Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
Alexander.
    Wie ein Blitz überfiel sie die Erkenntnis: Sie war nicht in Alexander verliebt. Sie begehrte ihn nicht als Freund, Beischläfer oder Ehemann. Sie wollte selbst Alexander Kirch sein. Dieser Mann rührte an die Urgewalt ihrer Sehnsüchte, war das Urbild des Mannes, der sie immer hatte sein wollen. Das war es, was sie in seiner Nähe gefühlt hatte. Sascha war ein kleiner hübscher Junge. Er wollte erwachsen werden, wollte werden wie Alexander!
    Barbara begann zu zittern, als sie die Wahrheit erkannte. Und gestern hatte sie diese unbewusst auf die Leinwand gebannt. So oft hatte sie sich selbst als Mann gemalt, doch jetzt erkannte sie, dass ihren berühmten Selbstbildnissen immer etwas gefehlt hatte.
    Sie konnte sich von dem Anblick des Porträts nicht lösen, das ihren Seelenzustand widerspiegelte. Unsagbar selbstverliebt vergaß sie vor ihrer Staffelei die Zeit. Als sie auf die Uhr sah, war es schon zehn. Da fiel ihr Monika ein, und sie riss sich los von den magischen Augen. Elf Uhr würde sie nicht mehr schaffen, es würde halb zwölf werden. Nur gut, dass sie nicht verabredet war.
    ***
    Barbara parkte ihren bescheidenen Peugeot in einer Seitengasse. Wäre sie weniger attraktiv gewesen, hätte Barbara durchaus erwogen, sich in der Schwulenszene durch ein entsprechendes Vehikel interessanter zu machen, doch das hatte sie nicht nötig.
    Als sie in die Dorotheenstraße einbog, rollte ein dunkelgrüner Porsche an ihr vorbei. Am Steuer ein gut aussehender, blonder Mann, neben ihm eine Frau mit Lockenkopf. Günstig, Joachim und Monika kamen gerade nach Hause. Barbara stellte sich an die Straße und winkte. Der Porsche bremste neben ihr; bereits durch die Scheibe konnte Barbara erkennen, dass Monika nicht begeistert war über ihr Erscheinen. Joachim hingegen oder vielmehr Jan – ja, ein gewisser Jan Matuschek, hatte Alexander gesagt, Barbara hatte sich den Namen gemerkt – winkte freudig und stieg aus.
    »Frau Waszcynski, was für eine Überraschung.« Er streckte ihr die Hand hin. »Gehen Sie doch schon mit Monika nach oben, ich fahre schnell den Wagen in die Garage.«
    Monika war nun auch ausgestiegen und bemühte ich um ein freundliches Gesicht. »Hallo Barbara, was gibt es denn?«
    Barbara überhörte den ungnädigen Tonfall. »Nichts Besonderes. Ich dachte, ich bringe Dir eins meiner Hamburgbilder vorbei, die haben Dir doch gefallen.«
    »Ja, das stimmt. Das ist furchtbar nett von Dir. Aber das hätte doch keine Eile gehabt.« Während Jan den Porsche in die Tiefgarage fuhr, ging Monika mit Barbara ins Haus. Barbara hatte das Gefühl, dass Monika sie heute mit einem abschätzigen Blick streifte. Flache Schuhe, weiße Jeans und eine grüne Bluse. Nichts Aufregendes, aber Barbara sah einfach immer gut aus. Monika hatte das bis vor Kurzem neidlos eingestanden, plötzlich, das spürte Barbara, kam Missgunst auf.
    »Warst du wieder rein zufällig in der Gegend?«, fragte Monika im Fahrstuhl. Es klang spitz, obwohl sie Schärfe vermeiden wollte.
    »Ist das Computernetz in Joachims Firma wieder ausgefallen?«, konterte Barbara boshaft.
    Da Monika nicht so schlagfertig war, blieb sie eine Antwort schuldig. Erst in der Wohnung sagte sie: »Der Fehler ist wohl immer noch nicht behoben worden.«
    »Wie günstig für euch beide«, sagte Barbara und packte ihr Bild aus. Monika bedankte sich noch einmal, nahm einen der Drucke von der Wand und hängte es neben das Heidebild. Barbara sagte nichts dazu, sie war nicht Monikas Beraterin in Einrichtungsfragen.
    »Joachim und ich waren auf dem Markt. Ich mache uns einen Kaffee, ja? Bleibst du zum Essen?«
    »Aber nein, ich bin nur kurz vorbeigesprungen. Ich habe noch drei Verabredungen auf meinem Terminkalender, das wird mal wieder ein stressiger Tag«, log Barbara unbekümmert, denn sie hatte absolut nichts vor.
    Daraufhin belebte sich Monikas Miene. »Du Arme!«, sagte sie und schnatterte lebhaft weiter, während sie sich in die Küche begab. »Joachim und ich wollen heute Abend ausgehen, Italiener oder Chinese.«
    »Warum denn nicht einmal Japanisch?«, fragte Barbara, während sie sich zu Penelope hinunterbeugte. »Mein Gott, eure Katze wird auch immer fetter.«
    »Weil sie sterilisiert ist«, sagte Monika.
    »Wer ist sterilisiert?«, kam es von der Tür. Jan war hereingekommen und grinste. Barbara musterte ihn rasch, aber da sie den echten Joachim nicht kannte, konnte sie natürlich nichts Auffälliges bemerken. »Nur die Katze, ich nicht.«
    Jan brachte die

Weitere Kostenlose Bücher