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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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von Maplewood gebannt auf den hochauflösenden Bildschirm. Wir saßen hier seit kurz nach Mittag, hatten uns eine Kopie des relevanten Kameramaterials vom Einkaufscenter auf DVD mitgebracht. Doch auch die teuersten High-End-Geräte der Welt zeigten uns nicht mehr als den Van, der kurz ins Bild fuhr und dann wieder daraus verschwand. Neun Sekunden und keine Susanna.
    «Mann oder Frau?» Mac beugte sich vor und fixierte den leicht verschwommenen Clown hinter dem Steuer.
    «Kann ich nicht sagen.»
    «Komm schon, Karin, Mann oder Frau ?» Er drückte heftiger als notwendig auf Replay, und die dürftigen neun Sekunden des Clips wurden erneut abgespielt. Sobald er vorbei war, drückte Mac die Taste erneut und beugte sich vor, näher an den Bildschirm. Es ließ sich unmöglich sagen, wer da am Steuer des Vans saß. Zu sehen war lediglich jemand undefinierbaren Alters und Geschlechts mit einer orangefarbenen Clownsperücke. Als dieser Jemand die Perücke abnahm und das Kostüm auszog, hatte das keine Kamera mitgeschnitten. Ob nun Mann oder Frau, die Person war – vermutlich zusammen mit Susanna – untergetaucht und verschwunden.
    Eine Autopsie von Lizzie Stoppards Leiche war schon in die Wege geleitet worden, aber bislang war die Todesursache noch unbekannt. Der vorläufige Bericht hielt fest, dass es kein Blut an der Leiche gab, keine Zeichen für einen Übergriff … oder irgendetwas anderes, das auf Gewalteinwirkung hinwies, einmal abgesehen von einigen frischen Hämatomen und Kratzern, die vermuten ließen, dass sie sich gegen einen Angreifer gewehrt hatte. Vielleicht hatte die Spritze, die man im Van gefunden hatte, etwas mit dem Mord zu tun. Doch solange die endgültigen Ergebnisse der Autopsie noch nicht vorlagen, würden wir nicht erfahren, wie und wann genau Lizzie Stoppard gestorben war oder ob man ihr tatsächlich etwas gespritzt hatte.
    Mac lehnte sich zurück und schaute mich an. Seine Augen tränten leicht und waren gerötet. Meine sahen bestimmt nicht besser aus.
    «Wie sie umgebracht wurde …», sagte er. «Schnell, unspektakulär und ohne jedes Aufsehen. Ohne offensichtliche Gewalt. Ohne unnötige Quälerei. Ganz anders als bei Price, der das alles braucht.»
    Schnell verdrängte ich die Bilder in meinem Kopf, die Schnappschüsse der Tatorte, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hatten. Ich konzentrierte mich stattdessen ganz auf diesen Moment, die Unterhaltung mit Mac.
    «Ich glaube, der Clown ist eine Frau», sagte er.
    «Vielleicht. Aber das Kostüm lag noch im Van. Das würde keine Frau da einfach zurücklassen.»
    «Also suchen wir nach einem ganz seltenen Exemplar – einer unordentlichen Frau.» Mac lächelte schwach. «Ich muss schon sagen, Karin, du überraschst mich. Ich wusste nicht, dass du in solchen Schubladen denkst. Insbesondere weil du ja auch selbst nicht zwingend die Allerordentlichste bist.»
    «Bei der Sache mit dem Kostüm geht es nicht um Ordnungsliebe», erwiderte ich. «Es da liegen zu lassen, ist eher nachlässig, unüberlegt, gedankenlos . Ich kenne keine einzige Frau, die nicht jeden Aspekt ihres Lebens strategisch plant. Bei den Erfolgen einer Frau, wenn wir diese Entführung denn so bezeichnen wollen, ist jeder Schritt vorher bis ins Detail durchdacht.»
    «Multitasking.»
    «Nein, nicht einfach nur das. Ich meine einen richtigen Schlachtplan. Jede Frau, die ich kenne, mich eingeschlossen, legt sich vorher gedanklich alles ganz genau zurecht. Eines kann ich dir jedenfalls sagen, ich hätte das Kostüm nicht da liegen lassen. So etwas vergisst man nicht einfach. Er – sie – hat alles getan, um die Dominosteine effektvoll in Szene zu setzen, und lässt dann das Kostüm liegen. Das war eine bewusste Entscheidung.»
    «Gut, zugegeben. Das beweist dann eine gewisse Ambivalenz, weil wir natürlich ihre – oder seine – DNS daran finden werden. Hautpartikel, Haare, irgendwas.»
    «Martin Price hat sich bei seinen Verbrechen nicht im Mindesten ambivalent verhalten.»
    «Also wenn es nicht Ambivalenz ist», sagte Mac, «dann sollen wir sie wohl erwischen, weil sie die Tat nicht vollenden will – oder sie ist einfach ein völliger Anfänger. Vielleicht hat sie bei dem Mord an Lizzie auch festgestellt, dass Töten nicht ihr Ding ist … vielleicht haben wir Susanna deshalb auch nicht gefunden.»
    An Macs Theorie gefiel mir, dass der Täter darin nicht so blutrünstig war wie JPP. Auch wenn das Wunschdenken sein mochte. Möglicherweise war Susanna noch am Leben .
    «Nehmen wir

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