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Der Dschungel

Der Dschungel

Titel: Der Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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mal ganz übel mitgespielt«, antwortete Jurgis.
    »Und wer ist es?«
    »Ein Lademeister von Brown – jedenfalls war er das früher. Er heißt Connor.«
    Der andere erschrak. »Connor?« rief er. »Doch nicht
    etwa Phil Connor?«
    »Doch«, sagte Jurgis, »das ist der Kerl. Wieso?«
    »O Gott!« rief Harper. »Da hast du dich schön in die Nesseln gesetzt, mein Lieber! Bei der Sache kann ich dir nicht helfen!«
    »Nein? Wieso denn nicht?«
    »Na, das ist doch einer von Scullys wichtigsten Leuten. Mitglied der War Whoop League und so. Sie wollen ihn wohl sogar ins Parlament schicken. Phil Connor! Allmächtiger!«
    Jurgis verstummte vor Bestürzung.
    »Mann, wenn der will«, fuhr Harper fort, »kriegst du Zuchthaus, kommst nach Joliet!«
    »Könnte mich Scully nicht rausholen, bevor er Einzelheiten erfährt?« fragte Jurgis schließlich.
    »Scully ist verreist. Ich weiß nicht mal, wohin – er will von dem Streik nicht mehr belästigt werden.«
    Das war wirklich eine schlimme Geschichte. Der arme Jurgis wußte nicht weiter. Seine Beziehungen waren auf noch bessere Beziehungen gestoßen, und nun war er erledigt! »Was soll ich denn jetzt machen?« fragte er kläglich.
    »Woher soll ich das wissen? Ich dürfte nicht mal wagen, die Kaution für dich einzuzahlen – würde mich damit vielleicht fürs ganze Leben unglücklich machen!«
    Wieder herrschte Schweigen.
    »Könntest du es nicht trotzdem für mich regeln«, fragte Jurgis nach einer Weile, »und so tun, als hättest du keine Ahnung, wen ich zusammengeschlagen habe?«
    »Aber was soll dir das nützen, wenn du nachher vor Gericht kommst?« gab Harper zurück. Dann überlegte er eine Minute angestrengt. »Die einzige Möglichkeit«, sagte er schließlich, »wäre die: Ich versuche, die Kaution herabgesetzt zu bekommen, und wenn dein Geld reicht, zahlst du und läßt dich nie wieder sehen.«
    »Auf wieviel wirst du sie runterhandeln können?« fragte Jurgis, nachdem er sich die Sache hatte näher erklären lassen.
    »Das ist vorher nicht genau zu sagen«, erwiderte Harper. »Wieviel Geld hast du?«
    »Ungefähr dreihundert Dollar.«
    »Hm.« Harper wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht, ob das reicht, aber ich will’s versuchen – vielleicht krieg ich dich frei. Ich gehe das Wagnis aus reiner Freundschaft ein, denn es täte mir leid, dich auf ein paar Jahre hinter Gitter wandern zu sehen.«
    Jurgis förderte sein Sparbuch zutage, das in seine Hose eingenäht war, und unterzeichnete eine von Harper geschriebene Vollmacht zum Abheben des gesamten Betrages. Dann ging Harper das Geld holen, eilte damit zum Gericht und erklärte dem Richter, Jurgis Rudkus sei ein grundsolider Bürger und ein guter Freund von Mr. Scully, und er wäre von einem Streikbrecher angegriffen worden. Die Kaution wurde auf dreihundert Dollar herabgesetzt, und Harper hinterlegte sie – auf seinen eigenen Namen. Das sagte er aber Jurgis nicht, und ebensowenig daß es für ihn ein leichtes sein würde, wenn es zur Verhandlung kam, das Verfallen dieser Kaution zu verhindern und die dreihundert Dollar als Lohn für das Risiko, Mike Scully zu verärgern, in die eigene Tasche zu stecken! Er sagte zu Jurgis lediglich, er sei nun frei und tue am besten daran, sich so schnell wie möglich aus dem Staube zu machen.
    Erleichtert und von Dankbarkeit überwältigt, steckte Jurgis den Dollar und die vierzehn Cent, die ihm von seinem gesamten Spargeld geblieben waren, zu den zweieinviertel Dollar, die er noch von der gestrigen Sauftour übrig hatte, nahm eine Straßenbahn und stieg erst am anderen Ende von Chicago wieder aus.

27
    Der arme Jurgis war nun wieder ein Ausgestoßener und Obdachloser – war so hilflos wie ein Raubtier, das seine Krallen verloren hat oder wie eine Schnecke, der das Haus vom Rücken gerissen worden ist. Durch einen einzigen Schlag war er um all jene Wunderwaffen gebracht worden, die es ihm ermöglicht hatten, sich mit Leichtigkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen und sich den Konsequenzen seiner Taten zu entziehen. Jetzt konnte er nicht mehr jederzeit und nach Geschmack einen Arbeitsplatz bekommen und auch nicht mehr ungestraft stehlen, jetzt mußte er sein Glück auf dieselbe Weise versuchen wie die breite Masse. Nein, schlimmer noch, denn unter die konnte er sich gar nicht wagen – er durfte sich nicht blicken lassen, denn er war ja als Schädling gebrandmarkt. Seine alten Kumpane würden ihn verraten, weil sie dadurch an Einfluß gewinnen konnten; und er müßte

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