Der Club der Teufelinnen
er um Bills willen, daß sie in unangenehmen Situationen mehr Haltung an den Tag legte, als es Cynthia getan hatte. Er legte Mary den Arm um die Schultern. Gemeinsam verließen sie beim Schlag der Großvateruhr aus dem Hause Swann das Zimmer, um sich zu ihren nächsten Terminen zu begeben.
4
Ein Wiedersehen voller Überraschungen
Brenda schlenderte durch die Möbelabteilung von Bloomingdale's und versuchte, weder an Essen noch an das Treffen mit Morty und seinem Anwalt am Nachmittag zu denken. Früher hatte sie sich bis zur Erschöpfung dem Kaufrausch hingegeben und so versucht, die Leere ihrer Ehe zu überspielen. Aber das konnte sie sich nicht mehr leisten. Außerdem hatte sie heute schon etwas gekauft: einen Pullover für Angie. Damit hatte sie einen Vorwand, nachher bei ihrer Tochter vorbeizuschauen, die nach ihrem Praktikum demnächst wieder zur Schule gehen würde.
Annie hatte ihr angeboten, sie heute zu begleiten, wohl wissend um ihre Ängste, aber Brenda hatte abgelehnt. Nicht, daß sie diese Unterstützung nicht gerne gehabt hätte, aber sie hatte einfach zuviel Angst davor, was zur Sprache kommen würde. Morty würde es bestimmt zum Knall kommen lassen, vielleicht sogar die Gefängnisstrafe ihres Vaters aufs Tapet bringen. Falls die ganze Sache sich zum Unerfreulichen hin entwickeln sollte, wovon eigentlich auszugehen war, dann war es bestimmt besser, Annie damit nicht zu konfrontieren. Sie selbst war nicht so wie Annie und Elise in einem trauten, luxuriösen Heim großgeworden, in dem es als unangebracht gegolten hatte, die eigenen Gefühle zur Schau zu tragen – und schon gar nicht in voller Lautstärke.
Vor einem besonders hübschen Schlafzimmerangebot im englischen Landhausstil warf Brenda einen Blick auf die Preisschilder und mußte lächeln. Welch ein Unterschied zu Romanos Möbelhaus in der Bronx. Dort, wo ihre Mutter und ihre Tanten ihre Möbel zu kaufen pflegten, wurde immer alles in Garnituren angeboten, Wohnzimmergarnituren, Schlaf- und Eßzimmergarnituren.
Bei diesen Überlegungen fiel Brenda wieder ein, wie sie mit Morty nach ihrer Hochzeit das Haus in der Bronx bezogen hatte, das ihnen ihr Vater geschenkt hatte. Davor war sie mit ihrer Lieblingstante Rosa bei Romano gewesen. Ihre Tante war vom Verkaufspersonal auf das freundlichste empfangen worden und begrüßte den Geschäftsführer selbst wie ein lang verschollenes Familienmitglied, was er höchstwahrscheinlich auch gewesen war.
»Sie soll alles haben, was sie möchte, mein Lieber. Und nur vom Besten.« Das waren die Worte ihrer Tante Rosa gewesen. Brenda hatte genau gewußt, welche Schlafzimmergarnitur sie haben wollte. Es war das Prunkstück des Geschäfts, und sie hatte sich dafür schon entschieden, lange bevor sie und Morty sich verlobten. Die Einrichtung ihres ersten eigenen Hauses hatte sie in einen Begeisterungsrausch versetzt. Sie verschlang Einrichtungsmagazine, konnte sich nicht sattsehen an Farb- und Stoffmustern.
Aber als nach einigen Wochen die mattweißen und vergoldeten Möbelstücke eintrafen, war sie enttäuscht gewesen. Sie hatten ganz und gar nicht so ausgesehen, wie in den Hochglanzbroschüren. Irgend etwas paßte nicht. Es fehlten die Accessoires. Wo aber bekam man das ganze Zubehör aus den Broschüren? Eine Anzeige hatte sie zu Bloomingdale's geführt, wo sie sich Bettwäsche kaufte. Eine Garnitur kostete fast genausoviel wie das Bett selbst, aber ihr Vater hatte sie reichlich mit Geld versehen. Zum ersten Mal spürte sie, daß sie für ihr Geld auch einen angemessenen Gegenwert erhalten hatte. Voller Stolz hatte sie ihren Erwerb Morty vorgeführt.
Der verschluckte fast seine Zigarre, als er den Preis hörte. »Bist du völlig übergeschnappt? Was gibst du so viel Geld für Bettwäsche aus, die außer uns niemand sieht? Kommt gar nicht in Frage. Das Zeug geht zurück.«
Sie hätte es wissen müssen. Was war auch anderes von Morty zu erwarten, der zwar maßgeschneiderte Hemden trug, aber seine Unterwäsche in Discountläden besorgte? Billige Unterwäsche, denn: »Keiner sieht sie außer dir, Baby.« Sehr komisch.
Sehr richtig, Billigware war für sie gut genug. Brenda hatte die Zähne zusammengebissen und ihre Wut heruntergeschluckt. Aber diese Lektion hatte sie nie vergessen, ebensowenig die Scham, als sie die Bettwäsche zurückbrachte. Und sie hatte sich geschworen, ihm nie wieder reinen Wein über die tatsächlichen Kosten ihrer Besorgungen einzuschenken.
Sonderangebote mochten für ihn ja gut genug
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