daß dieser Wurm sich das falsche Opfer ausgesucht hatte.
»Haben Sie schon mal Squash gespielt, Mr. De Los Santos?«
Er sah, wie der andere zögerte, verwirrt war. Gut, sehr gut.
»Ja, im College.«
»Wie wär's mit einem Spiel jetzt gleich?«
Verblüfft schwieg De Los Santos, dann zuckte er die Achseln und nickte.
Gil griff zum Telefon. »Mrs. Rogers, rufen Sie Boseman an und sagen Sie unser Squash-Spiel ab. Aber die Reservierung für die Halle bleibt. Ich werde gleich dort sein. Und Max soll mir meinen Abendanzug und so weiter in den Umkleideraum bringen. Ich werde von dort direkt zur Metropolitan fahren.« Er legte auf und wandte sich wieder De Los Santos zu. »Dann lassen Sie uns gehen.«
In geliehenen Tennisschuhen stand Miguel auf dem hellen Holzboden der Squash-Halle. Zu seiner Zeit im College war er recht gut gewesen, aber er hatte schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gespielt. In seiner Gegend gab es nicht gerade viele Squash-Spieler. Die paar Regeln kannte er allerdings noch. Um in Form zu bleiben war er zu Handball übergegangen.
Er war schon jetzt am Schwitzen, aber das war die Nervosität. Gil sah überlegen drein. Er hatte den Heimvorteil. Miguel erinnerte sich, daß er jünger und wütender war als sein Gegner und daß dies der Mann war, der Annie verletzt, seine eigene Frau in den Ruin getrieben und einfache Leute ohne Gewissensbisse betrogen hatte.
Oberhalb des Spielfelds ermöglichte es eine breite Glasfront, das Spiel zu verfolgen. Jetzt stand dort nur ein einziger Mann, im piekfeinen Sportzwirn, so wie Griffin. Miguel dagegen trug geliehene Shorts und sein eigenes Unterhemd. Griffin beugte und streckte sich, dann wandte er sich Miguel zu. »Fertig?« Schweigend nickte Miguel. Griffin hob seinen Schläger zum Aufschlag.
Der Ball sauste gleichsam aus dem Nichts an ihm vorbei, kaum daß er dazu kam, seinen Schläger zu heben. Kaum, aber doch gerade noch rechtzeitig. Er schmetterte den von der Wand abprallenden Ball zurück, wenn auch ohne sonderliche Raffinesse. Wumm. Wieder kam er zurück, und wieder prallte er ab. Miguel drehte und wandte sich, sprang hin und her, schlug zurück, hastig und ohne Überlegung.
Der Ball war schwerer zu treffen als beim Handball. Der Lärm war ohrenbetäubend, hallte wider von den Wänden des kleinen Gevierts. Diesen Lärm hatte er ganz vergessen. Und jedesmal, wenn Miguel den Ball traf, wurde er mit neuer, gewaltiger Kraft von Griffin zurückgeschlagen. Er beherrschte die Situation und gleichsam auch alles darüber hinaus.
Schon fing Miguel an zu keuchen, er war schweißbedeckt. Keine Bange. Dieser Bastard durfte nicht gewinnen. Konzentration!
Wumm! Wieder kam der Ball, doch diesmal gab er ihn gezielt zurück. Voll konzentriert, ganz eins mit dem Ball, dem Schläger, mit der Bewegung und dem Gegner. Hierhin, dorthin. Schnell war er ja. Weiter Konzentration. Er mußte ihn kriegen.
Wumm! Der ging vorbei. Wie stand es eigentlich? Egal. Schlag auf Schlag. Und wieder. Und wieder.
Gil machte einen Satz. Vorbei. Er war hart aufgekommen. Miguel hörte ihn fluchen. Beschimpfte er ihn etwa? Das sollte er bereuen!
Miguels Aufschlag. Mit aller Kraft. Wumm! Und noch
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