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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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erwartete keine Antwort auf diese rhetorische Frage. »Ich habe getötet, um Alexanders Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. So musste er sich mit mir beschäftigen. Und wenn du mich nicht bei ihm verrätst, dann wird er dem verhassten Weib am Ende gehorchen, dem Weib, das zu Alexander geworden ist.«
    »Du hättest nicht töten müssen!« Jan war wütend auf sie, weil sie über Morde sprach wie über das Kochen. »Du hättest auch eine andere Lösung für Alexander finden können.«
    »Eine andere vielleicht, aber keine ihm angemessene. Ein Alexander wäscht Kränkungen mit Blut ab.«
    Sie ging wieder in die Küche, denn die Mikrowelle hatte sich gemeldet. Jan stützte den Kopf in die Hand und versuchte, wenigstens ein Bruchteil dessen zu begreifen, was Barbara von sich gab. Mit zwei dampfenden Tellern kam sie zurück. Als sie ihn so sitzen sah, stellte sie sie ab und strich ihm übers Haar. »Jan! Was ist denn? Du hast doch keinen umgebracht. Ich liebe dich, Jan! Oder hast du gedacht, ich bringe dich auch um? Hast du das?«
    Jan langte grimmig nach Messer und Gabel, weil er beinah gesagt hätte:
Ich liebe dich auch, Barbara.
»Hätte mich nicht gewundert«, brummte er.
    Barbara lächelte, zog sich die Anzugjacke aus und legte die Krawatte ab. »Das muss man ja nicht beim Essen anhaben, nicht?«
    Jan schenkte die Gläser voll. »Worauf trinken wir denn?«, fragte er dumpf.
    »Auf die schillernde Zukunft von uns Fünfen.«
    »Von uns Fünfen?«
    »Du, Monika, Joachim, Alexander und ich. Für euch wird alles gut, wenn du mir dabei hilfst, Jan.«
    Jan wollte den Augenblick nicht durch Fragen zerstören. Wahrscheinlich hätte er die Antworten ohnehin wieder nicht begriffen. Sie tranken auf Barbaras Vision, die Jan nur ahnte, und aßen Lasagne aus der Tiefkühltruhe.
    »Sag mal, Barbara«, sagte Jan, nachdem ein Teil des Gehörten nicht verdaut, aber gesackt war, »glaubst du wirklich, dass du Alexander bist? Eine Metamorphose Barbaras? So ähnlich wie in dem Film mit den dicken Bohnen aus dem Weltall?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Den Film habe ich gesehen. Nein, es ist eher wie eine Seelenwanderung, nur dass Alexander noch nicht tot ist. Oder eine geheimnisvolle Synchronisation zweier Seelen. Zuerst wollte ich nur ein Mann sein, dann ein schwuler Mann, doch als ich Alexander begegnete, da wollte ich nur noch sein wie er.«
    »Und diesen Wunsch konntest du nicht in der Fantasie ausleben? In deinen Bildern beispielsweise?«
    »Ich wünsche mir nicht mehr, ein Mann zu sein, ich bin ein Mann. Denke dir die äußere Hülle weg. Bilder genügten mir nicht, im Gegenteil, sie steigerten das Verlangen, meine wahre Identität endlich zu leben.«
    Jan betrachtete die Bilder ringsherum. Barbara redete ganz normal und war gleichzeitig verrückt. Sie war kalt und sie war verletzlich. Sie brauchte Hilfe, seine Hilfe. Und er war ihr Freund. Wo hatte die Freundschaft ihre Grenzen?
    »Ich akzeptiere das«, sagte er, »ich verstehe es nicht, aber gerade deshalb maße ich mir nicht an, dich zu verurteilen. Was kann ich für dich tun?«
    Sie hob blitzschnell den Blick. »Bist du der Einzige, der mein Geheimnis kennt?«
    »Seit etwa einer Stunde, ja.«
    »Schwöre mir, dass du es niemandem sagst.«
    »Barbara – ich …«
    »Wenn alles so geschieht, wie ich es möchte, und es wird zu eurem Besten sein, dann stelle ich mich der Polizei, das schwöre ich dir, Jan.«
    »Nun gut. Ich sage nichts. Hat es damit zu tun, dass Alexander und Joachim das Land verlassen sollen?«
    Sie nickte. »Ich habe ihnen fünf Millionen geboten. Alexander glaubt mir natürlich kein Wort und hält mich nebenbei für etwas beschränkt. Ich meine es aber ernst, und dass es so ist, davon sollst du sie überzeugen. Dich möchte ich auch bitten, die geschäftlichen Transaktionen abzuwickeln, die dazu nötig sind.«
    Jan hörte auf mit Kauen. »Du hast fünf Millionen?«
    »Ich besitze Mietshäuser, die werde ich verkaufen.«
    Jan hätte viel dazu sagen können, aber er verkniff es sich. »Und weiter? Was ist mit Monika?«
    »Sie wird sich natürlich scheiden lassen.«
    »Niemals.«
    »Oh doch. Wenn Joachim sie verlässt und du sie dafür heiratest.«
    Jan starrte Barbara an. Diese Bemerkung erschütterte ihn fast noch mehr als ihre Morde. »Ich werde Monika heiraten? Wie kommst du auf diese Schnapsidee?«
    Sie tätschelte ihm die Hand wie einen Hund, den man beruhigt. »Nun reg dich doch nicht so auf. Wir beide können schließlich nicht heiraten, selbst

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