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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Blonde, und es klang eher wehmütig als amüsiert. »Leider. Warum nur ist sie so unnahbar?«
    Ohne sich umzudrehen, ging Ben weiter. Die beiden schwachsinnigen Riesenbabys hatten die Aufgabe als Wächter auch nur wegen ihres beeindruckenden Äußeren übertragen bekommen, dachte er. An ihren Fähigkeiten oder außergewöhnlicher Intelligenz konnte es nicht liegen. Sie waren wohl eher so etwas wie protzige, lebende Verzierungen auf zwei Beinen.
    Wenigstens hatten sie sich nicht geirrt, was den Waschtag anbelangte. Ben ließ den mit zahlreichen Stuckarbeiten verzierten Palast links liegen, ging durch die sorgsam gepflegte Gartenanlage und vorbei an zahlreichen Büschen, die zu Kugeln, Pyramiden und anderen geometrischen Formen gestutzt waren, vorbei an einem marmornen Wasserbecken und der Reiterstatue von Herrn Dicime, die auf einem riesigen Sockel stand. Ein Diener in grüner Livree, der eben die mannshohen Fackeln an den Kreuzungen der Gartenwege auswechselte, blickte ihm neugierig hinterher, aber er sprang nicht auf ihn los.
    Im hinteren Bereich, der weniger aufwendig gestaltet war und nicht der Repräsentation diente, entdeckte Ben tatsächlich Anula. Sie und zwei weitere Dienerinnen beugten sich auf der Wiese neben dem leeren Drachenstall mit den vergoldeten Gitterstäben, in dem vor wenigen Wochen noch Juri eingesperrt gewesen war, über drei große hölzerne Tröge
und schrubbten Kleidungsstücke. Auf den streng parallel ausgerichteten Leinen hinter ihnen hingen nasse Hemden, Hosen, Röcke und Bettlaken schlaff in der Windstille, dazwischen das eine oder andere Wams oder eine Livree in den Farben des Kaufmanns, hellgrün und golden. Die Sonne brannte vom Himmel.
    Anula hatte die Ärmel ihres weiten, hellgrünen Hemds hochgekrempelt, Waschwasser glänzte auf ihren nackten Unterarmen. Aus den streng zusammengebundenen schwarzen Haaren war eine Strähne entkommen, die ihr über Stirn und Nase hing. Während die anderen beiden Dienerinnen mindestens so viel plapperten wie Wäsche schrubbten, war sie in ihre Arbeit vertieft, die roten Lippen leicht geöffnet, und kämpfte angestrengt mit einem hartnäckigen Schmutzfleck.
    Sie war sogar noch hübscher, als Ben sie in Erinnerung gehabt hatte, und sie zu sehen, machte ihn glücklich. Verfolgung und Kopfgeld waren vergessen, er war hier und alles war gut, sein Mund mit einem Mal trocken.
    Mit feuchten Händen nahm er das Tuch vom Kopf, das seine Ohren abstehen ließ und dessen hellrote Farbe viel zu mädchenhaft war, und näherte sich langsam Anula. Er bemerkte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, er konnte nicht anders.
    Noch bevor er etwas sagen konnte, hob sie den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken die widerspenstige Strähne aus der Stirn. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und starrte ihn an.
    »Du?«, fragte sie mit leiser Stimme, und es klang mindestens so überrascht, wie Ben erwartet hatte, wenn auch nicht so erfreut.
    »Ich habe doch gesagt, ich komme wieder.« Auch wenn er
sich nicht mehr sicher war, ob er das wirklich getan hatte, bemühte er sich nun, aus seinem unsicheren Lächeln ein strahlendes zu machen. Doch es wollte ihm nicht recht gelingen, Anulas Blick war zu entgeistert.
    Neugierig hoben die beiden Dienerinnen die Köpfe, und als sie ihn sahen, kicherten sie und tuschelten Sätze, die Ben nicht verstand.
    »Ja, aber...« Anula richtete sich ganz auf. »Ich dachte nicht...«
    »Ich habe es versprochen.«
    Das Kichern der Dienerinnen wurde lauter.
    Anula maß ihn von oben bis unten und wirkte verwirrt. Sie bemerkte, wie er nervös an dem roten Tuch in seinen Händen herumnestelte, und ein kurzes Lächeln huschte über ihre Züge, dann betrachtete sie ihn wieder ernst. »Ich sehe, du trägst eine neue Hose.«
    Ben schluckte und wurde knallrot. Die Dienerinnen kicherten nun ohne Unterlass, und das war ihm so peinlich, dass er bestimmt noch tiefer errötete. Er spürte seine Wangen brennen.
    Wie hatte er nur so dumm sein können! Anula war die Einzige in Falcenzca, die seinen Namen kannte, die sich mit Sicherheit an seine Hose erinnerte und eine Verbindung zu jener auf dem Steckbrief hatte ziehen können. Schon längst musste sie davon ausgehen, dass er ein Mörder war. Er ließ die Schultern hängen und sah sie flehend an. »Hör mir zu, bitte.«
    »Warum sollte ich? Das letzte Mal hast du mich belogen.« Zorn blitzte in ihren Augen. Sie war klein, ging ihm höchstens bis zur Nasenspitze, aber sie schaffte es, dass er sich viel

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