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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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zum alten Eisen. Sie haben uns sicher auch den freundlichen Zettel geschrieben?«
    Zettel? Erwin überlegte. Er wusste nichts von einem Zettel – sollte er Ja oder Nein sagen? Er nickte. »Klar habe ich das.«
    Jetzt lächelte Alexander wie eine zufriedene Katze. »Zwanzigtausend, sagten Sie? Nun, das sollte mir Ihre Diskretion schon wert sein.«
    Erwins Herz hüpfte. »Sie haben da noch einen Kollegen, von Stein heißt er, wenn Sie für den die anderen zwanzigtausend gleich mit auslegen könnten?«
    »Die anderen zwanzig–? Oh ja.« Alexanders Fingerspitzen lagen unbeweglich aneinander. »Für den Joachim, ja, ich denke, das kann ich für ihn auslegen.« Alexander beugte sich eine Winzigkeit nach vorn. »Und wissen Sie was, Herr Köpke? Wir machen es gleich rund: fünfzigtausend. Aber …« Er hob die Hand. »Dann hören wir auch wirklich nie wieder etwas von Ihnen, versprochen?«
    Jetzt legte Erwin beide Hände auf die Brust. »Heiliges Ehrenwort.«
    »Natürlich habe ich das Geld nicht in meiner Hosentasche«, fuhr Alexander liebenswürdig fort. »Aber ich kann es mir morgen früh von der Bank besorgen.«
    »Keine Hinhaltetaktik«, sagte Erwin schnell.
    »Na hören Sie, ich möchte die Sache genauso unauffällig geregelt wissen wie Sie. Bestimmen Sie selbst Uhrzeit und Örtlichkeit, wo die Bezahlung stattfinden soll.«
    Erwin überlegte kurz. »Morgen um elf bei Fiete? Das ist eine Gaststätte in der Hopfenstraße.«
    »Bei Fiete? Natürlich, wenn es Ihnen dort genehm ist. Ich kenne dieses Lokal zwar nicht, aber ich werde es schon finden. – Natürlich wünschen Sie das Geld in kleinen Scheinen?«
    »Ja. Klar.« Erwin war von Alexanders Freundlichkeit völlig überrumpelt.
    »Na dann bis morgen um elf bei Fiete.« Alexander erhob sich und begleitete Erwin bis zur Tür. »Es wäre eine Lüge zu sagen, Ihr Besuch hätte mich gefreut.«
    Erwin grinste. »Sie sind ein Gentleman. Es ist ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Und glauben Sie mir, Sie hören nie wieder von mir.«
    »Da bin ich mir sicher«, murmelte Alexander, als Erwin gegangen war. Dann ging er an seinen Schreibtisch und wählte eine Nummer.
    ***
    Bernd war ein Schulfreund gewesen. Ein gut entwickelter Vierzehnjähriger mit blonder Tolle und der Schwarm aller Mädchen. Bernd jedoch hatte für Alexander geschwärmt, und auf dem Klo stellten sie fest, dass sie vieles gemeinsam hatten. Das war lange her. Bernd hatte nicht viel gehalten von der Schule und war kurz vor dem Abitur geflogen, heute hatte er ein dickeres Konto als Alexander, und sie waren immer noch befreundet.
    Bernd, inzwischen ein Bulle von einsneunzig Körperlänge, von seinen Freunden Bernie gerufen, verdiente sein Geld überall da, wo für Sex bezahlt wurde. Ihm gehörte ein Nachtlokal, daneben vermittelte er nette kleine Mädchen aus Thailand und stramme kleine Buben aus Tschechien und Rumänien.
    Bernie hatte einen Freund, Hannes, der überragte ihn noch um fünf Zentimeter, war überall gepierct und tätowiert. Bernie und Hannes hatten einen Ruf in der Szene, einen guten. Von Gewalt hielten sie nicht viel, alles musste nett und locker ablaufen, aber wenn sie vereint anmarschiert kamen, glaubte ihnen das keiner. Und wenn Alexander anrief und ihn um einen kleinen Gefallen bat, dann vergaß Bernie schon mal seine Prinzipien.
    Den mageren Typen mit den Turnschuhen und der Baseballkappe, der bei Fiete am Fenster saß, erkannten sie sofort. Bernie und Hannes setzten sich zu ihm und nahmen ihn in die Mitte. »Hallo Erwin«, grinste Bernie.
    Erwin wurde blass. »Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?«
    »Uns schickt der Professor mit dem Geld«, grinste Bernie. »Verstehst du doch, Erwin, dass ein Mann wie er sich nicht in so eine Kneipe setzen kann, oder?«
    Erwin glaubte ihm kein Wort, aber wen kümmerte es, was Erwin glaubte? »Komm, wir gehen kurz raus, hier drin wäre es ja zu auffällig.«
    Erwin wollte nicht mitgehen, schon gar nicht durch den Hinterausgang, zu dem die beiden ihn schoben. Als die schmale Tür aufflog, sah Erwin in einen Hinterhof, wo alte Reifen und Bretter gestapelt waren, rechts stand ein halb verrostetes Auto, und links standen drei überquellende Mülltonnen. Bernie und Hannes leisteten kurze Überzeugungsarbeit, dass die Geldübergabe hinter diesen Mülltonnen stattfinden müsse.
    Als der Wirt später eine Kiste leere Flaschen auf den Hof trug, sah er die Schweinerei. Jemand hatte wohl in der Tonne gewühlt, überall lag der Müll auf dem Hof herum,

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