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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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als er in meinem Haus gewesen war? Nachdem er meine Familie abgeschlachtet hatte? Hatte er es die ganze Zeit als Souvenir behalten?
    Meine Knie gaben nach, und ich brach schluchzend zusammen. Mac hockte sich auf den Boden und nahm mich in die Arme. Dann hielt er seine trockene Wange an meine feuchte. Wieder roch ich die Pinienseife, und mein Herzschlag wurde ruhiger. Nach ein paar Minuten half Mac mir auf. Zitternd gab er mir die Fotokopie zurück, die ich wieder in die Handtasche steckte.
    Er hakte mich unter, half mir ins Erdgeschoss und brachte mich hinaus. Um die Ecke am Eastern Parkway stand sein Mini. Mein unabgeschlossenes Fahrrad war verschwunden – was mich nicht großartig überraschte –, also stieg ich zu Mac ins Auto und fuhr mit ihm zu Detective Staples aufs 84. Revier in Downtown Brooklyn. Während wir unterwegs waren, rief Mac seinen Partner Alan in Maplewood an und brachte ihn auf den neusten Stand. Mit der einen Hand hielt er das Steuer, mit der anderen das Telefon – ein Verstoß gegen das Gesetz im Namen des Gesetzes. Unterdessen versuchte ich, Andrea zu erreichen.
    Zu Hause ging sie nicht ran, am Handy ebenfalls nicht. Also rief ich Jon an, obwohl ich wusste, dass er noch in Kalifornien war.
    «Hier ist Karin», sagte ich, als er ranging. «Ist mit Susanna alles in Ordnung?»
    «Susanna? Ja, klar. Warum?»
    Ich wusste nicht, wie ich es ihm beibringen sollte. Aber mir blieb keine große Wahl.
    «Die Polizei wird sich bald bei dir melden. JPP hat uns einen seiner Hinweise gegeben. Andrea muss Susanna fortschaffen.»
    Das entsetzte Schweigen machte mich unerträglich traurig. Ich war auf einmal schrecklich erschöpft, und meine Hand, mit der ich den Hörer hielt, begann zu zittern.
    «O Gott», murmelte er.
    «Jon, es tut mir leid . Bitte geht irgendwohin, wo ihr sicher seid.»
    «Wohin denn?» Seine sonst so feste Stimme zitterte. «Wo sind wir sicher, Karin?»
    «Ich weiß es nicht. Hör mir zu, Jon. Sag Andrea, sie soll das Haus gut abschließen und ein paar Sachen zusammenpacken. Wenn die Polizei kommt, wird sie ihr sagen, wie es weitergeht.» Ich wusste, wie viel Angst das alles Andrea machen würde. Aber wir durften keine Zeit mehr verlieren.
    Ich konnte Macs Miene ablesen, dass ihm dieser Anruf nicht passte, weil ich meinem Bruder per Telefon einen solchen Schock versetzte. Und das, bevor die Polizei bei Andrea und Susanna eintraf und für deren Sicherheit sorgen konnte. Doch ich hatte am eigenen Leibe erfahren, dass Sicherheit nur eine Illusion war und nichts über harte Fakten ging.
    Obwohl wir von der Gold Street und dem Revier nicht mehr weit entfernt waren, rief Mac Billy Staples an, um ihn schon einmal ins Bild zu setzen. Jede Minute zählte.
    «Vier, sieben, sechs», wiederholte Mac die Zahlen für Staples. «Das ist der Geburtstag von Karins Nichte. Moment.»
    Mac schaute mich an. «Wie alt ist sie? Zwei? Drei?»
    «Zwei.»
    «Gerade mal zwei», sagte Mac. «Sie wird also drei an ihrem Geburtstag.»
    Am anderen Ende hörte ich Billy schnell reden. Er bedankte sich für den Rechenunterricht. «Und zwei und zwei ist dann wohl vier, Mann, habe ich recht?»
    «Schon gut», sagte Mac. «Also, ihr voller Name lautet Susanna Roth Castle. Wir sind jetzt beim Revier. Bis gleich.» Mit der einen Hand ließ er das Telefon in die Hemdtasche gleiten, mit der anderen steuerte er uns auf einen der für die Polizei reservierten Parkplätze vor dem Reviergebäude. Wir stiegen hastig aus und eilten die Stufen vor dem Eingang hinauf, um dann das schmuddelige Foyer zu betreten. Eine Rezeptionistin hinter einer kugelsicheren Glaswand wies uns den Weg zu den Fahrstühlen, wo wir dann ungeduldig darauf warteten, dass die ächzenden alten Dinger sich zu uns herunterbewegten.
    «Wir müssen die beiden irgendwo verstecken», sagte ich zu Mac.
    «Oder sie bleiben mit ungefähr tausend Polizisten als Bewachung zu Hause. Das muss man noch einmal genau überdenken und mit der SOKO durchsprechen.»
    «Verstecken ist besser.»
    «Das hier ist nicht dein Fall, Karin, also bitte –»
    «Ich bin der Fall, Mac.»
    Der Aufzug kam und brachte uns hinauf in den dritten Stock zu den Detectives. Wir postierten uns links und rechts vor Billy Staples Standardschreibtisch, der hier zur üblichen Ausstattung gehörte. Staples saß in einem Büroraum mit niedriger Decke, umgeben vom geschäftigen Treiben anderer Detectives, die ihre Fälle von altmodischen, klobigen Schnurtelefonen aus bearbeiteten. Das hier war eben noch

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