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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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gelaufen, dass er den frischen Schweiß riechen konnte, der sich zuerst im Nacken unter dem langen Haar und dann an den Schläfen bildete.
    Sie war ganz nah. Er witterte sie, noch ehe er um die Ecke bog. Noch unbemerkt, blieb Peter von Borgo stehen, um sie in ihrer ganzen Gestalt zu erfassen, wie sie dort auf der verwitterten Bank saß. Sie war wirklich sehr jung, kaum vierzehn Jahre alt. Das lange, rot gefärbte Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, um den Hals ein anliegendes Band verschlungener schwarzer Fäden. Ihre olivgrüne Jacke war offen und ließ den Blick auf das enge Oberteil frei, unter dem sich die Brüste wölbten. Zwischen dem Spitzenrand des Tops und dem breiten Gürtel ihrer Jeans glänzte ein blassrosa Stein in ihrem Bauchnabel, die Füße steckten in klobigen Turnschuhen. Langsam trat der Vampir näher. Nun kam der Moment, in dem sie ihn bemerken durfte.
    Das Mädchen zuckte zusammen, als es plötzlich den hochgewachsenen Mann in Schwarz entdeckte, kaum zwei Schritte von ihr entfernt. Das Licht der Mondsichel enthüllte ein glattes weißes Gesicht und schwarzes Haar, im Nacken mit einem Band zusammengehalten. Peter von Borgo spürte die Feindseligkeit, die ihm entgegenbrandete, dennoch nickte er dem Mädchen auf der Bank zu, wünschte einen guten Abend und trat noch einen Schritt näher. Sie knurrte unwillig und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust.
    „Darf ich mich zu Ihnen setzen?", fragte er höflich.
    „Nein, mein Freund kommt gleich", lehnte sie trotzig ab, dennoch ließ er sich auf das raue Holz sinken.
    „Ich werde mich gleich zurückziehen, sobald er erscheint", versprach Peter von Borgo mit freundlicher Stimme, doch sie rutschte noch ein Stück weiter von ihm weg. Wieder witterte er ihren Schweiß, doch dieses Mal schwang in ihm leise Furcht, die auch in ihrer Stimme klang, als sie sagte:
    „Er muss jeden Moment hier sein!"
    Der Vampir rückte näher. „Aber ja, er kommt sicher gleich", hauchte er und hob die Lider, die bisher mit den dichten, schwarzen Wimpern seinen Blick verdunkelt hatten. Das Mädchen schrie leise auf, als es in die tiefroten Augen starrte.
    „Aber so etwas gibt es doch gar nicht", stöhnte sie. Ihre Augen, die bei Tageslicht vielleicht grünlich schimmerten, waren nun geweitete schwarze Löcher aus Angst.
    „Nein, nur in Büchern oder Filmen", stimmte er ihr zu, rutschte noch ein Stück näher und legte seinen Arm um ihre Taille. Sie würde nicht schreien, ja, sich nicht einmal wehren. Ihre Angst verblasste, der Blick wurde trüb. Der Vampir bog ihren Kopf ein Stück nach hinten, sodass sie ihm die warm pulsierende Kehle bot, dann senkten sich seine spitzen Zähne in das junge Blut.
    „Verfluchte Scheiße, was machen Sie da?"
    Wenn Peter von Borgo eines hasste, dann in seinem Genuss gestört zu werden. Er ließ das Mädchen auf die Bank sinken und wandte sich dem jungen Mann zu, der, die Hände in die Hüften gestützt, ihn wütend anfunkelte.
    „Verdammt, nimm deine dreckigen Finger von meiner Freundin!" Er ballte die Fäuste, bereit, sich auf den Nebenbuhler zu stürzen.
    Der Vampir erhob sich und trat zu ihm. Er wich dem Faustschlag aus und fing dann den Arm des Angreifers ab. Der junge Mann stöhnte vor Schmerz, als sich die schlanken Finger des Vampirs um sein Handgelenk schlössen. Rote Augen blitzten in der Dunkelheit.
    „Du hast mich gestört! Außerdem mag ich den Tonfall nicht, in dem du mit mir sprichst."
    Er hatte die Stimme nicht erhoben, doch seinem Gegenüber brach der Angstschweiß aus allen Poren. Peter von Borgo zwang ihn in die Knie und sah nachdenklich auf ihn hinab. Ein schmales Gesicht mit Dreitagebart, eine muskulöse Brust unter dem verwaschenen T-Shirt. Er roch ein wenig nach Benzin, nach Bier, Matjes und Zwiebeln, doch auch nach kräftiger Männlichkeit. Peter von Borgo zog ihn mühelos hoch, schob den Kragen der Lederjacke beiseite und biss zu.
    Beschwingt trat der Vampir den Rückweg an. Heute war ihm nicht nach lärmender, stinkender Großstadt in der unerträglichen Helligkeit tausender Neonlichter. Und Sabine? Nein, heute nicht. Die vielen Stunden, die er bewegungslos an ihrem Bett zugebracht hatte, zerrten an seinem Verstand. Heute sehnte er sich nach der Weite eines offenen Feldes, nach den Geräuschen und Gerüchen eines nächtlichen Waldes.
    Peter von Borgo schob die Hayabusa aus der Garage. Das schmiedeeiserne Tor öffnete sich geräuschlos und schloss sich dann hinter ihm wieder. Er fuhr die

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