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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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sarkastisch hinzu. Mehr durfte er dazu nicht sagen, sofern er Wert darauf legte, dass Philippe ihm weiterhin gewogen war und half.
    Beim Kaffee vereinbarten sie ein Treffen zwischen Elena und Mimi für den nächsten Tag. Sam würde weiter an seiner Präsentation feilen, und Philippe plante, sich mit seinen Kontaktpersonen im Beamtenapparat der Stadt in Verbindung zu setzen, um zu sehen, was sich an Informationen ausgraben ließ. In der Dunkelheit und in der lauen Luft, die draußen vor dem Restaurant herrschte, verabschiedeten sie sich voneinander. Philippe setzte seine Sonnenbrille wieder auf, um sie vor dem grellen Mondlicht zu schützen, schwang ein Bein über den Motorroller und knatterte davon. Der morgige Tag würde für alle anstrengend werden.

6. Kapitel
    A ls Sam das letzte Dokument zu Ende gelesen hatte, lehnte er sich mit einem Seufzer der Erleichterung zurück. Er wusste jetzt, so schien es ihm, mehr als genug über Rebouls Erschließungspläne: von der genauen Anzahl der Liegeplätze im Hafen bis hin zur Farbe der Dachziegel und der Größe der Badezimmer. Seine Aufgabe bestand nun darin, aus dieser Fülle von Details eine einstündige Präsentation für Patrimonios Ausschuss zusammenzuzimmern.
    Er stand auf, reckte sich, um die Rückenschmerzen zu vertreiben, und stieß die Fensterläden auf, um die Sonne hereinzulassen. Es war ein wundervoller Morgen, überall Blau und Gold, so weit das Auge reichte. Er fragte sich, was Elena und Mimi wohl gerade trieben, widerstand jedoch der Versuchung, Elena anzurufen und sich selbst zum Mittagessen einzuladen. Ich habe einen Auftrag, ermahnte er sich. Deshalb bist du hier. Ab, marsch an die Arbeit!
    Ein Anruf ersparte ihm weitere Selbstbezichtigungen. Es war Philippe, seine Stimme klang geheimnisvoll, geradezu verschwörerisch.
    »Kannst du ungestört sprechen?«
    Sam überlegte kurz, ob er unter dem Schreibtisch nach ungebetenen Zuhörern Ausschau halten sollte. »Klar. Schieß los.«
    »Ich habe einen Kontaktmann, der in einer Bar im Vieux Port arbeitet. Einen Mann, der Augen und Ohren offen hält. Nun, einer seiner Freunde verdient sich im Sommer ein kleines Zubrot mit den Schiffen, die in Frioul anlegen – du weißt schon, die Inselgruppe, die der Küste von Marseille vor gelagert ist. Und dreimal darfst du raten, wer dort seit ein paar Tagen klammheimlich vor Anker liegt.«
    Sam betete in Gedanken die ganze Litanei der Prominenten rauf und runter, vom französischen Staatspräsidenten über Brad Pitt bis zu beidseitig tätowierten Gangsta-Rappern, die sich betont establishmentfeindlich gaben. »Keine Ahnung, Philippe. Aber du wirst es mir sicher gleich sagen.«
    »Seine Lordschaft William Wapping höchstpersönlich. Interessant, nicht wahr? Und das ist noch nicht alles. Gestern Abend hat er eine Dinnerparty auf seiner Jacht gegeben – die den beziehungsreichen Namen Floating Pound trägt. Ich habe mir sagen lassen, dass es sich um eine typisch englische Doppeldeutigkeit handele, weil man darunter sowohl eine Verwahrstelle für abgeschleppte Fahrzeuge als auch einen Wechselkurs ohne festgesetzte Bandbreite verstehen kann. Und man höre und staune: Patrimonio war einer der geladenen Gäste.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«, meinte Sam. »Ich sollte meine Geschäftspartner davon in Kenntnis setzen. Vielleicht können sie Lord Wapping an die Kette legen.«
    Philippe schnaubte gereizt. »Immer diese Scherze. Aber ich sage dir, solche intimen Beziehungen zwischen Ausschussvorsitzendem und Bewerber sind alles andere als lustig. Doch wie dem auch sei, wir sollten uns die Schaluppe einmal genauer anschauen. Scheint ein interessanter Aspekt für mein Projekt zu sein.«
    »Dein Projekt?«
    »Nun, eigentlich handelt es sich um mehrere Projekte, eine Serie, die ich für die Zeitung mache. Mit dem Titel ›Marseiller Monopoly‹. Warte, ich lese dir schon mal den ersten Abschnitt vor.« Er räusperte sich und nahm den bedeutungsschweren, sonoren Tonfall eines Nachrichtensprechers im Fernsehen an.
    »Die Anse des Pêcheurs, seit unzähligen Jahrhunderten ein stilles Refugium für die Fischer von Marseille, wird schon bald einem grundlegenden Wandel unterzogen. Welche Form die ser Wandel annehmen soll, wird in den kommenden Wochen von einem Planungsausschuss unter Vorsitz von Jérôme Patrimonio entschieden, seit vielen Jahren eine stadtbekannte Persönlichkeit auf der kommunalpolitischen Bühne. Der Aus schuss wird über drei Angebote beraten, die zur Wahl stehen.

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