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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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denn er presste die Hand auf die Wunde.
    Doch der Unbekannte war schnell, seine Beine stampften im gleich bleibenden Rhythmus über den moosigen Waldboden, er übersprang quer liegende Stämme, tauchte
unter Ästen hindurch, wich Erdlöchern und Gräben aus. Irgendetwas an den Bewegungen des Mannes kam Tristan bekannt vor, sie hatten etwas Kraftvolles und zugleich Tänzerisches.
    Tristan rannte noch ein Stück hinter ihm her, ohne die Distanz verringern zu können.
    Er musste an die Frauen denken, die schutzlos waren, solange er den Maskierten verfolgte. Vielleicht hatte der Attentäter einen Komplizen.
    Schließlich blieb Tristan abrupt stehen und lief wieder zur Lichtung zurück.
    Sieben, acht keuchende Atemzüge starrte er auf das Bild, das sich ihm bot: blutverschmierte Kleider, Hüte, die der Wind wie Reifen über die Lichtung trieb, stöhnende, hinkende, weinende Frauen. Tristan befürchtete das Schlimmste.
    Mittlerweile waren auch die samoanischen Kutscher und Diener herbeigeeilt. Sie, Clara Hanssen und er waren die Einzigen, die nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
    Und noch immer keine Spur seines Polizisten.
    Nichts in seiner Ausbildung hatte ihn auf diese Situation vorbereitet. Er hatte gelernt, zu fechten und zu schießen, hatte Angriffs- und Rückzugsstrategien gepaukt, Lagerbau, Verteidigung von Stellungen, Bau von Schützengräben, Militärrecht, Kommandostrukturen, Disziplin, Meldewesen, Einsatz von Pferden und Geschützen im Feld, Umgang mit fremdländischen Hilfs- und Polizeitruppen wie der Fita-Fita … Dass er aber allein gegen einen aus dem Hinterhalt angreifenden und feige fliehenden Feind ankämpfen und dabei sieben verletzte Frauen versorgen und beschützen musste, das war etwas, das er noch nie geübt, geschweige denn in Betracht gezogen hatte.
    Zunächst musste er wissen, wie schlimm es um die Damen
stand. Er wies die Kutscher und Diener an, sich der weinenden und am Boden liegenden Frauen anzunehmen, während er selbst zur Gouverneursgattin eilte, die sich auf Clara Hanssen stützte und immerzu schimpfte: »O, diese Verbrecher, diese undankbaren Bestien.«
    »Sie müssen sich hinlegen«, sagte Tristan. »Sie sind verletzt.« Ihr Kleid war über der Brust blutgetränkt.
    Er wollte sie mit Hilfe von Clara Hanssen auf eine Decke legen, aber die Gouverneursgattin weigerte sich.
    »Lassen Sie mich! Ich muss zu meinem Mann, damit er eine Strafkompanie auf diese Horde barbarischer Wilder loslässt. Die gehören ausgerottet.«
    »Wir werden den Gouverneur so schnell wie möglich benachrichtigen«, sagte Tristan geduldig. »Erst müssen wir uns um Ihre Wunde kümmern. Sie sind verletzt und stehen noch unter dem Eindruck …«
    Frau Schultz riss sich von ihm und Clara los. »Es geht mir gut!«, schrie sie.
    »Aber … das Blut …«, stammelte er verwundert. Er konnte es nicht wagen, das Kleid der Gouverneursgattin an der Brust anzufassen, daher bat er Clara Hanssen. Doch sie verzog nur den Mund und trat einen Schritt zurück.
    Einige Tropfen Blut waren auch auf den Schal getropft. Tristan nahm ihn in die Hand, befühlte die feuchtrote Stelle, roch daran.
    »Das ist …« Er glaubte seiner Vermutung noch nicht, roch erneut. »Schweineblut«, sagte er. »Kein Zweifel. Sie sind gar nicht verletzt.«
    »Das sagte ich doch«, erwiderte sie scharf. »Dieser Wilde hat mit Beuteln nach uns geworfen.«
    Tristan blickte sich um. Zwischen den Gräsern entdeckte er eine geplatzte Schweinsblase. Auch die anderen Damen hatten sich inzwischen aufgerappelt und schienen, bis auf die verschmutzten Kleider und einige verstauchte Knöchel,
die sie sich beim Laufen in dem ungeeigneten Schuhwerk zugezogen hatten, wohlauf zu sein. »Gott sei Dank.« Tristan atmete erleichtert auf. »Dann sind Sie also alle nur mit Blasen beworfen worden, nicht mit Speeren und Dolchen.«
    Frau Schultz schnaufte erbost: »Was heißt hier ›nur‹! Wir sind voller Blut! Unsere Kleider sind hinüber! Und dazu der Schreck!«
    »Ich will ja gar nicht verharmlosen, was Ihnen zugestoßen ist. Doch verglichen mit dem, was Ihnen hätte zustoßen können , hatten Sie noch einmal Glück.«
    »Ich will«, posaunte die Gouverneursgattin aus voller Kehle, »dass Sie diesen Schuft fangen und erschießen. Haben Sie gehört!«
    »Ich …«
    »Sie werden nicht eher ruhen, bis Sie uns gerächt haben, Herr Leutnant! So etwas können wir doch nicht auf sich beruhen lassen.«
    »Ich werde selbstverständ…«
    »Kein Pardon für den

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