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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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lernen. Und ich glaube, was ihr da vorschwebt, ist eine Begegnung ohne Trennscheibe. Ich glaube, sie hofft, Sie würden einmal zum Abendessen kommen, wenn wir beide freihaben.«
    »Wirklich? Sie würden eine völlig Unbekannte zu sich zum Abendessen einladen?«
    »Ich habe drei Töchter großgezogen, sie zwei Söhne. Für uns beide ist es keine große soziale Herausforderung, ein, zwei Mäuler mehr zu stopfen. Und nach dieser speziellen Unterredung würde keiner von uns beiden Sie in die Kategorie Unbekannte einordnen.«
    Die »ein, zwei Mäuler mehr« gaben mir zu denken und ließen mich verstummen. Mit wie vielen Unbekannten würde ich bei diesem Essen Konversation machen müssen?
    »Bringen Sie Ihren Freund mit«, fuhr er fort. »Wir wollen ihn kennen lernen. Jackie und ich sind gute Menschenkenner. Und ein bisschen neugierig. Unsere Kinder hatten - und haben - es nicht eilig, ihre Liebschaften heimzubringen, in uns gärt also einiges an unterdrückter elterlicher Fürsorge. Sagen Sie nur Bescheid, ob jemand von Ihnen Vegetarier ist oder koscher isst oder Laktose nicht verträgt.«
    »Ich weiß, Sie werden ihn nicht mögen.«
    »Halt, halt. Solang Sie mich um Rat bitten, sollten Sie Folgendes nie vergessen: In meinem Beruf komme ich beinahe täglich mit Patientinnen zusammen, mit denen mich ein gemeinsames Ziel und - wie lange es auch dauert - fast immer ein glückliches Ende verbindet. Ungefähr im sechsten Monat kommen sie mit ihren Ehemännern oder Partnern oder wie man sie in der laufenden Dekade gerade nennt. Ich bin fast immer überrascht. Die meisten dieser Männer sind nervös. Die, die nicht nervös sind, sind meistens doof oder überheblich oder zu gleichgültig gegenüber dem, was ein Fötus darstellt, nämlich Verantwortung oder Erwachsensein oder das Ende der Freiheit. Was ich in all den Jahren gelernt habe, ist, keine Urteile zu fällen, denn wenn ich mich von meinem ersten, zweiten und dritten Eindruck leiten ließe, käme ich vor lauter Sorge über das Leben meiner Mütter post partum zu nichts anderem mehr. Schließlich und endlich sehe ich sie alle im Kreißsaal wieder, und manche geben mir auch dann noch zu denken, aber beim Großteil, wenn sie es denn so weit schaffen und ihr Kind dann vor sich sehen, kriege ich schon einen tieferen Einblick, und dann habe ich ein verdammt gutes Gefühl.«
    Ich dachte an Ray, wie er mich auf der Suche nach einer Freundin über den Flur führte; an seine Stimme, die gedämpft und konfus vom Badezimmerboden her nach Hilfe rief. Und darüber hinaus gab es diese klitzekleine Sache mit seiner heißen Wange an meiner und seinen Lippen, die sich meinen Dornfortsatz entlangarbeiteten, und wie sehr ich das doch mochte.
    »Irgendetwas muss doch für ihn sprechen«, versuchte Henry mir auf die Sprünge zu helfen.
    »Na ja, bei ihm muss ich nicht liebenswürdig und interessant sein. Es scheint ihm nichts auszumachen, dass er für den Hauptteil der Unterhaltung sorgen muss. Und er merkt, was ich brauche - ein Telefon, einen Anrufbeantworter, einen Computer, Gesundheits- und Kosmetikartikel, Freunde.«
    »Das heißt also, er ist aufmerksam.«
    Ich sagte, ich sei mir nicht sicher. Doch. Schon. Es sah tatsächlich so aus, als mache Ray sich etwas aus mir, sogar Sorgen um mich und meine Fähigkeiten, im Leben zu bestehen.
    »Na, da sind wir doch schon einen Schritt weiter.«
    Im Hintergrund hörte ich die praktische, wenn nicht gar klinische Aufforderung: »Frag sie, womit sie verhütet.«
    Er hatte das wahrscheinlich mit einem energischen Kopfschütteln verneint, denn jetzt war Jackie am Apparat. »Henry kann kaum mehr die Augen offen halten. Ich glaube, er möchte, dass ich das hier zu Ende bringe.«
    Ich sagte, mein Piepser habe sich ohnehin gerade gemeldet. Abendessen wäre wunderbar. Danke.
    Warum hatte ich das gesagt? Abendessen wäre überhaupt nicht wunderbar. Mir graute vor diesem Abendessen. Für Ray wäre es unser Coming-out als Paar. Jackie, die Lebensgefährtin und Assistentin, würde mich im Laufe des Abends mit ihrer Toleranz und ihrem Egalitarismus restlos davon überzeugen, dass Rays gute Eigenschaften seine schlechten weit übertrafen. Und den Vorsitz würde Dr. Shaw führen, der Patron aller seltsamen Paare, der Sprecher der amerikanischen Sektion der Schlaflosen Ärzte mit Privatleben .
    Rasch fügte ich hinzu: »Aber leider muss ich ablehnen. Mein katastrophaler Dienstplan.«
    »Unsinn«, sagte Jackie. »Samstagabend, Punkt sieben. Bringen Sie ihren

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