Der Duft der Mondblume
Plüsch. Und sieh dir nur diesen Pool an. Wie für Filmstars geschaffen«, stieß Mollie ehrfürchtig hervor.
»Aber wenn ich daran zurückdenke, wie es war, was Eleanor hier aufgebaut hatte … Na ja, du hast es eben nie gesehen.« Catherine hielt eine Hotelangestellte an. »Entschuldigung, aber gibt es noch irgendwelche Überreste des alten Palm-Grove-Hotels?«
Das Mädchen war ratlos. »Tut mir leid, ich bin neu hier. Aber der alte Bereich ist dort hinten.«
»Dem Himmel sei Dank. Komm.« Catherine durchquerte die Lobby mit raschem Schritt. Mollie folgte ihr langsam und bewunderte dabei die Ausstattung mit den lebensgroßen Porträts der hawaiianischen Königsfamilie, die Marmortische mit den riesigen Kristallvasen voller Blumen, die Aubussonteppiche und die bequemen tiefen Sessel mit den prachtvollen Seidenbezügen.
»Stell dir nur vor, wie die Suiten erst aussehen müssen!« Mollie staunte wie ein Kind.
Aber Catherine antwortete nicht. Das hier hatte überhaupt nichts mit dem gemein, was Eleanor vorgeschwebt hatte. Sie folgte dem Pfad über das Grundstück und wunderte sich, dass ihr gar nichts vertraut vorkam, bis sie ein verstecktes Schild entdeckte, das zur »Tempelstätte« wies. Catherine ging an dem Wellnessbereich vorbei und sah neben einem winzigen Wasserlilienteich eine alte Mauer aus Lavagestein, in der sich eine kleine Pforte befand. Sie trat ein und blieb überrascht stehen.
Hier war der Heiau, auch wenn er in dieser Form kaum mehr als solcher zu erkennen war. Wie es sich Abel John gewünscht hatte, waren die originalen Tempelmauern und der Altar unverrückt geblieben und standen jetzt inmitten einer gepflegten Rasenfläche. Auf kleinen Tafeln vor den Mauerresten zeigten Künstlerimpressionen, wie es hier vor hundert Jahren ausgesehen haben mochte. Eine Rundhütte mit Grasdach am anderen Ende war offenbar für Tanzvorstellungen und verschiedene Zeremonien gedacht.
»Was für ein toller Platz«, sagte Mollie. »Bestimmt für Hochzeiten und so was.«
»Es ist der Heiau. Eine heilige Stätte«, erklärte Catherine leise. »Selbst daraus haben sie eine Touristenattraktion gemacht.«
»Wo sind die alten Palmen? Du weißt schon, die mit den Namensschildern, von denen du mir erzählt hast?«
»Keine Ahnung. Der Tsunami hat so viel zerstört, aber ich kann dennoch nicht fassen, dass alles verschwunden ist. Nur gut, dass Eleanor das nicht mehr erleben musste.« Catherine blieb noch einen Moment mit geschlossenen Augen stehen, drehte sich dann auf dem Absatz um und ging.
»Trinken wir noch etwas? Es ist heiß, und die Bar sieht phantastisch aus.«
»Lieber nicht, Mollie. Lass uns noch ein Stück fahren.«
Catherine dirigierte ihre Freundin zu ihrem allerletzten Halt auf dieser merkwürdigen Reise in die Vergangenheit. Erleichtert stellte sie fest, dass sie sich zumindest noch auf der Küstenstraße orientieren konnte. Doch zwischen teuer aussehenden Häusern parkten auf jedem freien Plätzchen Autos und Wohnmobile. Und die Straße, die jetzt durch ein Wohngebiet führte, war asphaltiert. So war es schwierig, die Stelle zu finden, wo das
Nirvana
gestanden hatte, aber hinter einem weitläufigen typischen Vorstadthaus mit riesigem Garten rief Catherine: »Hier muss es gewesen sein! Die Bäume kommen mir bekannt vor. Und der Ausblick. Aber du lieber Himmel!«
»Tja, nicht gerade ein Platz für Aussteiger und Hippies«, nickte Mollie. »Wohin jetzt?«
»Ein letztes Foto, und das war’s.«
Sie blieben am Straßenrand stehen und schlossen den Wagen ab. Catherine ging den Weg zum Strand voran. Da Wind aufgekommen war, gab es keine taugliche Brandung, und der felsige Strand lag bis auf einen einsamen Fischer verlassen da. Am Ende des Strands fand Catherine den Pfad, den die Surfer immer gegangen waren.
»Wohin willst du denn? Der Weg führt ins Nirgendwo. Sackgasse, Cath!«
Aber Catherine ließ sich nicht beirren und musterte die Steine, die den Weg blockierten. »Hier!«, rief sie schließlich und rollte einen Stein beiseite. Dahinter war kein Pfad mehr zu erkennen, nur kurzes Gras. Doch Catherine marschierte einfach los. »Komm mit.«
Und da lag es tatsächlich, genauso wie sie sich daran erinnerte: das Becken der Göttin. »Schau, hier ist der Gezeitentümpel. Ein Platz nur für Frauen. Los, mach schon.«
»Was hast du vor«, fragte Mollie.
Catherine schlüpfte aus ihren Kleidern. »Wir müssen rein. Komm schon.«
Nackt balancierte sie über den felsigen Untergrund und tauchte dann in das
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